Dutzende Tote in Lahore in Pakistan: Taliban nach Anschlag: "Christen sind unser Ziel"
Mehr als 70 Menschen sterben, Hunderte werden bei einem Selbstmordanschlag im pakistanischen Lahore verletzt. Die meisten Opfer sind Frauen und Kinder. Die Taliban bekennen sich zu dem Attentat.
Bei einem mutmaßlichen Bombenanschlag in der nordpakistanischen Großstadt Lahore sind am Sonntag Dutzende Menschen gestorben. Am Montagmorgen wurde die Zahl der Todesopfer mit mindestens 72 angegeben, mindestens 200 wurden verletzt. Teilweise ist sogar von mehr als 300 Verletzten die Rede. Unter den Opfern sind zahlreiche Kinder.
Laut der Nachrichtenagentur AP haben sich die Taliban zu dem Anschlag bekannt. Der Agentur AFP zufolge handelt es sich um die Untergruppe Jamaat-ul-Ahrar. "Wir haben das Attentat von Lahore begangen, weil Christen unser Ziel sind", sagte deren Sprecher Ehsanullah Ehsan am Montag per Telefon. Seine Gruppe plane weitere Anschläge, auch gegen Schulen und Universitäten.
Auf einem Parkplatz eines gut besuchten Parks habe sich eine heftige Explosion ereignet, sagte ein hochrangiger Behördenvertreter. Ein hochrangiger Polizeibeamter sagte, es handele sich anscheinend um einen Selbstmordanschlag. Laut einem Augenzeugen hatten sich in dem Park viele Christen versammelt. Nach Angaben eines hochrangigen Behördenvertreters kamen Soldaten den Sicherheits- und Rettungskräften zu Hilfe.
Viele Christen zum Osterfest im Park
Ein Vertreter des Jinnah-Krankenhauses sagte der Nachrichtenagentur AFP, mehr als 40 Leichen seien in das Krankenhaus gebracht worden. Es gebe außerdem mehr als 200 Verletzte, viele von ihnen befänden sich in einem ernsten Zustand. Er rechne daher damit, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigen werde.
Der Mediziner schilderte, dass in dem Krankenhaus wegen der hohen Verletztenzahl die Menschen sogar in den Fluren und auf dem Fußboden behandelt werden mussten. Der hochrangige Polizeibeamte Haider Ashraf sagte, es handle sich anscheinend um einen Selbstmordanschlag. In dem Park seien Kugeln gefunden worden. Der 35-jährige Javed Ali sagte, die Explosion habe in seinem Wohnhaus gegenüber des Parks die Fensterscheiben zerstört- "Alles wackelte, es gab Schreie und Staub überall." Der Park sei überfüllt gewesen, weil sich dort wegen des Osterfestes viele Christen versammelt hätten.
Die US-Regierung sprach von einem "feigen" Anschlag auf unschuldige Zivilisten. "Die USA verurteilen auf das Schärfste den heutigen terroristischen Anschlag in Lahore", erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Ned Price, nach Angaben des Weißen Hauses.
Bundesregierung verurteilt Anschlag
Die Bundesregierung hat den Terroranschlag in Pakistan mit Dutzenden Toten scharf verurteilt. „Dieser abscheuliche Anschlag gegen Familien in einem belebten Park zeigt, dass sich Terrorismus in seinem mörderischen Wahn gegen alle Menschen gleichermaßen richtet - gleich ob Mann oder Frau, jung oder alt, gleich welchen Glaubens und welcher Hautfarbe“, erklärte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts am Sonntagabend in Berlin.
„Dieses Verbrechen kann uns nur darin bestärken, weiter gemeinsam mit allen Mitteln des Rechtsstaats gegen die Hintermänner des Terrors und gegen die menschenverachtende Ideologie, der er folgt, vorzugehen.“ Bei dem Selbstmordanschlag in der Millionenstadt Lahore wurden mindestens 63 Menschen getötet, die meisten Frauen und Kinder.
Zusammenstöße in Islamabad
In der pakistanischen Hauptstadt gab es derweil Zusammenstöße zwischen der Polizei und tausenden Unterstützern eines Islamisten, der Ende Februar wegen des Mordes an einem Provinzgouverneur hingerichtet worden war. Die Anhänger von Mumtaz Qadri bewarfen die Polizeibeamten mit Steinen. Zur Beruhigung der Lage wurden Armeepatrouillen eingesetzt, wie ein Armeesprecher am Sonntagabend über den Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte.
In Pakistan ereignen sich seit Jahren immer wieder Anschläge, die Zahl ging aber seit 2014 zurück. Das Land kämpft seit dem 2004 gegen einen islamistischen Aufstand, in dem unter anderem die pakistanischen Taliban immer wieder Attentate verüben. In Lahore, der pakistanischen Kulturmetropole im Nordosten des Landes, blieb es dabei in den vergangenen Jahren relativ ruhig. (AFP/Reuters)
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