Rewe setzt auf recycelbare Tragetaschen: Plastiktüte? Bei Rewe nicht im Sortiment
Tonnenweise Plastikmüll landet jährlich in dem Meeren. Lebensmittelriese Rewe setzt nun ein Zeichen – und verbannt Plastiktüten aus seinen Märkten
Die Zeit der Plastiktüte könnte bald vorbei sein. Vor Wochen erst hatten sich Politik und Handel darauf verständigt, diese in Geschäften künftig nur noch gegen ein Entgelt auszugeben. Der Lebensmittelhändler Rewe – hierzulande immerhin zweitgrößte Supermarktkette – geht nun sogar noch einen Schritt weiter: In seinen mehr als 3000 Märkten will das Handelsunternehmen künftig ganz auf Plastiktüten verzichten.
Dies kündigte der Kölner Konzern am Mittwoch an. Noch bis Juli sollen Restbestände verkauft werden, danach aber dürfte es beim Rewe-Einkauf heißen: Plastiktüten? Nicht im Sortiment.
So einfach der Griff zum Tragebeutel im Supermarkt ist, so folgenreich sind Plastiktüten für die Umwelt. Tonnenweise Plastikmüll landet jedes Jahr in den Meeren; anders als bei Papiertüten dauert die Zersetzung von Plastiktüten Jahrzehnte. Die Folge: Meeresvögel und Fische verwechseln die schwimmenden Plastiktüten oft mit Nahrung – und verenden deshalb qualvoll. In zersetzter Form können Plastikreste auch in die Nahrungskette gelangen.
„Die Leute haben ihr Verhalten sehr schnell geändert“
Rewe begründet seinen Vorstoß mit den positiven Erfahrungen in der Vergangenheit. In einer Testphase in ausgewählten Märkten habe es viel Zuspruch durch die Verbraucher gegeben. „Die Leute haben ihr Verhalten sehr schnell geändert“, sagte ein Sprecher. Statt Plastik soll es in den Rewe-Märkten künftig nur noch Papiertaschen, Stoffbeutel sowie Tragetaschen aus Recyclingmaterial geben.
Neben den Tragetüten an der Kasse sollen langfristig auch die kleinen durchsichtigen Plastikbeutel aus der Obst- und Gemüseabteilung verbannt werden. So sollen jährlich 140 Millionen Kunststofftüten eingespart werden. Der Gesamtverbrauch in Deutschland liegt bei 6,1 Milliarden Plastiktüten jährlich, dazu kommen 3,1 Milliarden kleine Kunststoffbeutel.
Ministerin hofft auf „Rückenwind“
Ist der Vorstoß von Rewe aus Umweltsicht also kaum der Rede wert? Mitnichten, meint der Naturschutzbund Deutschland, der die Initiative von Rewe unterstützt. Deren Präsident Olaf Tschimpke spricht von einem „entscheidenden ersten Schritt“ für ein Umdenken beim Verbraucher.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sieht den Vorstoß als „Rückenwind“ für die EU-Ziele zur Reduzierung von Plastiktüten. Ein gänzlicher Verzicht auf Plastiktüten, so weit will der Primus im Lebensmittelhandel, die Edeka-Gruppe, derweil nicht gehen. „Wir setzen darauf, dass die Verbraucher die Tüten mehrfach nutzen“, sagte der Konzern auf Anfrage des Tagesspiegels.
Daniel Godeck