Global Gender Gap Report: Trend zur Gleichberechtigung von Mann und Frau gestoppt
Die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern ist erstmals seit 2006 gestiegen. Das geht aus dem "Global Gender Gap Report" des WEF hervor.
Der langjährige Trend zu mehr Gleichberechtigung weltweit ist einer Studie zufolge ins Stocken geraten. Die Lücke zwischen den Geschlechtern im Hinblick auf Gesundheit, Bildung, ökonomische Teilhabe und politische Mitwirkung ist 2017 erstmals seit 2006 gewachsen, wie ein am Donnerstag veröffentlichter Bericht des Weltwirtschaftsforums (WEF) zeigt. „Ein Jahrzehnt des langsamen, aber stetigen Fortschritts beim Verbessern der Gleichheit zwischen den Geschlechtern kam 2017 zum Erliegen“, heißt in dem Papier.
Deutschland kletterte im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz auf Rang 12 und steht nun knapp hinter Frankreich (11.). Fast 78 Prozent der Geschlechterkluft sind demnach hierzulande geschlossen. Gemessen am ersten Ranking 2006 ging es aber deutlich nach unten, damals stand die Bundesrepublik noch auf Platz 5. Weltweit sind derzeit etwa 68 Prozent der Geschlechterkluft geschlossen, etwas weniger als in den Jahren 2016 und 2015 (68,3 bzw. 68,1 Prozent).
So erzielt Deutschland in zwei der vier untersuchten Bereiche - Bildung und Gesundheit - fast Bestwerte. Aber in der Wirtschaft und vor allem der Politik sind jedoch erst rund 72 beziehungsweise nur 45 Prozent der Geschlechterlücke geschlossen. Mängel gibt es etwa bei Lohnunterschieden zwischen Mann und Frau bei ähnlicher Arbeit. Ebenso fehlt es an Frauen in Führungspositionen in Politik und Wirtschaft, auch wenn Konzerne zunehmend Frauen in Aufsichtsräte berufen.
Deutschland fällt zurück
Das WEF untersucht für den jährlichen „Global Gender Gap Report“ in 144 Staaten vier Bereiche: Wirtschaft - etwa Gehälter und Chancen auf Führungspositionen -, Zugang zu Bildung, politische Mitwirkungsmöglichkeiten sowie Gesundheit, etwa Lebenserwartung. 2017 habe es überall Rückschritte gegeben, heißt es. Gerade jene in Wirtschaft und Politik seien aber besorgniserregend, da sie am stärksten zur Geschlechterlücke beitragen würden. Zudem habe es dort zuvor die größten Fortschritte gegeben.
An der Spitze des Rankings steht Island, wo fast 88 Prozent der Geschlechterlücke geschlossen sind. Es folgen Norwegen, Finnland, das ostafrikanische Ruanda sowie Schweden. Die USA fallen um vier Plätze auf Rang 49. Westeuropa bleibt die beste Region, Schlusslicht sind der Nahe Osten und Nordafrika.
Im jetzigen Tempo werde es länger dauern, die globale Lücke zwischen den Geschlechtern zu schließen, schreiben die Autoren. Sie rechnen mit 100 Jahren - verglichen mit 83 beim vorigen Bericht. Ein Befund, der das Weltwirtschaftsforum besorgt: „Gleichberechtigung ist eine moralische und ökonomische Notwendigkeit“, betonte WEF-Expertin Saadia Zahidi. So ließe sich die Wirtschaftsleistung etwa in Deutschland bei Geschlechtergleichheit um schätzungsweise 310 Milliarden US-Dollar (267 Mrd Euro) steigern. (dpa)
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