Südafrika: Mit Macheten gegen Uber
Der Billig-Fahrdienst Uber expandiert auch in afrikanische Staaten wie Südafrika. Konventionelle Taxifahrer gehen gegen die Konkurrenz auf die Barrikaden - es gab auch schon einen Toten.
In der Luft hängt eine Wolke aus geschmolzenem Gummi und Leder. Während die Flammen die Autos auffressen, werden die Fahrer mit Macheten, Pistolen und Messern bedroht. Ebenso die zahlenden Fahrgäste – auch sie müssen in Südafrika damit rechnen, die billige Uber-Fahrt mit einem hohen Preis zu bezahlen.
Der 2009 in den USA gegründete Online-Vermittlungsdienst Uber garantiert: Egal in welcher Großstadt – die nächste Mitfahrgelegenheit ist nur wenige Minuten entfernt und kostet einen Bruchteil von regulären Taxis. In Afrika trifft die Innovation jedoch auf die kalte Realität von Armut und organisierter Bandengewalt. Auf den Straßen Johannesburgs eskaliert die Situation. Auf der einen Seite stehen die Fahrer der Smartphone-App Uber, denen die Technologie einen Job verschuf; auf der anderen konventionelle Taxifahrer, die angesichts der digitalen Billigkonkurrenz um ihre Arbeitsplätze fürchten. Allein dieses Jahr wurden in der Provinz Gauteng, mit der Wirtschaftsmetropole Johannesburg und der Hauptstadt Pretoria, über 300 brutale Übergriffe auf Uber-Taxis gemeldet.
Festnehmen konnte die Polizei bislang nur 28 Vandalen. Der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) zeigte sich zuletzt „tief besorgt“ über die Angriffe. Die Provinzverwaltung hat einen eigenen Arbeitsstab aus Polizei und Politik ins Leben gerufen. Er ermittelt wegen Mordes und Körperverletzung und soll den „Krieg um Territorium“ auf Johannesburgs Straßen beenden.
„In den letzten Wochen eskalierte die Gewalt zwischen Uber und traditionellen Taxis so weit, dass sie Frieden und Stabilität in unserer Provinz bedroht“, sagte der zuständige Ministerpräsident David Makhura. Seine Regierung erließ ein Gesetz, wonach sich Uberfahrer nun registrieren und um eine Personenbeförderungslizenz ansuchen müssen. „Blieben wir untätig, hätten wir bald eine Situation, in der Leute für Anschläge bezahlt werden. Wir müssen Auftragsmorde verhindern.“
Auf den Highways und in den Geschäftsbezirken ist diese Anarchie längst Realität. Anfang September brannten im Johannesburger Nobelvorort Sandton drei Uberautos aus. Fünf Tage später gingen in Pretoria zwei Wagen der Online-Plattform Taxify in Flammen auf. Auch der Uber-Konkurrent wurde in den Krieg hineingezogen. „Wir können nicht anders, als unser Territorium zu schützen, gleich ob durch Eisen oder Blut“, zitiert das Nachrichtenportal „News24“ den Taxifahrer Oupa Skhosane. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Leute aus Amerika kommen und unsere Jobs wegnehmen.“
Letzte Woche erschossen Unbekannte einen Uberfahrer
An den Boulevards von Century City in Kapstadt wechseln Palmen, Boutiquen und moderne Wohnhäuser einander ab. Letzte Woche erschossen unbekannte Täter dort einen Uberfahrer und flohen mit dessen Wagen. Kurz zuvor wurde ein weiterer Fahrer in Johannesburg erschossen, seine Leiche in einem Feld entsorgt. „Letzte Nacht wurde einer unserer Partner offenbar bei einem versuchten Überfall getötet. Wir sind tief geschockt und traurig über diese Nachricht“, hieß es aus der Zentrale des Fahrdienstanbieters. Davor starb ein südafrikanischer Uberfahrer in Gauteng, nachdem Vandalen seinen Wagen mit Benzinbomben beworfen und er wochenlang auf der Intensivstation gelegen hatte.
Vergleichsweise mehr Glück hatte ein 33-jähriger Fahrer Ende August in Johannesburg. Er überlebte einen Angriff, bei dem ein vermeintlicher Fahrgast ihn mit Säure übergoss. „Er dirigierte mich weit weg von der Hauptstraße, bevor er Säure über mein Gesicht und meine Hände schüttete. Dann lachte er laut, während ich brannte“. Die hautlosen Hände nur noch Knochen, ist der Fahrer zum Essen und Wachsen auf die Hilfe seiner Lebensgefährtin angewiesen. Seine Verwandten beklagen fehlende Anteilnahme durch Uber, wenngleich die Betreiber anboten, seine Arztrechnungen zu begleichen: „Niemand von Uber rief uns jemals an oder besuchte seinen Angestellten im Krankenhaus.“
Die neue Regulierung könnte die Gewalt auf den Straßen beenden. Neben ANC-Politikern, lobte auch die oppositionelle Demokratische Allianz (DA) die Schaffung der Taxi-Taskforce als „Schritt in die richtige Richtung“. Auch Taxifahrer reagierten positiv. „Wir haben nichts gegen Konkurrenz, allerdings verlangen wir gleiches Recht für alle“, sagte einer
Nicht allein in Südafrika eskaliert die Situation rund um Uber. In Kenias Hauptstadt Nairobi etwa verdienen Taxifahrer zehn US-Dollar für durchschnittlich zwei Fahrten pro Tag. Auch hier führte der Versuch von unerfahrenen Fahrern, sich in die konservative Hierarchie der Branche zu schummeln, zu Gewalt. Wiederholt hatten Mitglieder von Taxikartellen Uberfahrer mit Schraubenschlüsseln, Keulen, Peitschen und Macheten attackiert.
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