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#LemonFaceChallenge: Nach der #IceBucketChallenge kommt der Biss auf die Zitrone

Nach der #IceBucketChallenge kommt die #LemonFaceChallenge - mit der Aktion sollen nicht nur Videos von zitronenessenden Internetnutzern produziert werden.

Rezept für vier Spenden: Eine kleine, unbehandelte Zitrone sorgfältig schälen und von allen Fasern befreien. Die Zitrone vor laufender Handykamera in einem Happen verspeisen, Augen zukneifen, kichern, sich ein wenig in Mitleid winden. Nicht vergessen fünf Euro an die Welthungerhilfe zu spenden und drei Freunde öffentlich zur #LemonFaceChallenge zu nominieren: Fertig ist der neueste Social-Charity-Trend im Internet.

Nach der viel geteilten und ebenso viel diskutierten #IceBucketChallenge, die mindestens 80 Millionen Dollar für den Kampf gegen die Nervenkrankheit ALS zusammenbrachte, beißen die User nun auf Zitronen für einen guten Zweck. Denn mit der Aktion soll Geld für die Welthungerhilfe gesammelt werden.

Sauer macht lustig und Gutes

Die Idee zur Kampagne hatte die Internet-Comedy-Gruppe Y-Titty. Falls Sie nicht wissen wer das ist, können Sie vielleicht nichts dafür. Zwar haben die drei Jungs von Y-Titty drei Millionen Abonnenten auf der Videoplattform Youtube und mehr als eine Millionen Fans auf Facebook, ihre Zielgruppe ist aber deutlich minderjährig.

Das U18-Publikum von Y-Titty schaut sich täglich Parodien von Musikvideos oder selbstgedrehte Sketche über Pokemon, Dragonball oder andere Anime-Zeichentrickfilme an. Alles was Kinder und Jugendliche interessiert oder ärgert, nehmen Phil, Oguz und TC aufs Korn, wie sich die Mitglieder der Spaßmachertruppe nennen. Mit der #LemonFaceChallenge machen die 23- und 24-jährigen Internetphänomene aber auf ihre Art ernst.

„Wir wollten schon immer zusammen mit einer Spendenorganisation etwas Gutes tun“, sagen Y-Titty. Mit der lustigen Aktion wollten die Internet-Komiker speziell ihre Community in den sozialen Medien ansprechen. Denn diese neue Herausforderung - was ja Challenge im Englischen bedeutet - setzt, so wie bei der Aufforderung sich einen Eimer voll Eiswasser gegen ALS auf den Kopf zu schütten, aufs Mitmachen.

Die Spendenstrategie besteht darin, dass möglichst viele User zur Handykamera greifen und danach eine SMS für eine Spende verschicken: virales Marketing. Das ein Mal am Laufen viel Geld und Aufmerksamkeit generieren kann. Diese Strategie wurde nach dem Erfolg der #IceBucketChallenge schon mal erfolgreich kopiert.

Mal was anderes als Plakate mit hungernden Kindern

Tatsächlich haben bisher auch eher analog veranlagte Comedians wie Michael (Bully) Herbig und Otto Waalkes mitgemacht. In der ersten Woche sind so immerhin 13.460 Euro an Spenden zusammengekommen. Gut angelegtes Taschengeld, das per SMS-Spende direkt an die Welthungerhilfe geschickt wurde. Der Spendenbetrag von fünf Euro ist ebenfalls auf die junge Zielgruppe zugeschnitten. „Das ist nicht zu viel und verkraftbar für unsere Fans“, sagen Y-Titty, die ihr Geld mit Werbung auf YouTube, eigenen Songs und dem Verkauf von Fanartikeln machen.

Weihnachtssaison ist Spendensaison weiß auch Bettina Beuttner von der Welthungerhilfe. „Wir läuten die Spendenzeit traditionell schon im Oktober ein, mit der 'Woche der Welthungerhilfe' und einer Ansprache des Bundespräsidenten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen“, erklärt Beuttner.

Es geht nicht nur um Spaß

Dieses Jahr fiel die Initiative von Y-Titty bei der Hilfsorganisation auf fruchtbaren Boden. „Wir fanden das eine wunderbare Idee und haben gleich mitgemacht“, erklärt Beuttner. Es sei nicht ausgeschlossen, dass auch bei der jüngeren Generation die Spendenhochzeit im November und Dezember einen Barmherzigkeitseffekt hervorruft. In Verbindung mit dem viralen Marketingkonzept könnte die Rechnung für die Hilfsorganisation aufgehen.

Das Geld fließt direkt in die Arbeit der Welthungerhilfe. Als Schwerpunkt haben sich Y-Titty ein Trinkwasserprogramm in Äthiopien ausgesucht, die Gruppe möchte im Frühjahr dorthin reisen, um ihre Fans weiter mit dem Thema zu beschäftigen.

Mit der #LemonFaceChallenge wollen Y-Titty und Welthungerhilfe auch von den traditionellen Werbung auf das weltweite Leid wegkommen. Um jüngere Menschen, die sich von Plakaten mit hungernden Kindern nicht angesprochen fühlen, anzusprechen bedürfe es an mehr Kreativität. „In vielen Ländern dieser Welt können sich die Menschen nicht aussuchen was sie essen, wenn sie etwas zum essen haben“, sagen die Comedians von Y-Titty. Deswegen haben sie sich die Zitrone als ungewöhnlichen Snack für die gute Sache ausgesucht. Ihre Community habe zumindest verstanden, dass es hier nicht nur um den reinen Spaß ginge.

Mohamed Amjahid

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