Audienz in Rom: Papst trifft zum Tode verurteilte sudanesische Christin
Die im Sudan zum Tode verurteilte Christin Mariam Jahia Ibrahim Ishak ist nach ihrer Ausreise in Rom von Papst Franziskus zu einer Audienz empfangen worden. Ein Berufungsgericht hatte das Todesurteil aufgehoben und die Freilassung angeordnet.
Eine lange Leidensgeschichte ist zu Ende. Die im Mai zum Tode verurteilte Christin Mariam Ibrahim aus dem Sudan ist sicher und wohlbehalten mit ihrer Familie in Italien gelandet. Papst Franziskus empfing die junge Mutter und ihre Familie kurz nach ihrer Ankunft, wie ein Vatikansprecher mitteilte. Mariam Ibrahim war im Mai hochschwanger zum Tode verurteilt worden, wegen Abfalls vom islamischen Glauben.
Auch nach der Aufhebung des Urteils und ihrer Freilassung war sie weiter verfolgt worden. Sie suchte Schutz in der US-Botschaft in Khartum. Erst eine Einigung zwischen Italien, den USA und dem Sudan habe ihre Ausreise ermöglicht, hieß es in Rom. Einzelheiten wurden dazu nicht bekannt. Papst Franziskus sprach eine halbe Stunde mit Ibrahim und ihrer Familie, wie Vatikansprecher Federico Lombardi mitteilte.
Dabei habe er der Frau für ihr unerschütterliches Glaubenszeugnis gedankt. Die 27-Jährige hatte es vor Gericht abgelehnt, sich vom christlichen Glauben loszusagen. Sie ist die Tochter einer äthiopischen Christin und eines muslimischen Vaters, der die Familie verlassen hat.
Die Atmosphäre des Treffens im vatikanischen Gästehaus Santa Marta, an dem auch ihr im Rollstuhl sitzender Mann Daniel Wani teilnahm, beschrieb Lombardi als „sehr heiter und warmherzig“.
Ibrahim habe dem Papst für sein Gebet und die Unterstützung der Kirche gedankt. Der Vatikansprecher nannte die Begegnung ein „Zeichen der Solidarität mit denjenigen, die wegen ihres Glaubens leiden“.
Die Sudanesin war am Morgen zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern auf dem Flughafen Ciampino gelandet. Sie traf mit einer italienischen Regierungsmaschine in Begleitung des italienischen Vize-Außenministers Lapo Pistelli ein. Der Frau und ihren beiden Kindern gehe es gut, sagte der Vize-Minister. Ministerpräsident Matteo Renzi begrüßte Ibrahim am Flughafen. „Heute ist ein Festtag“, sagte er. Ziel der Sudanesin sei die Weiterreise in die USA. Ihr Ehemann Wani besitzt die US-Staatsbürgerschaft.
Das Todesurteil hatte weltweit Protest ausgelöst
Das Todesurteil hatte weltweit Proteste ausgelöst und wurde Ende Juni aufgehoben. Die junge Mutter wurde aber an der Ausreise gehindert und flüchtete in die US-Botschaft in Khartum. Da sie nach dem islamischen Scharia-Gesetz als Muslimin betrachtet wurde, war auch die Heirat mit einem Christen aus dem Südsudan ungültig. Nach ihrer Hochzeit soll die ursprünglich orthodoxe Christin zur katholischen Kirche übergetreten sein.
Der Sudan ist ein islamischer Staat, obwohl die Verfassung auch die Achtung anderer Religionen verlangt. Seit der Abspaltung des christlich geprägten Südsudan vor drei Jahren setzte im Sudan eine Islamisierung ein. Staatschef Omar Hassan al Baschir wird wegen Kriegsverbrechen und Völkermord vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gesucht. (epd)