Mitbegründer von Gault&Millau: Restaurantkritiker Millau ist tot
Seinen Restaurantführer kennt jeder Gourmet. Er brachte der französischen Küche eine neue Übersichtlichkeit. Jetzt ist Christian Millau im Alter von 88 Jahren gestorben.
Jeder Gourmet kennt seinen Namen: Christian Millau war die eine Hälfte des Restaurantführers Gault&Millau. Im Alter von 88 Jahren ist der Gründer und kulinarische Revolutionär jetzt gestorben. Den Freunden der innovativen Küche hinterlässt er ein gewichtiges Erbe. Der „Reiseführer für Genießer“, der jedes Jahr für viele Länder neu erscheint, wenngleich schon lange nicht mehr unter seiner Regie, enthält ja nicht nur die besten Restaurants in den großen Städten. Wer mehr wissen will über das globale Savoir Vivre, erfährt dort auch einiges über den Gastgeber des Jahres, den Sommelier des Jahres und natürlich die jungen Talente.
Geboren in Paris, startete Christian Millau seine journalistische Karriere 1947. An die Innenpolitik, mit der er sich früh befasste, war er wohl verschwendet. Zusammen mit seinem Kollegen Henri Gault schuf er 1969 den Restaurantführer Gault&Millau. Dessen Kochmützen gehören neben den Sternen des Guide Michelin zu den weltweit begehrtesten Auszeichnungen der Gastronomie. Den journalistischen Ursprung merkt man noch heute an den gut geschriebenen Kurzkritiken.
Dank Millau verlor die Grande Cuisine ihre Schwere
In Anlehnung an die „Nouvelle Vague“ des Kinos, die in Frankreich damals große Wellen schlug, rief Christian Millau die „Nouvelle Cuisine“ aus, die bis heute für die Rundumerneuerung der internationalen feinen Küche steht. Mit seinem Partner inspirierte er auch den Aufstieg besonders innovativer und talentierter Küchenchefs zu viel bewunderten Stars, zu denen sich für Genießer mit Lust auf die Abenteuer des Gaumens eine Reise allemal lohnte. Dass die Grande Cuisine die ihr eigene Schwere verlor, dass die üppigen Saucen und großen Portionen abgespeckt wurden bis zur Übersichtlichkeit, wird ebenfalls den schriftstellerischen Hieben Millaus mit zugerechnet, der übrigens auch als Buchautor in Erscheinung trat. Von Henri Gault trennte er sich bereits Mitte der 80er Jahre. Seit 1995 lebte er zurückgezogen in Südfrankreich. Experimentierfreude war ihm wichtig, wenngleich nicht immer auf dem eigenen Teller. Als eigenes Lieblingsgericht nannte der Pionier der hohen Kunst des Essens einst „frische grüne Erbsen, grüne Bohnen und Karotten mit frischem Baguette“. Und das war viele Jahre, bevor der Hype um die regionale Küche begann.