Konferenz gegen Elfenbeinhandel: Notruf für Elefanten
Der illegale Handel mit Elfenbein blüht – fast im Wochentakt werden Tonnen mit dem "weißen Gold" beschlagnahmt. Am Montag startet eine internationale Konferenz in Botswana, mit deren Hilfe sowohl die Wilderei als auch der Verkauf von Elfenbein-Objekten in Fernost gestoppt werden soll.
Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht eine Zollbehörde in Asien oder Afrika berichtet, dass einige Tonnen Elfenbein beschlagnahmt worden seien. Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass auch der Schmuggel mit Elefantenstoßzähnen dramatisch zugenommen hat. Schätzungen der internationalen Polizeibehörde Interpol gehen von einer Verdopplung des Handels zwischen 2007 und 2013 aus. Zwischen acht und zehn Milliarden Dollar werden weltweit im Jahr mit Elfenbein und dem Horn von Nashörnern umgesetzt – das ist deutlich mehr als in vielen Nationalbudgets kleiner Länder, speziell in Afrika, zur Verfügung steht.
Die Wilderei-Krise hat inzwischen eine allgemeine Alarmstimmung ausgelöst. Interpol und die UN-Organisation Unodoc, die sich mit organisierter Kriminalität befasst, haben eine gemeinsame Einsatzgruppe gebildet. Die europäische Polizeibehörde Europol hat erst vor einigen Wochen einen Bericht über die Folgen des Verkaufs von Naturgütern wie Elfenbein, Nashorn oder Tropenhölzern abgeliefert, in dem auch die Akteure aufgelistet wurden. Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) hat jüngst eine Studie über den illegalen Handel vorgelegt. Und weil sich das Problem nicht mehr ignorieren lässt, haben die Internationale Naturschutzunion (IUCN) und der südafrikanische Staat Botswana in die Hauptstadt Gaborone eingeladen, wo ab diesem Montag bis zum kommenden Mittwoch ein Elefantengipfel stattfindet.
Auf dem Gipfel werden die Staaten, die unter den Massakern an Elefanten und Nashörnern besonders leiden, hochrangig vertreten sein: Tansania, Kenia, Gabun, Südafrika. Es werden aber auch Vertreter jener Länder mit am Konferenztisch sitzen, in denen es wachsende Märkte für das „weiße Gold“ gibt: China, Malaysia, Vietnam, Thailand und die Philippinen. Finanziert wird das Treffen unter anderem vom deutschen Bundesumweltministerium. „Deutschland wird sich als Vermittler und Antreiber engagieren“, sagte der amtierende Ressortchef Peter Altmaier (CDU).
Vermittlungsarbeit wird bei der Konferenz auch nötig sein. Denn eigentlich ist die rechtliche Lage klar. Der Handel mit Elfenbein und mit Nashorn ist seit Jahren verboten. Über das Washingtoner Artenschutzabkommen (Cites) sind Elefanten und Nashörner streng geschützt. Doch das hindert Verbrecherringe nicht daran, ihrem Geschäft mit wachsendem Erfolg nachzugehen. Ein Kilogramm Nashorn wird nach Europol-Angaben für 37 000 bis 41 000 Euro gehandelt – und das Geschäft ist im Vergleich zum Menschen-, Drogen- oder Waffenhandel relativ risikoarm.
Vor Ort Wilderer zu finden, ist offenbar nirgends ein größeres Problem. Fast überall gibt es genügend Menschen, die so arm sind, dass die Wilderei als attraktive Einkommensquelle gilt. Und das, obwohl die Wilderer, die sich in Gefahr begeben müssen, um diese großen Tiere zu töten, nur einen verschwindend geringen Anteil am Gewinn kassieren. Wie risikoreich das Geschäft der Wilderer ist, lässt sich an einem neuen Trend in der Wilderei ablesen. Seit Juli mehren sich Berichte vor allem aus Simbabwe, dass ganze Elefantenherden mit Zyanid ausgelöscht worden sind. Demnach wurden Wasserlöcher mit der in der Goldschürferei häufig eingesetzten giftigen Chemikalie versetzt. Das bringt nicht nur ganze Elefantenherden um, deren Stoßzähne dann relativ gefahrlos geplündert werden können. Es tötet auch unzählige Raubtiere, die von den Kadavern fressen.
Das größte Problem ist aber die Nachfrage vor allem in der neuen rasch wachsenden Mittelschicht in Vietnam und China. Getrieben von Statusdenken ist Nashorn oder Elfenbein dort ein attraktives Handelsgut. China hat zwar jahrelang versucht, die Cites-Vorgaben umzusetzen. Doch mittlerweile ist das Geschäft auch dort wieder völlig außer Kontrolle geraten. Beim Elefantengipfel strebt der botswanische Präsident Khama Ian Kahma deshalb an, dass die Länder mit den großen Märkten sich an Bewusstseinskampagnen beteiligen. In China hat der Internationale Tierschutzfonds Ifaw gezeigt, dass das durchaus einen Effekt haben kann. Eine erste Anzeigenkampagne hat in China offenbar eine hohe Aufmerksamkeit erzielt und in Umfragen mögliche Käufer davon überzeugt, auf Gegenstände aus Elfenbein zu verzichten. 2012 hatte eine von Ifaw in Auftrag gegebene Umfrage noch ergeben, dass 70 Prozent der Chinesen nicht bewusst war, dass Elefanten getötet werden, um an ihre Stoßzähne heranzukommen.
Dagmar Dehmer