„Fusion“-Festival 2019: Polizei reagiert auf Kritik an Einsatz-Plänen
Wasserwerfer und Räumpanzer sind längst vom Tisch, sagt Innenminister Lorenz Caffier. Die Polizei signalisiert: Das „Fusion“-Festival könnte kommen – nur anders.
Vielleicht hätte ein Wasserwerfer zur Entspannung zwischen den Besuchern des linksalternativen Festivals „Fusion“ und der Polizei beitragen können – nämlich als Abkühlungs-Event. Als Spaßfaktor, als Angebot: Wasserspiele, Matsch und Modder, Ende Juni, in Lärz an der Müritz.
Aber so weit trauen sich beide Seiten dann doch nicht über den Weg, die Wasserwerfer und auch ein Räumpanzer werden nicht kommen. Ein Konzept des Polizeipräsidiums Neubrandenburg hatte zunächst deren Einsatz sowie Bereitschaftspolizei, Spezialkräfte und auf dem Festival-Gelände ständig hundert Beamte vorgesehen. Das Papier stammt vom März – sei aber längst vom Tisch, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) am Dienstag.
Tagelang drehte sich der Streit zwischen Polizei und Veranstaltern darum, ob eine Wache und „anlasslose Streifen“ auf das Partygelände kommen sollen. Der Aufschrei war groß, die Polizei geriet unter Druck. Die Veranstalter formulierten ein neues Sicherheitskonzept, die Wache soll demnach außerhalb des Festivalgeländes auf einem Ex-Militärflughafen der Sowjets liegen.
Bis Ende dieser Woche soll neu entschieden werden. Die Zeichen stehen gut. Das neue Konzept biete eine Vielzahl von Ansatzpunkten für einen Kompromiss, erklärte die Polizei nun. Es gehe darum, im Ernstfall auf das Gelände zu kommen.
Die Debatte um das Festival könnte ein großes Missverständnis sein. Jahrelang feierten Zehntausende friedlich, immer mehr Besucher kamen. Seit 1997 ist es ein Symbol für eine linke, freie Partyzone, für „Ferienkommunismus“, ohne Zugang für die Staatsgewalt. Schön war’s. 21 Jahre lang.
„Wir haben einen Fehler begangen“, erklärte eine Polizeisprecherin am Dienstag. „Nämlich, dass wir nicht früher gesagt haben, dass wir keinen rechtsfreien Raum zulassen und nicht weiter zuschauen können.“ Es sei nach der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg 2010 bundesweit eine Neubewertung für die Sicherheitsvorgaben vorgenommen und die Versammlungsstättenverordnung von Mecklenburg-Vorpommern geändert worden.
Für Fragen sorgt die Zahl von 1000 in der Region angemieteten Betten für Polizisten. 2012 waren 120, dann 2018 schon 236 Beamte pro Tag im Einsatz. Die Polizeisprecherin sagte: „Es ist Urlaubszeit, die Seenplatte ist Tourismusregion. Wir mussten langfristig buchen.“
Ob alle 1000 Betten gebraucht werden, sei noch offen. Die Verkehrskontrollen sollen in diesem Jahr noch verstärkt werden, hinzu kämen Krisenintervention, Versorgungstätigkeiten - und die neue Wache. Und beim Drei-Schicht-Dienst mit mehr als 300 Beamten habe jeder Anspruch auf ein eigenes Bett.
Innenminister Caffier setzt darauf, dass sich Polizei und Veranstalter einigen. „Ich gehe davon aus, dass wir auf einem guten Weg sind, einen gemeinsamen Nenner zu finden“, sagte Caffier der dpa.
Zum "Fusion"-Festival Ende Juni erwarten die Veranstalter wie in den Vorjahren erneut etwa 70 000 Besucher. „Ich bleibe dabei, das Festival gehört hier ins Land. Aber bei 70 000 Leuten fällt es mir schwer, von einer Privatveranstaltung zu reden“, sagte Caffier und machte damit auch auf die Verantwortung der Sicherheitskräfte aufmerksam. Eine 70 000 Einwohner-Stadt ohne Polizeirevier sei für ihn nicht vorstellbar.
Tagesspiegel-Prognose, Stand Dienstag: Die „Fusion“ kommt – und wird nicht mehr die alte sein.