ESC 2022 Wettquoten: Steht Deutschland erneut vor einer Blamage?
Meistens landeten deutsche Musiker in den vergangenen sechs Jahren beim Eurovision Song Contest auf den hinteren Plätzen. Auch fürs Finale 2022 sieht es schlecht aus.
Die deutsche Bilanz beim Eurovision Song Contest ist in den vergangenen sechs Jahren verheerend: Der Sänger Jendrik und das Pop-Duo Sister landeten 2021 und 2019 jeweils auf den vorletzten Plätzen. Auch 2017 wurde Deutschland Vorletzter, in den Jahren 2016 und 2015 sogar Letzter, nur Michael Schulte holte 2018 einen vierten Platz. Tagesspiegel-Kollege Joachim Huber schlug darum bereits vor, dass Deutschland doch am besten einfach gar nicht mehr antreten sollte.
Seinem Vorschlag wurde nicht gefolgt: Beim ESC-Finale am Samstag geht der Popsänger und Rapper Malik Harris mit seinem Song „Rockstars“ für Deutschland ins Rennen. Wie auch in den vergangenen Jahren stehen die Wettquoten dabei eindeutig gegen den deutschen Vertreter.
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Laut einer Auflistung der Seite eurovisionworld.com, bei der 17 Wettbüros berücksichtigt werden, hat Malik Harris eine Chance von unter einem Prozent auf den Sieg – und wird derzeit auf Platz 25 von 25 gesehen.
Wer auf einen Sieg von Harris setzt, würde im Erfolgsfall für einen Euro Einsatz bis zu 1000 Euro Gewinn bekommen – das verdeutlicht, wie schlecht die Siegchancen des Sängers stehen.
Eurovision Song Contest: Die Vorhersagen sind treffsicher
Nun können weder wir, noch die Wettbüros mit 100-prozentiger Gewissheit in die Zukunft blicken. Ein Blick auf die Quoten der vergangenen Jahre belegt aber die Treffsicherheit: 2021 wurde Deutschland Platz 24 prognostiziert (es wurde Platz 25), 2019 setzten die Wettbüros Deutschland auf Platz 25 (Treffer!) und 2018 auf Platz drei (es wurde Platz vier). Für 2022 gibt es einen eindeutigen Favoriten.
Ukraine klar vorne – das sind die ESC-Favoriten 2022:
- Platz 1: Mit einer überwältigenden Siegchance von etwa 60 Prozent steht das ukrainische Kalush Orchestra mit dem Song „Stefania“ ganz vorne.
- Platz 2: Elf Prozent Siegchancen sehen die Wettbüros für Sam Ryder („Space Man“) aus dem Vereinigten Königreich.
- Platz 3: Die schwedische Sängerin Cornelia Jakobs („Hold Me Closer“) hat neun Prozent Siegchance.
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ESC 2022 ein durchaus politischer Wettbewerb
Der Eurovision Song Contest gibt sich zwar als unpolitischer Wettbewerb und politische Äußerungen sind sogar ausdrücklich verboten. Die großen Chancen für das Kalush Orchestra erklären sich aber vor allem mit dem russischen Angriffskrieg, der seit zweieinhalb Monaten läuft und eine große Welle der Solidarität mit der Ukraine ausgelöst hat. Das Land will den ESC 2023 in der Heimat austragen, sollte der erwartete Sieg beim ESC 2022 eintreten.
Sänger Oleh Psiuk vom Kalush Orchestra hatte im Umfeld des bisherigen Wettbewerbs bereits kleine politische Botschaften gesetzt. „Wir wollen allen danken, die die Ukraine unterstützen“, sagte er zweideutig auf der Pressekonferenz nach dem ersten Halbfinale. Und bei einem Empfang in der deutschen Botschaft im Austragungsland Italien gab er an, dass das aus Rap und Folklore gemixte Lied „Stefania“ für die ukrainische Kultur stehe, die nicht zerstört werden dürfe. Russland wurde dieses Jahr vom Wettbewerb ausgeschlossen.
[Lesen Sie auch: ESC-Kommentator Peter Urban im Interview – Sind die hinteren Plätze ein Beweis dafür, dass Europa uns nicht liebt? (T+)]
Alle Teilnehmer in der Startreihenfolge für das ESC-Finale 2022
Startplatz | Land | Teilnehmer/Song |
---|---|---|
1 | Tschechische Republik | We Are Domi - "Lights Off" |
2 | Rumänien | WRS - "Llámame" |
3 | Portugal | Maro - "Saudade, saudade" |
4 | Finnland | The Rasmus - "Jezebel" |
5 | Schweiz | Marius Bear - "Boys Do Cry" |
6 | Frankreich | Alvan & Ahez - "Fulenn" |
7 | Norwegen | Subwoolfer - "Give That Wolf A Banana" |
8 | Armenien | Rosa Linn - "Snap" |
9 | Italien | Mahmood & Blanco - "Brividi" |
10 | Spanien | Chanel - "SloMo" |
11 | Niederlande | S10 - "De Diepte" |
12 | Ukraine | Kalush Orchestra - "Stefania" |
13 | Deutschland | Malik Harris - "Rockstar" |
14 | Litauen | Monika Liu - "Sentimentai" |
15 | Aserbaidschan | Nadir Rustamli - "Fade To Black" |
16 | Belgien | Jérémie Makiese - "Miss You" |
17 | Griechenland | Amanda Georgiadi Tenfjord - "Die Together" |
18 | Island | Systur - "Með hækkandi sól" |
19 | Moldau | Zdob și Zdub & Fraţii Advahov - "Trenuleţul" |
20 | Schweden | Cornelia Jakobs - "Hold Me Closer" |
21 | Australien | Sheldon Riley - "Not The Same" |
22 | Großbritannien (UK) | Sam Ryder - "Space Man" |
23 | Polen | Ochman - "River" |
24 | Serbien | Konstrakta - "In corpore sano" |
25 | Estland | Stefan -"Hope" |