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Der palästinensische Journalist Ayman al-Aloul in Gaza kippt sich einen Eimer voll Schutt über den Kopf.
© Youtube

Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas: Gaza kippt sich Kriegsschutt über den Kopf

Im Gaza-Streifen kippen sich hunderte Menschen Schutt und Staub über ihre Köpfe. In Anlehnung an das Internet-Phänomen #IceBucketChallenge wollen sie auf die Situation nach dem Krieg im Küstenstreifen aufmerksam machen.

In Gaza hätten sie weder genügend Wasser, geschweige denn Strom um Eiswürfel zu produzieren. Nein, eine #IceBucketChallenge im vom Krieg gezeichneten Küstenstreifen komme nicht in Frage. So die einhellige Meinung der meisten User, die sich auf Twitter begeistert von der #RubbleBucketChallenge zeigen, der palästinensischen Version der viralen Spendenaktion im Internet.

Im arabischensprachigen Netz diskutiert die Gemeinde unter dem Hashtag #Eimer_voll_Schutt über Sinn und Unsinn der Weiterentwicklung dieses Internet-Trends.

In hunderten Videos kippen sich Menschen aus dem Gazastreifen, aus anderen arabischen Ländern und überall auf der Welt Eimer mit Sand, kleinen Kieselsteinen oder Staub über den Kopf. Sie stehen dann, verstaubt vor ihrer Handykamera und reden über einen "asymmetrischen Krieg", der seit Kurzem in eine unbefristete Waffenruhe eingetreten ist. Sie wollen mit der Aktion auf die Situation der Menschen im Gazastreifen machen: Es fehle an allem, lautet immer die Botschaft dabei.

Wer die Ursprungsidee zur #RubbleBucketChallenge hatte, ist nicht klar. Doch das ist für die meisten arabischen User zweitrangig. Sie teilen am fleißigsten das Video des Journalisten Ayman al-Aloul.

Bevor sich der Mitarbeiter der palästinensischen Nachrichtenagentur "al-Arab al-Aan" den Schutt eines zerstörten Gebäudes in Gaza über den Kopf kippt, spricht er vom Unsinn des jüngsten Krieges und die "Notwendigkeit des Widerstandes" gegen Israel. Er ruft zu Spenden auf, bittet aber vor allem zur symbolischen Solidarität mit Gaza auf. Viele User sind diesem Aufruf gefolgt und es werden von Stunde zu Stunde mehr.

Der prominente Gewinner der Casting-Show "Arab Idol", der ebenfalls aus dem Gazastreifen stammt, kippte sich in seinem Haus kurzerhand auch einen #Eimer_voll_Schutt über den Kopf. Er ist ein Held für Millionen junger Menschen im Nahen Osten und verhilft der #RubbleBucketChallenge zu weiterer Popularität: "Wir werden jeden Tag aufs neue herausgefordert", sagt der Sänger, der unter einer Staubwolke kaum mehr zu erkennen ist. Das ist ein Bild, das sehr gut bei jungen arabischen Internetnutzern ankommt.

Allgemein sehen viele Nutzer auf Twitter, Facebook und Co die ursprüngliche #IceBucketChallenge kritisch. Sie kritisieren, dass durch die Aktion, die auf die Krankheit ALS aufmerksam machen will, eher das Aufmerksamkeitsbedürfnis netzaffiner Menschen gestillt wird.

Darüber hinaus habe die Aktion einen Eimer voll Wasser und Eis "zu verschwenden" bei den vielen Toten durch Wassermangel in weiten Teilen der Welt einen bitteren Beigeschmack. Auch die #RubbleBucketChallenge wird kritisiert. Eine Userin schreibt: "Das ist die westliche Art mit Problemen umzugehen, niemand tut etwas Substanzielles um den Menschen im Kriegsgebiet zu helfen. Ein #Eimer_voll_Schutt reicht nicht."

Ein Twitter-Nutzer aus Gaza sieht das anders. Saji liebt laut seinem Kurzprofil den Sand und den Schutt seines Landes Palästina und würde am liebsten "darunter begraben werden". In einem Tweet schreibt er: "Die Leiden der Menschen in Gaza befinden sich nicht in dem #Eimer_voll_Schutt, er ist aber ein Mittel um der Welt mitzuteilen wie wir uns fühlen."

Mohamed Amjahid

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