zum Hauptinhalt
Die Aufräumarbeiten im vom Hochwassergebiet im Landkreis Rottal-Inn laufen.
© dpa
Update

Unwetter in Deutschland und Frankreich: Räumen und bangen

In den Hochwassergebieten entspannt sich die Lage leicht, die letzten Vermissten sind geborgen. Doch der Deutsche Wetterdienst warnt vor neuen heftigen Gewittern - auch in den schon betroffenen Gegenden.

Nicht nur Deutschland ist in den vergangenen Tagen von schweren Unwettern heimgesucht worden. Auch im Nachbarland Frankreich haben heftige Regenfälle zu Überschwemmungen geführt. Während sich die Lage in den betroffenen Gebieten in Niederbayern und am Niederrhein leicht entspannt hat, warnen die Meteorologen schon vor neuen heftigen Unwettern. Ein Überblick.

Niederbayern: Vermisstes Paar unversehrt gefunden

In dem vom Hochwasser am stärksten betroffenen Landkreis Rottal-Inn ist die Zahl der Toten auf sieben gestiegen. Ein Mann habe eine Herzattacke erlitten, sagte ein Sprecher des Landratsamts Rottal-Inn. Der etwa 80-Jährige sei ins Krankenhaus nach Eggenfelden gebracht worden, wo es eine Spezialstation für Herzerkrankungen gebe. Dort sei der Mann gestorben.

Inzwischen haben die Helfer in Simbach auch ein seit Donnerstag vermisstes Ehepaar gerettet. Der 81 Jahre alte Mann und seine 77-jährige Frau wurden „unversehrt ausfindig gemacht“, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Damit werden im niederbayerischen Überschwemmungsgebiet nach Angaben des Landratsamts Rottal-Inn keine Personen mehr vermisst.

Zwar ist die Region bisher von weiteren Niederschlägen verschont. Für die Aufräumarbeiten wirkt sich das nicht unbedingt günstig aus. „Das Problem ist, dass der Schlamm rasch abgeräumt werden muss. Wenn er einmal getrocknet ist, wird er steinhart“, sagte ein Sprecher des Technischen Hilfswerks. Im Katastrophengebiet sind nach wie vor hunderte Rettungskräfte im Einsatz. Hinzu kommen die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer.

Zusammen mit den Einwohnern sind diese weiter dabei, in den überfluteten Orten im Landkreis Rottal-Inn Straßen und Häuser freizuräumen, die von stinkendem Schlamm überzogen sind. Viele Häuser sind einsturzgefährdet; bevor Taucher oder Helfer hinein können, muss immer erst die Statik überprüft werden.

Allein im Landkreis Rottal-Inn wird der Schaden auf einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt. Die bayerische Regierung will jedem Haushalt 1500 Euro Soforthilfe zahlen. In den am schwersten betroffenen Orten Simbach am Inn, Triftern und Tann war stellenweise die Wasserversorgung ausgefallen. Viele Einwohner waren darauf angewiesen, sich an Sammelstellen abgezapftes Wasser aus Containern zu holen.

Auch verfügten am Freitag nicht alle Haushalte wieder über Strom. Um Plünderungen vorzubeugen, patrouillierte die Polizei durch Simbach. Zuvor waren zwei Menschen festgenommen worden, die in der unübersichtlichen Lage ein Autoradio stehlen wollten.

Niederrhein: Noch lange keine Entwarnung

Nach starken Niederschlägen stieg der Wasserpegel des Flüsschens Issel am Niederrhein von einem halben auf über zwei Meter an. Die Dämme drohten zu brechen und die Städte Hammwinkel und das benachbarte Isselburg zu überfluten. Doch zumindest vorerst konnten hunderte Helfer mit zehntausenden Sandsäcken einen Dammbruch verhindern. Am Freitagmorgen sank der Pegel wieder auf unter einen Meter ab. Die Gefahr eines Dammbruchs ist aber nicht gebannt. „Von Entwarnung können wir noch lange nicht sprechen“, hieß es im dortigen Krisenstab. Die Dämme sind feucht und durchnässt. Neue Niederschläge könnten die Situation wieder verschärfen. Angesichts neuerlicher Unwetterwarnungen dürfte es für die Anwohner ein banges Wochenende werden.

Frankreich: Wasserpegel der Seine so hoch wie zuletzt 1982

Wenige Tage vor Beginn der Fußball-EM hält das Hochwasser auch Teile Frankreichs in Atem. Neben der Gegend in und um Paris ist vor allem die Loire-Region betroffen. In der Hauptstadt ist der Wasserpegel der Seine auf über sechs Meter angestiegen – dies ist der höchste Wert seit fast 35 Jahren. Zum Vergleich: Vor den heftigen Regenfällen betrug der Pegel etwa 1,30 Meter. Viele Uferstraßen wurden überschwemmt, die Schifffahrt auf der Seine ausgesetzt. Im Louvre, wo die weltberühmte Mona Lisa hängt, sind aus Sorge vor Überschwemmungen Kunstwerke in höhere Stockwerke gebracht worden. Am Freitag blieb das Museum geschlossen. Seit Beginn der heftigen Regenfälle rückte die Feuerwehr landesweit zu 16 000 Einsätzen aus. 20 000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Westlich des Rheins hat das Hochwasser bislang ein Todesopfer gefordert.

Neue Unwetterwarnungen

Da Unwettertief „Friederike“ Deutschland auch am Wochenende im Griff haben wird, warnt der Deutsche Wetterdienst vor neuen Unwettern. Südlich einer Linie zwischen Niederrhein und Oberlausitz kann es zu unwetterartigen Gewittern kommen. Auch Niederbayern kann es wieder treffen, wie Meteorologe Christian Herold dem Tagesspiegel sagte: „Dort muss man das gesamte Wochenende über mit heftigen Gewittern, Starkregen und Hagel rechnen.“ (mit AFP/dpa)

Daniel Godeck

Zur Startseite