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Ein Rumba-Superstar und eine Mode-Ikone. Papa Wemba machte kongolesische Musik in aller Welt bekannt und begründete die Modebewegung der Sapeurs.
© AFP

Nachruf auf Papa Wemba: Rumba, Eleganz und Leidenschaft

Der Kongolese Papa Wemba war ein Star der Weltmusik. Und in Afrika eine Mode-Ikone. Ein Nachruf.

Schon in seiner Jugend hat Jules Shungu Wembadio Pene Kikemba seinen Spitznamen bekommen: Papa Wemba. Er war das älteste Kind in seiner Familie, daher Papa. In der Demokratischen Republik Kongo, insbesondere in der Hauptstadt Kinshasa, ist die Trauer einen Tag nach seinem Tod groß. Hunderte Menschen versammelten sich am Sonntag und am Montag in der Hauptstadt, um gemeinsam um den König der Rumba und des Soukous zu trauern, seine Lieder zu singen und zu tanzen. Angelique Kidjo, die aus dem westafrikanischen Benin stammt, sagte in einem Interview mit dem britischen Sender BBC, sein Tod sei „ein riesiger Verlust“.

Nicht nur die Fans seiner Musik trauern. Mit Papa Wemba verlässt auch eine Mode-Ikone die Bühne. Mit seiner Band Viva la Musica begründete er eine Modebewegung, die es in den beiden Kongos seit der Unabhängigkeit gab. Aber mit Papa Wemba und seinen Musikern wurde die „Gesellschaft für Eleganz“ (Sapeurs) im ganzen Land zum Vorbild. Die kongolesischen Dandys verzichteten lieber aufs Essen als auf ihre eleganten Anzüge und Hüte. Ihr Umgang mit der westlichen, französischen Kleidung ist aber dann doch ganz eigen. Die Farben und Kombinationen der Dreireiher mit Hut, Stock und lässiger Haltung haben die Bewegung zu einem weltweit bewunderten Modephänomen werden lassen.

Elegante, lässige junge Männer

Im Zentrum der Sapeurs befand sich Papa Wemba, der immer elegant und oft originell auftrat. Neben Anzügen trug er auch oft weit geschnittene Hemden mit afrikanischen Designs und überdimensionierte Hüte. Bei seinem letzten Auftritt beim Urban Music Festival of Anoumabo in Abidjan trug er eine schwarz-weiß gemusterte Tunika und einen überdimensionierten Bowler. Er brach während eines Auftritts in der Hauptstadt der Elfenbeinküste zusammen. In der nigerianischen Tageszeitung „Daily Trust“ schreibt Jobrin Ibrahim, was am Montag viele Fans dachten: „Die Musik und das Tanzen gingen weiter – wie es sein sollte.“ Der 66-Jährige starb singend und tanzend, also bei der Arbeit, die er liebte.

Die Karriere begann im Kirchenchor

Seit den späten 60er Jahren stand Papa Wemba auf der Bühne. Er verband die kongolesische Soukous-Musik mit südamerikanischer Rumba und westlicher Rockmusik und schaffte so etwas ganz Neues. Seine musikalische Karriere begann im Kirchenchor. Die Mutter war ein professionelles Klageweib bei Beerdigungen. Ihrem Einfluss wird zugeschrieben, dass Papa Wemba seine unvergleichliche hohe Stimmlage entwickelte.

Selten ohne Hut. In Papa Wemba verliert Afrika einen viel geliebten Musiker – und Dandy.
Selten ohne Hut. In Papa Wemba verliert Afrika einen viel geliebten Musiker – und Dandy.
© AFP

In Afrika hat in den vergangenen 40 Jahren jeder Papa Wemba gehört. Er war weit über Westafrika hinaus ein Star. In Kenia gibt es niemanden, der nicht in seiner Jugend zu seiner Musik getanzt hätte. Wegen seiner hohen Popularität auf dem Kontinent wurde auch der britische Popstar und Weltmusik-Ermöglicher Peter Gabriel auf ihn aufmerksam. Er nahm ein Album mit ihm auf und machte Papa Wemba weltweit bekannt. So ebnete Papa Wemba auch Musikerinnen wie Angelique Kidjo, dem senegalesischen Weltstar Youssou N’Dour oder der malischen Sängerin Rokia Traoré den Weg in den westlich-musikalischen Mainstream. Dass sich inzwischen überall in Afrika lokale Musikstile durchsetzen konnten, ist auch seiner Pioniertat zu verdanken. Auch die kenianische Sängerin Suzanna Owiyo zitierte den meist gesagten Satz: "Er starb, während er tat, was er liebte."

Papa Wemba hatte Ärger wegen Visa-Geschichten

Der Musiker war derweil nach Frankreich umgezogen. Im Kongo unter dem Diktator Mobuto Sese Seko war es für Papa Wemba, der in Kinshasa einen Nachtclub betrieben hatte, ungemütlich geworden. 1976 wurde er kurzzeitig verhaftet, weil ihm eine Affäre mit der Tochter eines einflussreichen Generals unterstellt wurde. Seit den 80er Jahren lebte Papa Wemba in Paris, später in Brüssel.

Doch auch in Europa hatte Papa Wemba immer wieder Ärger mit der Obrigkeit. 2004 wurde er in Frankreich wegen Menschenschmuggels zu drei Monaten Haft verurteilt, die er auch absitzen musste. Er hatte Kongolesen Visa verschafft, indem er sie als seine Musiker ausgab. 2012 wurde er in Belgien wegen des gleichen Delikts erneut verurteilt. Diesmal musste er 22 000 Euro Strafe zahlen und wurde zu 15 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

In Abidjan entschlossen sich die Veranstalter des Festivals, am Montagabend eine Musiknacht zu seinen Ehren und mit seiner Musik zu veranstalten. Am Mittwoch soll eine musikalische Parade durch die Stadt folgen. Der kenianische „Standard“ schrieb in seinem Nachruf, Papa Wemba „hinterlässt einige der besten Beats, zu denen Afrika je getanzt hat“.

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