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Zum 50. Geburtstag: Sophie Marceau - Das Spiel der Verführung

Vom verliebten Teenager zur Femme fatale: Sophie Marceau verkörpert Liebe, Erotik und Sinnlichkeit. Heute feiert die Schauspielerin ihren 50. Geburtstag.

1980 gab es für pubertierende Jungmänner drei Möglichkeiten: „Bravo“ lesen, „La Boum – Die Fete“ schauen, schließlich über „La Boum – Die Fete“ in der „Bravo“ lesen. Denn in diesem Film spielte die 14-jährige Sophie Marceau die 13-jährige Vic, die sich auf einer Party in einen Jungen verliebt.

Da passte alles zusammen für einen ordentlichen Jungentraum – der weitergeträumt werden konnte: Schon 1982 kam die Fortsetzung „La Boum – Die Fete 2“ in die Kinos, ein noch größerer Erfolg, noch mehr Träume, die um Sophie Marceau zirkulierten. Ob die Pariserin danach selbst den Entschluss fasste oder nicht, egal, aus dem Vertrag für einen dritten Teil kaufte sie sich mit 16 Jahren frei. Marceau beendete die Schule und nahm Schauspielunterricht.

Von "La Boum" in die Hölle

Wer jetzt Grübelfilme mit der Handkamera befürchtete, der wurde angenehmst überrascht. Marceau wechselte vom Teenie-Idol mit Nabokov-Appeal zum Sexsymbol. Der Film „Liebe und Gewalt“ verleugnete seinen Titel nicht, war dabei fern von einem Porno mit Kunstanspruch, aber von obsessiver Drastik und betonter Körperlichkeit. „Abstieg zur Hölle“, in dem Claude Brasseur, ehemals Vater-Schauspieler in den „La Boum“-Filmen, ihren Liebhaber gab, wurde von den meisten Franzosen als Inzest verstanden.

Marceau, die in solchen Rollen ihre Schönheit, ihren Sexappeal und ihre Emotionalität ausgedrückt sah, beförderte ihr Image als Femme à hommes, als Männerverhängnis. Sie mag das Spiel der Verführung, wie Marceau in einem Interview sagte. Sie brauche das Gefühl, bewundert, geliebt und betrachtet zu werden. Am heutigen Donnerstag feiert „La Marceau“ ihren 50. Geburtstag.

Allein als Männer-Phantasma hätte die Schauspielerin ihre Karriere erfolgreich bestreiten können. Man brauche Bälle, Reifen und die Brüste von Sophie Marceau, sang der französische Chansonnier Julien Clerc in „Assez, Assez“ (Genug, Genug). Und in „Au Ras des Pâquerettes“ (Niveaulos) von Alain Souchon heißt es frei übersetzt: „Ohne die Ballons in unseren Wiegen, die davon geflogen sind, ohne die Brüste von Sophie Marceau, was machen wir, wir bleiben, wir bleiben.“ Der schöne Busen als schönes Argument, als selbstbewusstes Markenzeichen. Nicht wenige ihrer annähernd 40 Filme waren weiterhin ein Rausch von in Sinnlichkeit übersetztem Sex wie in „Meine Nächte sind schöner als deine Tage“ (1989).

Überzeugende Leistung als Bond-Gespielin

Aber da steckte mehr Potenzial drin, als der potenzielle Abstieg von der gefeierten zur alternden Äußerlichkeit. So trat sie neben Jean-Paul Belmondo, Gérard Depardieu und Mel Gibson auf, drehte in Amerika und zeigte in „James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug“, dass eine Bond-Gegenspielerin auch eine überzeugende schauspielerische Leistung sein kann.

Das war 1999, parallel zu den begonnenen Engagements am Theater und als Filmregisseurin. Für ihre Interpretation von Jean Anouilhs „Eurydice“ wurde ihr der Prix Molière verliehen, ihre Regiearbeiten („Parles-moi d’amour“, „Zimmer 401“) wurden allerdings nur mit leisem Beifall aufgenommen. Nicht zu ihrem Schaden. Mittlerweile eine der beliebtesten Schauspielerinnen Frankreichs, drehte Sophie Marceau erfolgreiche Komödien, mal als Mutter („LOL“), mal als ehekriegerische Hausfrau („Auf der anderen Seite des Bettes“).

Vorbild für die Nationalfigur Marianne

Ihr Privatleben weist so manche Parallele zu ihren Filmen auf. Marceau war sehr jung, als sie den mehr als 25 Jahre älteren polnischen Filmemacher Andrzej Zulawski kennenlernte und mit ihm die ersten radikalen Erotikfilme drehte. Mit Zulawski führte sie eine mehr als 15-jährige Liaison, aus der 1995 ihr Sohn Vincent hervorging.

Im Jahr 2002 führte die Beziehung mit dem Produzenten Jim Lemley zur Geburt der Tochter Juliette. Ab 2007 war sie mit dem Schauspieler Christopher Lambert liiert, den sie 2012 heiratete; das Paar trennte sich bereits zwei Jahre später wieder. Allein lebte Sophie Marceau nie. Trennungen seien natürlich schmerzlich, aber das sei nun mal Teil der Liebe, sagte sie.

Mit Leben und Werk hat sich Marceau in ihrer Heimat den Status des Französinnen-Seins erarbeitet. Ihr Gesicht ziert mittlerweile die Rathäuser. Denn 2012 wurde sie als Vorbild für die Büste der Nationalfigur Marianne gewählt – Frankreichs Symbol für Freiheit. (mit dpa)

Joachim Huber

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