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Harvey Weinstein kommt am Mittwoch am Gericht in New York an.
© Joahhnes Eisele/AFP
Update

Angeklagter Ex-Filmmogul: Schlagabtausch vor Gericht im Vergewaltigungsprozess gegen Weinstein

Ex-Hollywood-Produzent Harvey Weinstein ist wegen Vergewaltigung angeklagt. Jetzt startete der Prozess auch inhaltlich, mit den Eröffnungsplädoyers.

Im Vergewaltigungsprozess gegen den früheren Hollywood-Mogul Harvey Weinstein haben sich Anklage und Verteidigung in ihren Eröffnungsplädoyers einen harten Schlagabtausch geliefert. Nachdem die Staatsanwaltschaft den 67-Jährigen zum inhaltlichen Auftakt der weltweit aufsehenerregenden Verhandlung als „Sexualstraftäter und Vergewaltiger“ bezeichnet hatte, griff Weinsteins Team die Glaubwürdigkeit der Zeuginnen an.

Ihre Aussagen seien widersprüchlich und Textnachrichten zeigten auch noch nach den mutmaßlichen Taten ein freundliches Verhältnis zum Angeklagten.am Mittwoch in New York mit dem Eröffnungsplädoyers der Anklage begonnen. Die Staatsanwaltschaft warf dem 67-Jährigen schwere Sexualverbrechen vor. Beweise würden zeigen, „dass dieser Mann ein Sexualstraftäter und Vergewaltiger ist“, sagte Anklägerin Meghan Hast im Prozess.

In dem Prozess geht es vor allem um Vorwürfe zweier Frauen: Weinstein soll Produktionsassistentin Mimi Haleyi im Jahr 2006 zum Oral-Sex gezwungen haben, eine andere Frau soll er 2013 vergewaltigt haben. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft. Insgesamt haben mehr als 80 Frauen, darunter bekannte Schauspielerinnen wie Angelina Jolie, Uma Thurman und Salma Hayek, Weinstein seit 2017 sexuelle Übergriffe vorgeworfen und damit die weltweite MeToo-Bewegung ausgelöst.

Viele der mutmaßlichen Taten fanden jedoch nicht in New York statt oder sind zu lange her, um verhandelt zu werden. Der Prozess soll etwa zwei Monate dauern. Weinstein hatte immer wieder gesagt, die sexuellen Kontakte seien einvernehmlich erfolgt.

Staatsanwältin Hast legte die Vorwürfe mehrerer Frauen am Mittwoch in drastischer Detailtiefe dar. Sie beschrieb, wie Weinstein die Schauspielerin Annabella Sciorra vergewaltigt haben soll und Weinstein sich mit seinen etwa 135 Kilo Körpergewicht auf die zierliche Haleyi „gestürzt“ habe, obwohl diese „Ich bin nicht interessiert“ und „Nein“ gesagt habe. „Er widersetzte sich mit Leichtigkeit ihrer Versuche, da wegzukommen“.

Anklägerin: Weinstein nutzte Macht in der Unterhaltungsindustrie

Die Anklägerin beschrieb auch den Fall von Schauspielerin Jessica Mann und wie Weinstein gegen ihren Willen Oralverkehr an ihr ausgeübt und sie vergewaltigt haben soll. Zuvor habe er versucht, sie mit dem Versprechen von großen Rollen in seinen Filmen gefügig zu machen. Nach seinen Übergriffen habe er „seine Macht in der Unterhaltungsindustrie dazu genutzt, ihr Schweigen sicherzustellen“, so Hast. Während des Plädoyers wurden große Fotos von den mutmaßlichen Opfern auf einem Bildschirm gezeigt.

Weinstein-Anwalt Damon Cheronis hielt in seinem Auftakt-Statement dagegen: „Alles, was Frau Hast ihnen gerade erzählt hat, sind keine Beweise. Sie war nicht da“, sagte er. Es gebe dagegen Beweise von den Zeugen der Anklage selbst, die zeigten, dass ihre Vorwürfe nicht wahr seien. „Er (Weinstein) war nicht dieser meisterhafte Manipulator.“

Weinstein diesmal ohne Gehhilfe

Cheronis zeigte eine Reihe von Botschaften von Zeugen der Anklage, die diese nach den mutmaßlichen Taten an Weinstein geschickt haben sollen. So schickte Haleyi nach Darstellung der Anwälte eine E-Mail an Weinstein, in der sie Bedauern darüber äußerte, dass sie sich so lange nicht gesehen hätten. Die Nachricht ist demnach mit „Peace & Love“ („Frieden und Liebe“) unterschrieben.

Über Schauspielerin Mann sagte Cheronis, sie habe Weinstein nach der mutmaßlichen Vergewaltigung in einer Nachricht „Ich liebe dich, das tue ich immer“ geschrieben. Weinstein sei nicht der Aggressor gewesen – „ziemlich genau das Gegenteil“, so Cheronis.

Weinstein - der ehemals mächtige Produzent von Filmen wie „Pulp Fiction“, „Kill Bill“, „Gangs of New York“ und „Shakespeare in Love“ – verhielt sich während des Plädoyers ruhig, schaute manchmal Richtung Boden oder raunte einer Mitarbeiterin seines Teams etwas zu.

Der ehemalige Filmproduzent war zuvor ohne seine Gehhilfe – anders als in den vergangenen Wochen – in den Gerichtssaal in Manhattan gekommen. Er ging gestützt auf einen Mitarbeiter seines Teams zu seinem Platz vor der Richterbank.

Anwältin: „Die Leute haben ihn benutzt“

Mit den Auftaktplädoyers am Mittwoch startete der Prozess nach mehr als zwei Wochen inhaltlich. In den kommenden Wochen wird ein harter Kampf zwischen Anklage und Verteidigung um die Glaubwürdigkeit der Zeuginnen erwartet – am Ende entscheiden die zwölf Geschworenen über Schuld oder Unschuld.

Die Verteidigung der Hauptanwältin Donna Rotunno wird scheinbar darauf beruhen, dass Weinsteins Sex mit den Frauen einvernehmlich gewesen sei, weil diese sich davon einen Karriereschub versprochen hätten.

„Harvey Weinstein war der Typ, der die Schlüssel für das Schloss hatte, in das jeder rein wollte. Und die Leute haben ihn benutzt und benutzt und benutzt“, hatte sie dem Magazin „Variety“ gesagt. Die Verteidigung hatte zuletzt die aufgeheizte Stimmung vor dem Gericht und eine angebliche Vorverurteilung ihres Mandanten beklagt.

In dem Prozess waren in den ersten Wochen zwölf Geschworene und drei Ersatzjuroren aus einem Pool von ursprünglich mehr als 600 Personen ausgewählt worden. Ein großer Teil war ausgeschieden, weil sich viele potenzielle Geschworene für befangen erklärten. Richter James Burke redete den Kandidaten ins Gewissen: „Dieser Prozess ist kein Referendum über die MeToo-Bewegung.“ (dpa)

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