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Straßenszenen aus Berlin, aufgenommen nach Starkregen am 22. Juli 2017.
© Paul Zinken, dpa

Klimawandel: Warnung vor dem Wetter

Starkregen, Hagel oder Hitzewellen: Das aktuelle Extremwetter gibt einen Vorgeschmack auf das, was der Klimawandel noch bringen könnte. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Wenn bei Regen weder Schirme noch Gummistiefel helfen, sondern die Feuerwehr ausrücken muss, der Notstand verkündet wird und am Ende Millionenschäden oder gar verletzte Menschen zu beklagen sind, gibt das auch hierzulande eine schlimme Ahnung von dem, was Wetter sein kann: eine Bedrohung. Regen als Sintflut mit gefluteten U-BahnSchächten, Kellern, Unterführungen, Wind als Orkan mit umgeknickten Bäumen, mit brachliegendem Bahn- und Flugverkehr.

Das Wetter macht Schluss mit seiner Kulissenexistenz, mit seinem Hintergrunddasein für ein vom Wetter fast völlig unabhängiges Stadtleben in den bisher als „gemäßigt“ bezeichneten Klimazonen. Es tritt vermehrt auf als Wirken gewaltiger Elemente, denen Mensch und Menschengemachtes wenig entgegensetzen können. Zu erleben, dass Regen zu viel wird für die vorgehaltenen Transportsysteme, ist nicht schön, und fürchten zu müssen, dass das angekündigte Gewitter einem Haus und Hof zerstört oder einen mitsamt Auto von der Fahrbahn fegt, noch weniger. Wenn das Wetter sich über ihn hermacht, muss der Mensch ohnmächtig zuschauen, und diese Ohnmacht hat zumindest in den Industrieländern inzwischen Seltenheitswert.

Es ist aber Zeit, sich neu bewusst zu werden, was – inzwischen eben auch hierzulande – eine einigermaßen berechenbare Umwelt für das Leben bedeutet. „Ohne Umwelt ist alles nichts“, plakatieren die Grünen im aktuellen Wahlkampf, und sie haben recht damit. Nicht richtig ist dagegen die Annahme, dass die sogenannten grünen Themen längst überall angekommen sind. Sie kommen zwar vor in Sonntagsreden und Parteiprogrammen, aber kaum dann, wenn es zum Machtkampf mit der Wirtschaft kommt. Vielleicht am deutlichsten zu besichtigen am grünen Ministerpräsidenten in Stuttgart, dem im politischen Geschäft die Interessen der Autohersteller doch wichtiger sind als Mensch und Umwelt.

Klima ist mehr als Wetter, es betrifft die Grundlagen des Lebens

Rom leidet unter der anhaltenden Hitze, Berlin unter der Sintfluten, Stürme nehmen zu. Das ist nicht nur, aber in der Tendenz durchaus eine Folge des globalen Klimawandels. Der bringt für Mitteleuropa nicht, wie mancher vielleicht vor ein paar Jahren noch augenzwinkernd gewitzelt hat, zusätzliche tolle Sommertage. Er bringt stattdessen zunehmende Wechselhaftigkeit und immer häufiger Extremwetter: Starkregen, Hagel, Hitzewellen. Die Risikoversicherer von der Münchener Rück haben ihre Produktpalette längst um die Option Naturkatastrophe (niedlich abgekürzt als NatCat) erweitert, und bei der jüngsten Bilanzvorstellung merkte ein Unternehmenssprecher an, dass die wetterbedingten Katastrophen von 2016 einen Eindruck davon vermittelten, wie sich ungebremster Klimawandel auswirken könnte.

Die Häufung von Extremwetter mit spürbaren Auswirkungen auf den Alltag sollte zur Folge haben, dass die Menschen ihren eigenen Anteil am Klimawandel genauer beäugen und umweltschädliches Verhalten ändern, weil sich durch persönliche Betroffenheit die Einsicht durchsetzt, dass es beim Klima um die Grundlagen des Lebens im Allgemeinen geht. Und nicht nur um das Wetter von morgen.

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