Scharfe Kritik an Bürgermeisterin Raggi: Tausende demonstrieren gegen den Verfall Roms
An Roms glanzvolle Zeiten erinnern nur noch spektakuläre Bauten. Die Bewohner kämpfen heute gegen Müll, miese Straßen und herabstürzende Bäume.
Müllberge, Schlaglöcher, Chaos bei Bussen und Bahnen: In Rom haben Tausende Menschen gegen einen Verfall der Stadt demonstriert. Unter dem Motto „Roma dice Basta“ (Rom sagt Basta) zogen die Menschen am Samstag auf den Kapitolshügel - den Sitz von Bürgermeisterin Virginia Raggi.
In den Händen hielten sie orangefarbenes Absperrband, wie es die Behörden an Schlaglöchern, umgestürzten Bäumen und gefährlichen Pflasterungen anbringen. In sozialen Medien mehren sich seit Wochen die Klagen entnervter Römer. Unter dem Aufruf "Rom sagt: Es reicht!" hagelt es Beschwerden über in Flammen aufgegangene Stadtbusse, verwilderte Parks und leerstehende Gebäude, die von Drogenhändlern genutzt werden.
"Raggi, ein Schlagloch wird dich verschlucken"
Die Politikerin Raggi der Fünf-Sterne-Protestbewegung ist seit ihrem Amtsantritt umstritten, weil sie die Probleme von Italiens Hauptstadt nicht in den Griff bekommt. "Raggi, ein Schlagloch wird dich verschlucken", stand auf Transparenten. Oder "Basta, la grande monnezza" (Basta, der große Müll) - in Anspielung auf den oscargekrönten Rom-Film "La Grande Bellezza - Die große Schönheit".
Viele Demonstranten forderten den Rücktritt der Bürgermeisterin. Virginia Raggi wurde im Juni 2016 als erste Frau an die Spitze der Stadt gewählt und versprach, Rom wieder auf die Beine zu bringen. Davon spüren die meisten Bewohner allerdings nichts. Raggis Sterne-Bewegung sitzt mittlerweile auch in der nationalen Regierung. Sechs Frauen hatten den Protest organisiert, um ihrem Unmut über die Zustände in der Drei-Millionen-Einwohner-Stadt Luft zu machen.
Die Bürgermeistern lehnt Rücktritt ab
Zuletzt erst stand Roms marodes Transportsystem international im Fokus, weil eine Rolltreppe voller Fußballfans in einer U-Bahnstation in die Tiefe gerauscht war, Dutzende Menschen wurden verletzt. Zudem steht Raggi vor Gericht, weil sie Falschaussagen gemacht haben soll. Das Urteil wird bis zum 10. November erwartet. Falls sie schuldig gesprochen wird, dürften die Forderungen nach einem Rücktritt noch lauter werden.
Raggi hingegen griff die sozialdemokratische Partei PD an, die zuvor an der Regierung in Rom war und für die Misswirtschaft verantwortlich sei. Sie werde "erhobenen Hauptes" weitermachen, weil die Bürger von ihr den Wandel gefordert hätten, schrieb sie auf Facebook. (dpa, AFP)