Japan: Tokio will Arbeitnehmer zu Urlaub zwingen
Japanische Arbeitnehmer sollen künftig ihren Urlaub auch wirklich nehmen. Das fordert das japanische Parlament. Die strenge Arbeitsmoral schlage sich auf die Gesundheit nieder.
Die Regierung in Tokio will ihre Landsleute dazu zwingen, mindestens fünf der ihnen zustehenden Urlaubstage auch wirklich zu nehmen. Wie die Nachrichtenagentur Jiji Press am Mittwoch berichtete, soll ein entsprechender Gesetzentwurf in Kürze ins Parlament eingebracht werden. Die Regierung will damit Gesundheitsprobleme verringern, die auch auf die harte Arbeitsmoral der Japaner zurückgeführt werden.
Einer Studie des Arbeitsministeriums zufolge nehmen Japaner weniger als die Hälfte des ihnen zustehenden bezahlten Urlaubs. 2013 nutzten sie im Schnitt nur neun ihrer 18,5 Urlaubstage. Einer anderen Umfrage zufolge nahm jeder sechste Arbeitnehmer 2013 gar keinen Tag Urlaub, wie Jiji Press weiter berichtete.
Japanische Tradition der strengen Arbeitsmoral
Lange Arbeitstage und unbezahlte Überstunden haben in Japan Tradition. Viele sträuben sich dagegen, frei zu nehmen, weil sie sich nicht auf Kosten ihrer Kollegen ausruhen wollen. Diese Arbeitshaltung wird jedoch immer wieder kritisiert als Ursache psychischer und körperlicher Beschwerden unter Angestellten. Vor ein paar Jahren hielt das Wort "karoshi" Einzug ins Wörterbuch - es heißt "Tod durch Überarbeitung" und wird verwendet, wenn Arbeitnehmer wegen zu hoher Arbeitsbelastung sterben oder sich das Leben nehmen.
Mit fünf Pflicht-Urlaubstagen will die Regierung sowohl den Gewerkschaften als auch den Unternehmern gerecht werden: Die Arbeitnehmervertreter hatten acht Pflicht-Urlaubstage gefordert, die Arbeitgeber drei. Neben der Gesundheit hat die Regierung allerdings auch die Konjunktur im Blick. Denn an ihren freien Tagen sollen die Japaner auch mehr Geld für Freizeitaktivitäten ausgeben und so die Wirtschaft ankurbeln.
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