Nach der Obduktion der Meeressäuger: Pottwale waren vermutlich schlecht ernährt
Die Zerlegung der angeschwemmten Pottwale soll am Montag abgeschlossen werden. Der Mageninhalt eines der Tiere lässt auf Probleme bei der Nahrungssuche schließen.
Die auf Wangerooge gestrandeten Pottwale hatten vor ihrem Tod vermutlich Probleme, geeignete Nahrung zu finden. Im Magen des einen Pottwals habe man nur einen einzigen Tintenfischschnabel gefunden, sagte der niederländische Walpräparator Aart Walen am Sonntag. Normalerweise enthalte der Magen eines Pottwals etwa 20 bis 100 dieser harten, schwerverdaulichen Beißwerkzeuge der Kalmare. „Die Pottwale haben möglicherweise gehungert und schon von ihrem eigenen Fett gelebt“, so Walen. Für diese These spreche auch das vergleichsweise geringe Körpergewicht der beiden Jungbullen.
Der Niederländer hat am Wochenende im JadeWeserPort in Wilhelmshaven mit einer Gruppe von Helfern die Kadaver der zwei Pottwale zerlegt, die vor einer Woche auf Wangerooge gestrandet waren. Trotz Schneeschaudern und eisigem Wind kamen die Arbeiten gut voran. Der kleinere der beiden Jungbullen war am Sonntagabend fertig skelettiert. Zunächst habe man die Haut in Streifen geschnitten und dann mithilfe eines Baggers vom Körper abgezogen. Zusammen mit der Haut löste sich auch die etwa 12 Zentimeter dicke Fettschicht, der sogenannte Blubber. Danach wurden die Muskeln und Sehnen abgelöst. Auch die Eingeweide entnahmen die Helfer - dabei besahen sie sich den Mageninhalt.
Von dem zweiten auf Wangerooge gestrandeten Tier wurden bereits der Kopf und die Wirbelsäule freigelegt. Die Arbeiten sollen am Montag abgeschlossen werden. Dabei wird auch der Magen des zweiten Pottwals untersucht, was weitere Erkenntnisse über den Ernährungszustand ergeben könnte. „Die Skelette kommen dann in einen Container“, sagte Aart Walen. Der größere der beiden Pottwale soll später als Exponat auf die Insel Wangerooge zurückkehren.
Zeitgleich zu den Arbeiten in Wilhelmshaven skelettierten Experten in Nordstrand in Schleswig-Holstein einen nahe Büsum entdeckten Jungbullen. Der Wal habe keine äußeren Auffälligkeiten gehabt, sagte am Samstag ein Sprecher des Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz. Aber: „Er hatte im Magen Reste eines mehrere Quadratmeter großen Fischernetzes, aber das war nicht die Todesursache.“ Diese müsse in den kommenden Wochen geklärt werden. Das Skelett des Wals werde künftig im Meeresmuseum in Stralsund ausgestellt, die übrigen Körperteile sollten in eine Tierkörperverwertungsanstalt gebracht werden.
Fünf an der niederländischen Küste verendete Pottwale wurden am Samstag mit Lastwagen zum Hafen der Wattenmeer-Insel Texel transportiert. Sie sollen später in einem Entsorgungsbetrieb auf dem Festland verbrannt werden, teilten die Behörden mit.
Insgesamt verendeten in der Nordsee binnen einer Woche mindestens zwölf Pottwale vor den Küsten Niedersachsens, Schleswig-Holsteins und der Niederlande. Zwei vor Helgoland gefundene Walkadaver waren schon am Freitag auf Nordstrand zerlegt und in Containern verstaut worden. (dpa)