Uli Hoeneß: Wie konnte er zwei Milliarden Euro einsetzen? Warum war er nicht sofort pleite?
Uli Hoeneß hatte knapp zwei Milliarden Euro zum Spekulieren. Möglich wurde das durch einen sogenannten Hebel, wie ihn Trader verwenden. Ein Hebel erhöht das Risiko und die Rendite, er erhöht aber auch das Pleiterisiko. Wie Trader mit diesem Dilemma umgehen und was normale Anleger daraus lernen können.
Wie kam Uli Hoeneß, der Ex-Präsident des FC Bayern, auf einen Betrag von fast zwei Milliarden Euro, mit denen er spekulieren konnte? Jeder Trader, der mit Devisen oder anderen Dingen spekuliert, kann einen sogenannten Hebel in Anspruch nehmen. Dabei handelt es sich um einen Kredit des Brokers oder der Bank, mit der der Trader zusammenarbeitet. Der Trader kann dadurch ein Vielfaches seines eigenen Kapitals einsetzen, um einen höheren Gewinn zu erzielen. Normale Anleger seien an dieser Stelle ausdrücklich davor gewarnt, einen Hebel zu benutzen, dadurch steigt das Risiko, pleite zu gehen, enorm. Hier geht es im Folgenden darum, den Mechanismus zu erklären und deutlich zu machen, warum Anleger die Finger davon lassen sollten und was sie andererseits aus dem Prinzip der Verlustbegrenzung lernen können.
Wie kommt die Zahl zwei Milliarden zustande?
Die Zahl zwei Milliarden kommt bei Uli Hoeneß ganz einfach zustande. Er hatte auf dem Höhepunkt seines Tradings 150 Millionen Euro auf seinem Handelskonto. Nach anderen Berichten waren es 164 Millionen, es wurden aber auch schon ganz andere Zahlen genannt. Entscheidend ist hier nur das Prinzip des Hebels. Wenn er mit Hilfe seiner Bank einen Eigenbeitrag von 150 Millionen mit dem Faktor zwei hebelt, dann hat er 300 Millionen zur Verfügung, weil die Bank ihm für diesen Zweck 150 Millionen geliehen hat. Hoeneß hatte aber wie jeder Trader die Möglichkeit, mit einem viel höheren Hebel zu arbeiten. Nehmen wir Faktor zehn. Bei einem Eigenkapital von 150 Millionen wären es dann 1,5 Milliarden, die er bewegen konnte. Bei einem Eigenkapital von 164 Millionen, das war die Alternativzahl, wären es bei einem Hebelfaktor 12 fast zwei Milliarden. So kommt diese Zahl zustande. Viele Trader arbeiten mit noch höheren Hebeln. Faktor 20, oder Faktor 50, gar Faktor 100 ist möglich. Entscheidend hierfür ist die Frage, wieviel Geld die Bank bereit ist, zur Verfügung zu stellen.
Das Schlüsselkonzept: Das Risiko erhöhen und gleichzeitig begrenzen
In früheren Berichten hatte es geheißen, dass die Bank Vontobel und das Bankhaus Julius Bär dem Trader Uli Hoeneß gleichzeitig ein Limit gesetzt haben, wieviel Uli Hoeneß riskieren durfte. Es klingt vordergründig wie ein Widerspruch, wenn die Banken ihm einerseits Kredit gegeben haben, damit er seinen Einsatz und damit sein Risiko erhöhen konnte und sie ihm andererseits ein Limit setzten. Das ist aber kein Widerspruch. Dazu muss man verstehen, wie der Handel mit einem Hebel funktioniert. Wer das Zehnfache seines Eigenkapitals einsetzt, ist pleite, wenn der Wert seines Einsatzes um zehn Prozent gesunken ist. Da Kurseinbrüche um zehn Prozent immer wieder vorkommen, egal ob bei Devisen, Aktien, Schweinbäuchen oder Gold, muss sich der Trader vor dem Pleiterisiko schützen.
Wie der Trader sich vor der Pleite schützt
Uli Hoeneß musste sich wie jeder Trader vor der Pleite schützen. Mehr noch, er musste sich selbst vor kleineren Verlusten schützen. Hätte er pro Trade mehr als ein Prozent seines Eigenkapitals verlieren können, wäre er über kurz oder lang pleite gegangen. Eine Erläuterung darüber, warum es zu riskant ist, pro Trade mehr als ein Prozent zu riskieren, und was auch der normale Anleger daraus lernen kann, lesen Sie bitte hier.
Wollte Uli Hoeneß bei einem Trade mit Hebelfaktor zehn nicht mehr als ein Prozent seines Eigenkapitals verlieren, dann musste er sehr vorsichtig mit seinen Positionsgrößen umgehen. Zudem kann nur allerstrengste Verlustbegrenzung verhindern, dass ein höherer Verlust entsteht. Aufgrund der Hebelwirkung haben schon kleine Kursbewegungen enorme Auswirkungen auf das Konto.
Wie funktioniert Verlustbegrenzung?
Trader wie Uli Hoeneß haben eine Handelssystematik, ein Regelwerk, das sehr einfach oder aber auch kompliziert sein kann, und das genau festlegt, unter welchen Umständen der Trader einsteigt und wieder aussteigt. Wie immer das Handelssystem im einzelnen aussehen mag, der Trader stellt eine Order ein, mit der er nach seinem Einstieg den Verlust begrenzt. Das ist der sogenannte Verluststopp. Das heißt, wenn der Kurs nicht in die gewünschte Richtung läuft, stellt die Order die Position glatt. Der genaue Punkt des Ausstiegs wird so festgelegt, dass bei Erreichen des Kursniveaus der Trader davon ausgeht, dass das Kalkül nicht aufgegangen ist. Die Höhe der Position hat er so festgelegt, dass er im Falle eines "Ausstoppens" nicht mehr verliert, als er bei seinen Trades generell zulässt. Zum Beispiel ein Prozent des Handelskontos. Beim Trading werden also einerseits die Risiken durch Hebel erhöht, um den Gewinn zu erhöhen, andererseits werden die Risiken umso stärker begrenzt, um das Verlustrisiko zu minimieren.
Was der normale Anleger daraus lernen kann
Uli Hoeneß hat nach anfänglich sagenhaften Gewinnen später fast alles wieder verloren. Der normale Sparer sollte sich gut überlegen, ob er mit Krediten der Bank sein Verlustrisiko wirklich erhöhen möchte. Die Gefahr dabei ist sehr groß.
Andererseits kann das andere Prinzip des Tradings - die Verlustbegrenzung - auch dem einfachen Anleger helfen. Wer sich darauf einlässt, einzelne Aktien zu kaufen, könnte eine Verlustbegrenzung verwenden, um auszusteigen, wenn sich zeigt, dass aus der Aktie nichts wird. Eine andere Möglichkeit der Verlustbegrenzung ist es, sich gar nicht auf das Risiko einzelner Aktien einzulassen, sondern einen ganzen Index zu kaufen, wie es mit sogenannten ETFs möglich ist. Verluste können auch dadurch begrenzt werden, dass der Anleger nur einen Teil seines Kontos in Aktien anlegt und den größeren Teil als Geld auf dem Tagesgeldkonto liegen lässt. Dann kombiniert er eine langfristig höhere Rendite bei Aktien mit der sicheren Verwahrung des Geldes bei niedrigen Zinsen. Je höher der Geldanteil ist, desto geringer ist das zwischenzeitliche Verlustrisiko. Wer das Verlustrisiko zum Kernpunkt seiner Anlageentscheidung macht, der hat vielleicht das wichtigste Kriterium im Griff.