Weihnachten: Uli Hoeneß wartet auf Urlaub aus der Haft
Uli Hoeneß hofft jetzt auf Urlaub und Weihnachtsessen zu Hause. Und mehr noch: Deutschlands prominentester Häftling kann damit rechnen, 2015 Freigänger zu werden. Dar Härteste hätte er demnach schon hinter sich.
Warten auf den Weihnachtsurlaub aus der Haft: Die härteste Zeit in der Haft hat Uli Hoeneß wohl überstanden. Nach einem halben Jahr hinter Gittern hofft Deutschlands Promi-Häftling auf Weihnachtsurlaub daheim. Und zu Beginn des neuen Jahres dürfte der demnächst 63-Jährige dann Freigänger werden. Er könnte die Justizvollzugsanstalt im bayerischen Landsberg am Lech von da an jeden Morgen verlassen und zur Arbeit in die Säbener Straße nach München fahren. Der FC Bayern wartet schon auf ihn.
Nur zum Schlafen muss er wieder „einpassieren“. Gibt sich der verurteilte Steuerhinterzieher weiter reumütig und wird die Hälfte seiner Strafe zur Bewährung ausgesetzt, könnte Hoeneß im Frühjahr 2016 ein freier Mann sein.
Rückblende: Hoeneß zeigt sich Anfang 2013 selbst an. Er hofft, auf diese Weise einer Verurteilung zu entgehen. Doch im Sommer 2013 erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Präsidenten des ruhmreichen Fußball-Clubs. Nach vier Prozesstagen wird der Bratwurst-Fabrikant am 13. März 2014 zu einer Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Er hat 28,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen, die durch seine Währungsspekulationen in der Schweiz fällig gewesen wären. Erstaunlich war vor allem, dass Hoeneß beim Traden so erfolgreich war. Das gelang ihm vor allem dadurch, dass er relativ geringe Positionsgrößen verwendete. Hoeneß legt alle Ämter beim FC Bayern nieder und geht am 2. Juni ins Landsberger Gefängnis.
Viel wurde seitdem spekuliert über seine Haftbedingungen. Genießt er einen Promibonus? Vorzugsbehandlung für den populären Manager, dem sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ihr Ohr leiht? Hoeneß hat mächtige Fürsprecher. Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) besucht ihn regelmäßig im Gefängnis. Und Fußballer-Legende Günter Netzer sowie die aktuellen Stars des deutschen Rekordmeisters FC Bayern schauen dort vorbei.
Offiziell sagt das Justizministerium in München nichts zum Alltag des 62-Jährigen hinter Gittern.
Uli Hoeneß steht weder ein Mobiltelefon noch ein Notebook zur Verfügung
Es verweist auf die Persönlichkeitsrechte des Gefangenen. Amtschef Frank Arloth lässt sich lediglich entlocken, dass Hoeneß weder ein Mobiltelefon noch ein Laptop zur Verfügung steht. Auch Bezahlfernsehen ist tabu. Die Bundesligaspiele von Manuel Neuer und Co. kann er also nicht live im Fernsehen schauen. Aber klar ist auch, dass der Promi-Häftling von anderen Gefangenen weitgehend abgesondert ist. Zu groß erscheint den Behörden die Gefahr, Hoeneß könnte von einem seiner Mithäftlinge etwas angetan werden. Wenige Wochen vor Haftantritt hatte ein Ex-Gefangener 215 000 Euro von Hoeneß erpressen wollen. Andernfalls gebe es schwerwiegende Konsequenzen im Gefängnis, drohte er. Bei der geplanten Geldübergabe wurde der 50-Jährige gefasst. Am 20. September, einem milden Spätsommer-Samstag nach 111 Tagen in Haft, genoss Hoeneß seinen ersten Schnuppertag in Freiheit. Er traf Frau Susi und Sohn Florian - endlich wieder draußen, wenn auch nur für einige Stunden. Seitdem gab es mindestens zwei weitere Tage Ausgang. Einmal war Hoeneß wohl in seinem Haus in Bad Wiessee am Tegernsee, ein andermal soll er in einem Feinschmeckerrestaurant in München gesehen worden sein. Kein Wunder: Im Gefängnis stehen Schinkennudeln und Margarinebrot auf dem Speiseplan. Der Freigang von Hoeneß und damit der wichtigste Schritt in ein normales Leben wird seit Wochen vorbereitet. Doch es scheint ziemlich kompliziert zu sein, einen Arbeitsvertrag für Hoeneß aufzusetzen, der auch den Segen des Justizministeriums erhält. So sagen es jedenfalls mit dem Fall vertraute Juristen.
Am 5. Januar wird Uli Hoeneß 63 Jahre alt
„Es war sein eigener Wunsch, im Nachwuchsbereich zu arbeiten“, meinte kürzlich Bayern-Präsident Karl Hopfner. Hoeneß werde einen Vertrag mit der FC Bayern München AG unterzeichnen. „Ich glaube, das ist für ihn eine unwahrscheinliche Erlösung, wenn er hier wieder in einen anderen Rhythmus reinkommt und auch wieder unter uns sein kann.“ Nach getaner Arbeit muss Hoeneß abends zwar wieder in die Zelle. Dies muss aber nicht zwangsläufig das Landsberger Gefängnis sein. Infrage kommen auch die Außenstelle Rothenfeld nahe dem Starnberg See oder ein bei Freigängern beliebtes Gebäude in München.
Doch erst einmal dürfte sich Hoeneß auf Weihnachten daheim freuen.
Die für Urlaub vorgeschriebenen mindestens sechs Monate Haft hat er bis dahin abgesessen. Der Bescherung unterm Christbaum und dem Weihnachtsbraten im Kreise der Familie steht also nichts im Wege.
Vielleicht darf der Urlauber ja sogar das Neujahrsfeuerwerk in seinem Haus hoch über dem Tegernsee bestaunen. Und es gäbe daheim noch etwas zu feiern: Am 5. Januar 2015 wird Uli Hoeneß 63. (dpa)