Pottwale an der Nordsee: Da hilft nur noch der Bagger
Mindestens zwölf an der Nordsee angespülte Pottwale müssen beseitigt werden – ihre Skelette sollen erhalten bleiben.
Am Ostzipfel der Nordseeinsel Wangerooge verrichten die Kettenbagger am Donnerstag eine ungewöhnliche Arbeit. Sie ziehen die tonnenschweren Kadaver von Pottwalen übers Watt und richten sie aus. Die toten Ozeanriesen werden auf ihre letzte Reise vorbereitet – sie sollen bei Hochwasser mit Schleppern über die Nordsee ans Festland nach Wilhelmshaven gebracht werden. Insgesamt sind seit vergangenem Freitag zwölf Wale in der Nordsee verendet: zwei vor Wangerooge, zwei vor Helgoland, einer vor Büsum und einer vor Bremerhaven. Sechs starben vor der niederländischen Insel Texel.
„Die Wale haben sich verschwommen. Sie sind nicht südwestlich von Schottland vorbeigeschwommen, sondern in die Nordsee geraten“, sagte Thilo Maack, Meeresbiologe von Greenpeace, bei N24. Es sei zwar das erste Mal, dass so viele Wale in deutschen Gewässern gelandet seien. „Aber es ist kein Phänomen, das super selten ist.“ Der Konservator des Naturkundemuseums Ecomare, Arthur Oosterbaan, wertete es als positiv, dass wieder mehr Pottwale an der Nordseeküste auftauchten: „Das ist ein Zeichen, dass sich die Population durch den internationalen Walschutz erholt hat.“
Die Bergungsarbeiten aber sind komplex und nicht ganz ungefährlich. Wale sind Warmblüter, nach dem Tod zerfallen die inneren Organe sehr schnell. Es entstehen Verwesungsgase, die Kadaver blähen sich auf. „Irgendwann platzen die Wale dann“, sagt Meeresbiologe Maack. Im Hafen Holmer Siel auf Nordstrand, wo zwei Wale angespült worden waren, schneiden Experten die Tiere deshalb an Rücken und Bauch ein. Die Skelette der beiden Pottwale sollen erhalten bleiben. Eines geht an einen Natur- und Kulturverein auf der Nordseeinsel Amrum, für das zweite Skelett liefen bereits Gespräche mit der Universität Gießen.
Laut Nationalparkverwaltung wurden seit 1990 insgesamt 80 Pottwale an den Küsten Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande tot aufgefunden. Meist waren es Jungbullen, die vom Kurs abgekommen waren. Von den auf Nordstrand entnommenen Proben erhoffen sich die Experten Rückschlüsse auf die Todesursache der Tiere. (dpa)
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