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Das Horn ist vor allem in Asien beliebt.
© dpa

Wilderei: Tödliche Statussymbole

Der Kampf gegen die Wilderei in Afrika findet jetzt in Asien statt. Auch Zoos können dabei helfen.

„Wir sind eine Art Arche Noah der Gene“, sagt der Berliner Zoodirektor Andreas Knieriem. Seit Wilderei und illegaler Handel mit Tierprodukten wieder stark zunehmen, wächst die Bedeutung der Zoos bei der Erhaltung gefährdeter Tierarten – und zwar nicht nur durch Nachzuchtprogramme. Sie unterstützen auch Tierschutzprojekte weltweit und versuchen, die Kunden der Wilderer vom Tierschutz zu überzeugen.

Der meiste Profit wird mit Elfenbein und Rhino-Horn gemacht, was Elefanten und Nashörner akut bedroht. Etwa 30 000 Elefanten wurden 2012 gewildert. Besonders dramatisch ist die Lage in Tansania. Dort wurden in den vergangenen fünf Jahren rund 70 000 Elefanten erlegt – dort hat allein ein Schutzgebiet bereits 66 Prozent seiner Elefantenbevölkerung verloren. Bei den Nashörnern sieht es nicht viel besser aus – in Südafrika wurden 2013 mehr als 1000 Tiere gewildert.

Diskussionsrunde zur Wilderei im Tagesspiegel: v.l.n.r.: Zoochef Andreas Knieriem, Moderatorin Ulrike Scheffer, GIZ-Experte Klemens Riha und Daniela Freyer von Pro Wildlife.
Diskussionsrunde zur Wilderei im Tagesspiegel: v.l.n.r.: Zoochef Andreas Knieriem, Moderatorin Ulrike Scheffer, GIZ-Experte Klemens Riha und Daniela Freyer von Pro Wildlife.
© Mile Wolff

„In den letzten sechs oder sieben Jahren sehen wir eine Professionalisierung der Wilderei“, sagte Klemens Riha, Leiter des Projekts zur Wildereibekämpfung bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), bei einer Diskussion zum Thema im Tagesspiegel. In vielen afrikanischen Ländern hat sich die illegale Jagd zum Milliardengeschäft entwickelt. Daran sind organisierte Banden und sogar Bürgerkriegsmilizen beteiligt.

Ihre Kunden für die illegalen Tierprodukte kommen hauptsächlich aus China, Vietnam und Thailand. Während in Europa und den USA das Interesse stark zurückgegangen ist, wird in Asien immer mehr gekauft. Mit dem zunehmenden Wohlstand dort steigt die Nachfrage nach Statussymbolen – dazu zählen in vielen asiatischen Ländern vor allem Elfenbein- und Nashornprodukte. Seit China verstärkt in Afrika investiert, bringen zudem chinesische Gastarbeiter, die südlich der Sahara Straßen oder Pipelines bauen, Elfenbein als Souvenirs mit nach Hause.

Von Berlin nach Asien

Um die Wilderei zu stoppen, versuchen Experten auch auf der Nachfrageseite anzusetzen. „Wir arbeiten mit Behörden entlang der gesamten Handelskette“, erklärt Riha. Neben Aktionen in afrikanischen Ländern setzen Experten inzwischen auch darauf, die Bevölkerung in den Abnehmerländern von Elfenbein und Rhino-Hörnern aufzuklären. Denn oftmals wissen die Käufer nicht, dass der Handel illegal ist. Außerdem ist dort vielfach nicht bekannt, dass die Tiere getötet werden, um an ihre Stoßzähne und Hörner zu kommen. „An Stoßzähnen klebt kein Blut“, sagt der Berliner Zoochef Andreas Knieriem.

Laut Riha (GIZ) ist eine „Förderung des Dialogs innerhalb der Handelskette“ äußerst wichtig. Im August 2015 ist ein Treffen zwischen China, Südafrika, Tansania und Mosambik geplant. Dort soll besprochen werden, wie man gemeinsam dem ausgedehnten illegalen Handel entgegenwirken kann. Die Sensibilisierung der Bevölkerung in den Abnehmerstaaten ist dabei ein wichtiger Aspekt, wie Klemens Riha betonte. Allgemeine Kampagnen, wie etwa Aufklärungsplakate an öffentlichen Orten oder Flughäfen, seien allerdings wenig hilfreich. Die GIZ setzt daher auf Kampagnen, die spezielle Käufergruppen ansprechen. So versuche man beispielsweise, auf Unternehmen zuzugehen und sie über die Folgen des illegalen Handels aufzuklären, sagt Riha. Denn vor allem Elfenbein sei in einigen Ländern ein beliebtes Geschenk für Geschäftsleute. Einen Erfolg gibt es bereits: Alibaba.com – das chinesische Äquivalent zu eBay – hat mit dem Gang an die Börse erhöhte Kontrollen eingeführt und illegale Elfenbein- und Tierprodukte vom Markt genommen. Allein das kann laut Riha zu einer Verringerung der Nachfrage führen und die Wilderei eindämmen.

Doch auch Zoos können eine hilfreiche Rolle spielen, wie Andreas Knieriem bei der Podiumsdiskussion im Tagesspiegel erklärte. So berät der Berliner Zoo einen Tierpark in Indonesien. Es sei wichtig, dass die Menschen in den Abnehmerländern für Elfenbein und Rhino-Horn die Möglichkeit bekämen, gefährdete Tierarten unmittelbar zu erleben. „Denn was man kennt, das liebt man, und was man liebt, das schützt man“, sagte er und fügte hinzu: „Wenn wir es nicht erreichen, dass die Menschen Empathie für die Tiere entwickeln, macht es keinen Sinn, in Afrika weiterzumachen.“

Daniela Freyer, Wildschutzexpertin von Pro Wildlife, ist allerdings skeptisch, ob das funktionieren kann. Die Zustände in chinesischen und anderen asiatischen Zoos seien „katastrophal“, die Tiere nur zur Belustigung da. Auch Tierschutzgesetze gebe es oft nicht. Gerade erst seien 24 Elefantenbabys in Simbabwe aus ihren Herden gerissen worden, um sie an China zu verkaufen. Es sei fraglich, ob sie dort überlebten. „Es ist besser, dort an Verbesserungen zu arbeiten, als nichts zu tun“, entgegnete Knieriem. Grundsätzlich werde es wohl nicht gelingen „alle Tiere zu schützen, die wir schützen möchten“.

Alexandra Belopolsky, Robin Zurwieden

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