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2007 verschwunden: Madeleine McCann
© dpa/EPA/Luis Forra
Update

Maddie McCann: Staatsanwaltschaft Braunschweig geht vom Tod des Mädchens aus

Vor 13 Jahren verschwand die kleine Britin Maddie McCann spurlos in Portugal. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen einen Deutschen.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hält die vor rund 13 Jahren in Portugal verschwundene dreijährige Madeleine „Maddie“ McCann für tot. Die Ermittlungen gegen einen 43-jährigen Deutschen würden wegen Mordverdachts geführt. Daran könne man auch erkennen: „Wir gehen davon aus, dass das Mädchen tot ist“, sagte der Staatsanwalt und Sprecher der Behörde, Hans Christian Wolters, am Donnerstag in Braunschweig. Das britische Mädchen war am 3. Mai 2007 aus einer Appartementanlage in Praia da Luz in Portugal verschwunden.

Die Eltern des Mädchens hätten das Gefühl, dies könnte von großer Bedeutung sein, sagte deren Sprecherin Clarence Mitchell am Mittwochabend im BBC Radio. Kate and Gerry McCann hätten nie die Hoffnung aufgegeben, ihre Tochter lebend zu finden, aber sie seien realistisch. Was immer das Ergebnis dieser Ermittlungen sei, die Eltern müssten wissen, „was ihrer Tochter passiert sei, um Frieden zu finden und den Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen“, so die Sprecherin.

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Nach Angaben der Staatsanwaltschaft und des Bundeskriminalamts handelt es sich bei dem nun verdächtigten Mann um einen mehrfach vorbestraften Sexualstraftäter, der unter anderem auch wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt worden ist. Derzeit verbüße der Beschuldigte in anderer Sache eine längere Haftstrafe. Informationen der Nachrichtenagentur dpa zufolge sitzt er in Kiel hinter Gittern.

Gelegenheitsjobs und Straftaten

Der Staatsanwaltschaft zufolge lebte der Beschuldigte zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve, unter anderem für einige Jahre in einem Haus zwischen Lagos und Praia da Luz, dem Urlaubsort der Familie McCann. Er habe in dieser Zeit im Raum Lagos mehrere Gelegenheitsjobs gehabt, unter anderem in der Gastronomie.

Weitere Anhaltspunkte legten nahe, dass er seinen Lebensunterhalt zudem durch die Begehung von Straftaten, darunter Einbruchdiebstähle in Hotelanlagen und Ferienwohnungen sowie Drogenhandel, bestritt. Mehr Details nannten die Ermittler zunächst nicht.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ist mit den Ermittlungen befasst, weil der Beschuldigte vor seinem Auslandsaufenthalt dort im Bezirk seinen letzten Wohnsitz hatte.

Das Bundeskriminalamt veröffentlichte unter diesem Link einen Zeugenaufruf zu dem Fall und bittet um Mithilfe.

Die Eltern Kate und Gerry McCann mit einem Bild ihrer verschwundenen Tochter Madeleine (Archivbild von 2007)
Die Eltern Kate und Gerry McCann mit einem Bild ihrer verschwundenen Tochter Madeleine (Archivbild von 2007)
© dpa/Soeren Stache

Madeleine hatte in Praia da Luz im Ferienapartment ihrer Eltern Kate und Gerry McCann geschlafen, während diese in einem nahen Restaurant beim Abendessen saßen. Als Kate und Gerry zurückkamen, war Maddie nicht mehr da.

Mutter und Vater des Mädchens waren immer davon überzeugt, dass ihre Tochter entführt wurde. Zwischenzeitlich fiel der Verdacht aber auch auf die Eltern selbst.

Die Suche nach Maddie hatte die größte Polizeioperation der Londoner Polizeibehörde Scotland Yard ausgelöst. Auch deren Ermittler gingen von einem Entführungsfall aus. Maddie blieb verschwunden, eine Leiche wurde nie entdeckt.

Scotland Yard gibt Hinweise auf Autos und Telefonnummern

Neben den deutschen Ermittlern veröffentlichte auch Scotland Yard am Mittwochabend eine Mitteilung. Darin heißt es, der verdächtige Mann habe zur Tatzeit kurzes, blondes Haar gehabt und sei etwa 1,80 Meter groß.

Scotland Yard wies zudem auf zwei Fahrzeuge und zwei Telefonnummern hin, die der Verdächtige benutzt haben soll. Es geht um einen Caravan vom Typ VW T3 Westfalia mit portugiesischem Nummernschild, in dem der Mann zeitweise gewohnt haben soll, und einen Jaguar, Model XJR 6, mit einem deutschen Kennzeichen. Der Jaguar sei am Tag nach Maddies Verschwinden auf einen neuen Halter umgemeldet worden, hieß es.

Fall Maddie: In diesem VW soll der Verdächtige zeitweise gewohnt haben.
Fall Maddie: In diesem VW soll der Verdächtige zeitweise gewohnt haben.
© AFP/Metropolitan Police/Handout
Ein Jaguar XJR 6 von 1993
Ein Jaguar XJR 6 von 1993
© AFP/Metropolitan Police/Handout

Am Abend von Maddies Verschwinden soll der Verdächtige Scotland Yard zufolge zudem einen Anruf erhalten haben unter der Nummer +351 912 730 680 mit portugiesischer Ländervorwahl. „Ermittler glauben, dass die Person, die diesen Anruf getätigt hat, ein höchst wichtiger Zeuge ist, und rufen sie dazu auf, in Kontakt zu treten“, hieß es in der Mitteilung. Die Nummer des Anrufers laute +351 916 510 683.

Die Erkenntnisse seien das Ergebnis einer jahrelangen Zusammenarbeit, der britischen, deutschen und portugiesischen Polizei, teilte Scotland Yard weiter mit. Nach dem 10. Jahrestag vom Maddies Verschwinden habe die Polizei Informationen erhalten über einen deutschen Mann, der sich bekanntermaßen in und um Praia da Luz aufhielt. Dieser Mann sei ein Verdächtiger für das Verschwinden von Madeleine. Scotland Yard betonte jedoch, dass es sich weiterhin um einen Vermisstenfall handele.

Hinweise auf den Deutschen bereits 2013

Bereits nach einer Sendung von „Aktenzeichen XY... ungelöst“ aus dem Jahr 2013 seien Hinweise auf den Deutschen eingegangen, sagte Christian Hoppe vom BKA am Mittwochabend in der ZDF-Sendung. Auch nach einem Bericht zehn Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens habe es Hinweise gegeben. Damals jedoch reichten die Informationen nicht für Ermittlungen oder eine Festnahme aus, sagte Hoppe.

Madeleines Eltern hatten sich mit teils emotionalen Aufrufen immer wieder an die Öffentlichkeit gewandt, um Informationen über ihren Verbleib zu erhalten. „Alles, was wir je wollten, ist sie zu finden, die Wahrheit ans Licht zu bringen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen“, heißt es in einem Statement der Eltern in der Scotland-Yard-Mitteilung.

Die portugiesische Polizei befragt nun erneut Zeugen. Die Ermittlungen zum Verschwinden des britischen Mädchens aus einer portugiesischen Ferienanlage würden fortgesetzt – und zwar konkret mit „der Anhörung von Zeugen“, teilte die Anklagebehörde der südlichen Region Faro am Mittwochabend mit. Dabei arbeiteten die portugiesischen Behörden mit den britischen und deutschen Behörden zusammen.

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