Falsche Aufregung: Nachbarn sollten laute Laubbläser ertragen
Laubbläser regen alle Leute auf. In der Nähe von Aachen rottete sich gar ein Mob zusammen, um dem Treiben ein Ende zu bereiten. Dabei ist den Nachbarn die Belästigung durchaus zuzumuten. Sie sollten lieber demütig sein, als dauernd zu schimpfen. Ein Kommentar.
Wenn sich alle einig sind, stimmt vielleicht etwas nicht. Die Nachbarn in der Nähe von Aachen, die sich zu einem Mob zusammengerottet haben, um gegen einen Landschaftspfleger vorzugehen, der mit seinem Laubbläser ein Steinchen gegen ein Auto geblasen hatte, sind ein Beispiel dafür, wohin Konsens führen kann. Laubbläser sind ein Riesenaufreger. Sie sind unerträglich laut. Umweltverbände verweisen gerne darauf, dass die Dinger umweltschädlich sind, weil durch das grobe Beseitigen auch Kleinstlebewesen getötet werden oder zumindest deren Lebensgrundlage zerstört wird, weil die Blätter als Schicht zusammen mit Staub und Dreck ein wichtiges Biotop sind.
Es ist schwierig, gegen Leute zu argumentieren, die Recht haben und gegenüber deren hoher Empfindlichkeit man eine gewisse Nachsicht üben muss. Trotzdem muss die Frage erlaubt sein, ob alle Fakten stimmen, auf denen der Konsens beruht und ob es nicht gut ist, dass den Nachbarn Lärm und Ärger zugemutet wird. Die Berliner Stadtreinigung, die Laubbläser im großen Stil anwendet, sagt, dass diese Geräte die Arbeit vereinfachen und dadurch Personal eingespart wird. Das widerspricht zwar jedweder Anschauung. Jeder, der einmal Laubbläser in Aktion gesehen hat, kann nur mit dem Kopf schütteln.
Da werden die Blätter scheinbar sinnlos hochgewirbelt, auf die Straße geblasen, um dort von vorbeifahrenden Autos erneut hochgewirbelt zu werden. Gelingt es tatsächlich nach längerer Zeit, eine Art Haufen zusammenzublasen, wird dieser keinesfalls abgeholt, sondern er bleibt lieben, bis der nächste Windstoß kommt und alles wieder verteilt. Dass jeder ein absurdes Beispiel erzählen kann, heißt aber noch nicht, dass die Generalisierung stimmt. Es könnte sein, dass die subjektive Anschauung von Vorurteilen und selektiver Wahrnehmung geprägt ist und die Berliner Stadtreinigung Recht hat.
Jetzt die Belästigung: Was fällt den Leuten eigentlich ein, sich dauernd zu beschweren. Immer protestieren, klagen, schimpfen, Vorwürfe machen, anderen die Schuld geben. Und dann womöglich noch aus Wut AfD wählen. Wie wäre es, wenn die alle mal ruhig durchatmen und die hypothetische Möglichkeit erwägen, dass man dem Leben auch mit einer gewissen Demut begegnen könnte. Belästigung gehört grundsätzlich zum Leben dazu, die Frage ist, wie man damit umgeht. Dazu gehört auch die Zumutung, mit subjektiv empfundener Sinnlosigkeit im Alltag konfrontiert zu sein. Auch das gehört zum Leben dazu.
Ein Vorschlag zur Güte: Kann man nicht über diesen älteren Nachbarn lachen, wie er mit dem Laubbläserrüssel vor dem Gemächt durch seinen Garten zieht und mit seinem Rüssel auch noch ne Menge Krach macht? Der braucht das. Wie wäre es mit einem bisschen Toleranz?
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