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Eine Löschraupe ist beim Moorbrand in Meppen im Einsatz.
© dpa/WTD 91/Bundeswehr

Niedersachsen: Riesiger Moorbrand bei Meppen wird Fall für die Justiz

Die Bundeswehr wirft Raketen auf einem Übungsgelände nahe Meppen ab und verursacht so einen gewaltigen Moorbrand. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Der großflächige Moorbrand in Niedersachsen, den die Bundeswehr mit Raketentests entfacht hat, beschäftigt nun auch die Justiz. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück leitete ein Ermittlungsverfahren ein. „Da kommen Branddelikte in Betracht, insbesondere die Brandstiftung und möglicherweise auch Umweltdelikte, wenn besonders geschützte Gebiete wie Naturschutzgebiete betroffen sind“, sagte Behördensprecher Alexander Retemeyer. Auf dem Gebiet bei Meppen, das für die Bevölkerung gesperrt ist, brennt es seit Anfang September, nachdem von einem Bundeswehr-Hubschrauber Raketen abgefeuert wurden.

Anfangs versuchte die Feuerwehr, die Flammen auch aus der Luft zu löschen, doch der Brand breitete sich unterirdisch aus. Eine Fläche von mehr als 1000 Fußballfeldern ist betroffen. In Teilen des Gebietes sei der Brand inzwischen eingedämmt, in anderen nicht, sagte ein Bundeswehrsprecher. Insgesamt sei das Feuer unter Kontrolle. „Der Brand kann sich nicht weiter ausbreiten.“

Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) kritisierte die Kommunikation der Bundeswehr über den Brand. Die Landesbehörden seien bislang nicht offiziell über den Ausbruch des Moorbrandes informiert worden; lediglich inoffiziell habe das Kompetenzzentrum Großschadenslagen des Innenministeriums am 13. September durch die Anforderung von Feuerwehrmaterial davon erfahren, sagte Pistorius am Donnerstag im Innenausschuss des Landtages. „Die Informationspolitik der Bundeswehr ist nicht nachvollziehbar.“ Zuvor hatte die „Neue Osnabrücker Zeitung“ über die Kritik von Pistorius berichtet. Dem Bericht zufolge betonte der Minister, Kommunikation und Zusammenarbeit hätten sich inzwischen verbessert.

Am Donnerstag waren rund 1000 Einsatzkräfte vor Ort, darunter Feuerwehrleute der Bundeswehr, zivile Feuerwehren und das Technische Hilfswerk. „Größtenteils brennt es unterirdisch, also im Moor selbst“, sagte der Sprecher. Erschwert wird der Löscheinsatz, weil in dem seit 1876 als Übungsgelände genutzten Moor Munitionsreste vermutet werden. Aus Sicherheitsgründen können die Feuerwehrleute das Moorgelände nicht überall betreten.

Dass der Brand von der Bundeswehr verursacht wurde, stößt bei vielen Menschen auf Unverständnis. „Die Übungen der Bundeswehr im Moorgebiet mit Raketen und sonstiger Munition müssen ab sofort eingestellt werden“, forderte Landtagsvizepräsidentin Meta Janssen-Kucz (Grüne). „Der Schutz von Mensch und Natur im Nordwesten hat absoluten Vorrang.“ Die Bundeswehr müsse lückenlos und regelmäßig über den Stand der Löscharbeiten, über vorhandene Munitionsreste und die davon ausgehenden Gefahren informieren.

Auch die CDU-Fraktion im Landtag verlangte Aufklärung. „Ich erwarte von der Bundeswehr, dass sie erklärt, warum überhaupt bei der extremen Trockenheit mit Raketen geübt wurde und ob alle Sicherheitsvorschriften eingehalten wurden“, sagte Fraktionschef Dirk Toepffer. Die Menschen müssten umfassend über mögliche Gefahren durch die Rauchentwicklung informiert werden. „Hier darf nichts verharmlost werden.“

Um unterirdische Glutnester zu löschen, pumpen die Einsatzkräfte Wassermassen in den Boden. „Es wurden Kanäle gegraben und bestehende Kanäle mit Wasser gefüllt“, erklärte der Bundeswehrsprecher. Um eine Ausbreitung des Brandes zu verhindern, wurde das Gebiet unter anderem mit großen Wasserschläuchen abgeriegelt. Zudem wurden Waldschneisen geschlagen, Büsche und Gehölz zerkleinert. So soll verhindert werden, dass sich der Brand durch Funkenflug erneut ausbreiten kann.

Für Freitag kündigte der Deutsche Wetterdienst (DWD) höhere Windstärken an, die den Brand weiter anfachen könnten. „Eine Kaltfront wird über das Gebiet ziehen“, sagte DWD-Meteorologe Markus Eifried. „Dort sind Sturmböen von rund 75 Stundenkilometern möglich.“ (dpa)

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