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Einlass ohne Reservierung? Trinkende Menge im Hofbräuzelt.
© picture alliance / dpa

Oktoberfest: Münchner Weise

Der neue Oberbürgermeister Dieter Reiter übt den Anstich für das Oktoberfest am Samstag. Damit er sich nicht blamiert. Sein Vorgänger Christian Ude schaffte es mit zwei Schlägen.

König Ludwig I. würde das Oktoberfest auf der Münchner Theresienwiese nicht wiedererkennen, das er den Bayern anlässlich seiner Vermählung geschenkt hat. 1810 war das, und auf der Wiesn fanden damals zu Ehre des vermählten Prinzenpaares Pferderennen statt. Heute donnern die Loopingbahnen, der Skyfall-Tower kracht herab, überall hört man das Tröten, Hupen und die Sirenen. In den großen Bierzelten, die berechtigterweise Festhallen heißen, fließen Bier und Schweiß in Strömen, die Tanzmusik wummert, Körperkontakt ist unvermeidbar.

An diesem Samstag, den 20. September, um 12 Uhr wird das Oktoberfest eröffnet, das 181. seiner Art. Es ist ein Fest der Superlative, mit seinem simplen Strickmuster längst weltweit kopiert, das keine Superlative mehr braucht. Und es ist die Wiederkehr des seit vielen Jahren immer Gleichen, das als Marke keine Wandlungen benötigt.

Dennoch gibt es auch auf der Wiesn 2014 einige Neuerungen. Der Hausherr, Oberbürgermeister der Stadt München, wird nach 20 Jahren der Regentschaft von Christian Ude ein anderer sein: Erstmals schlägt Nachfolger Dieter Reiter (SPD) das erste Fass an und zapft die erste Maß für den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU). Wie viele Schläge braucht Reiter – und wird es gar ein Bierbad geben? Ude hatte es lange Zeit mit zwei professionellen Schlägen geschafft. Reiter übt derzeit wacker, damit er sich nicht blamiert. Das Spektakel wird in der ARD von 11.30 Uhr an live übertragen.

Es gibt ein neues Festzelt

Neben einem neuen OB gibt es auch ein neues unter den 14 großen Festzelten, deren Auf- und Abbau bis zu einer Million Euro pro Zelt kostet: Das „Hippodrom“, beliebt bei der Münchner Schicki-Gesellschaft und Treffpunkt vieler Promis, existiert nicht mehr. Der Festwirt Sepp Krätz hatte keine erneute Konzession erhalten, nachdem er wegen Steuerbetrugs verurteilt worden war. Stattdessen öffnet nun das „Marstall“ der Wirtsfamilie Able. Diese hatte bisher die kleinere „Kalbskuchl“ betrieben. Was soll das Marstall auszeichnen, das mit seinem Namen an die einstige Hofreitschule erinnert? Mehr als Allgemeinplätze sind bisher nicht zu hören: stilvolles Ambiente, herzlicher Service, bayerische Gastlichkeit.

Auch wenn Oktoberfest-Fans es bestreiten: Die Zelte, in denen sich etwa an den Wochenendabenden insgesamt um die 100 000 Menschen quetschen, unterscheiden sich sowieso kaum. Sie werden von verschiedenen Brauereien mit ähnlich schmeckendem Bier ausgestattet, es gibt die obligatorischen halben Hendl und viel Pop- und Feiermusik – von „Skandal im Sperrbezirk“ über „Fürstenfeld“ bis zu „Griechischer Wein“. Welches Lied der meistgespielte aktuelle WiesnHit 2014 wird, darüber sind sich die Experten uneins. Manche tippen auf „Atemlos“ von Helene Fischer, andere auf den umstrittenen, aber gerade deshalb bekannten „Gaucho-Tanz“.

Beim Bierpreis wird dieses Jahr eine bedeutende Marke geknackt. Teilweise kostet die Maß Helles nun über zehn Euro. Die Preise in den Zelten liegen zwischen 9,70 und 10,10 Euro. Weiter besteht Kritik an den Verzehrgutscheinen, die bei Reservierungen gekauft werden müssen. Das sind bis zu 85 Euro pro Person. Die Wirte sagen, dass durch Bestimmungen immer weniger Tische reserviert werden dürfen und immer mehr generell reservierungsfrei sein müssen. Auf die Münchner kommen zwei Wochen lang U-Bahn-Gedränge, Betrunkene am Morgen und die Trachten-Invasion zu. Die Bilanz des letzten Oktoberfestes: 6,4 Millionen Besucher, 6,7 Millionen Maß Bier, das Rote Kreuz versorgte 7551 Menschen, es kam zu 58 Maßkrugschlägereien, laut DRK also eine „normale Wiesn“.

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