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Boon
© Movienet

Romanverfilmung: Herzig: "Auf der anderen Seite des Bettes"

Sophie Marceau und die Erotik der Macht: Die schlichte Idee vom Rollentausch dient in "Auf der anderen Seite des Bettes" zur einer höchst vergnüglichen Analyse von Geschlechterstereotypen.

Was, wenn Frauen vielleicht doch einparken können und Männer gut zuhören? Zunächst allerdings sieht es in der Ehe von Ariane und Hugo nicht so aus. Alles ganz herkömmlich: Er flüchtet sich täglich früh ins Büro, kommt spät nach Hause, erwartet warmes Essen und ein Glas Wein, und wenn es gilt, die kleine Tochter tagsüber zum Zahnarzt zu bringen, kommt gleich die ganze Terminplanung durcheinander. Sie müht sich redlich mit Kindern und Haus, versinkt im alltäglichen Dauerchaos, und wenn es gilt, den Innendekorateur zum Einhalten von Terminen zu bringen, versagt die ganze Liebenswürdigkeit an dessen schnöder Macho-Attitüde. Kein Wunder, dass beide der Meinung sind: Der andere hat es besser.

Die schlichte Idee vom Rollentausch dient in Pascale Pouzadoux’ Romanverfilmung „Auf der anderen Seite des Bettes“ zur einer höchst vergnüglichen Analyse von Geschlechterstereotypen, mit zwei glänzend aufgelegten Hauptdarstellern. Da wirft sich Ariane (Sophie Marceau) mit Begeisterung in Businesskostümchen, im Büro erneuert sie erst mal den Kaffeeautomaten und spielt dem Vorstand Änderungsvorschläge mit Playmobil-Figuren vor. Hugo (Dany Boon) hingegen veranstaltet zwar erwartungsgemäß Chaos in Küche und Bad, wird aber in der Rolle des Schmuckverkäufers zum begnadeten Frauenversteher. Doch als sie beide so viel Gefallen an den neuen Rollen gefunden haben, dass sie nicht mehr zurücktauschen wollen, beginnen die Probleme.

So ganz kommt der Film aus seinen Klischees zwar nicht heraus: Dass Arianes Hauptgeschäftsidee eine Art bemannte Haushaltsmaschinenagentur ist – Frauen können mit Maschinen einfach nicht umgehen –, zementiert das Klischee, das zu bekämpfen sie angetreten ist. Und auch Hugo, der sich mit zunehmendem Spaß als Weichei geriert, gibt bei seinen Verkaufsbesuchen mit Lust den Charmeur – Frauen wollen verführt werden, dann kaufen sie alles.

Doch die wirklichen Fragen sind andere: Wie viel Härte, wie viel Rücksichtslosigkeit gehört zum Erfolg? Es ist noch lustig, wenn Ariane beim mittäglichen Geschäftsessen plötzlich wie ein Mann höchst unfein blutiges Fleisch verschlingt und Rotwein und Cognac in sich hineinschüttet. Doch wenn sie in der Grundschule ihres Sohnes die Lehrerin anfährt und den Kontakt zu ihren Kindern verliert, kommt das neue Rollenbild schnell ins Wanken. Und auch Hugo gewinnt zwar zunehmend Freude am selbstbestimmten Leben zu Hause, am täglichen Kontakt mit den Kindern und einem ganzen langen Sommer am Meer, das könnte für ihn immer so weitergehen. Doch irgendwann steht die Existenzfrage im Raum, geht es um den Bestand der Firma und um den Bestand der Ehe auch.

Dass Frauen Auto fahren und Männer zuhören lernen, ist eben auch keine Lösung. Man würde beiden wünschen, dass sie sich in der Mitte finden.

Cinemaxx Potsdamer Platz, Kurbel, Colosseum, Cinestar Sony-Center (OmenglU)

Christina Tilmann

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