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Mit Patensohn Hudson Kroenig an der Hand kam Modedesigner Karl Lagerfeld zu der exklusiven Modenschau im Großen Saal der Elbphilharmonie in Hamburg.
© Patrik Stollarz/AFP

Karl Lagerfeld: Mit "La Paloma" und Kapitäns-Look

Der in Paris lebende Modezar huldigt mit einer maritim angehauchten Modenschau in der Elbphilharmonie seiner Heimatstadt Hamburg.

Er bleibt ein Hamburger Jung. „Hamburg gehört zu meinen Farben, die mich zu dem gemacht haben, was ich bin“, sagte Designer Karl Lagerfeld nach seiner Modenschau für Chanel am Mittwochabend in der Hamburger Elbphilharmonie. Den Namen der Hansestadt spricht der seit Jahrzehnten in Paris lebende Maestro immer noch aus, wie das an der Waterkant üblich ist: „Hamburch“. „Die Idee mit der Elbphilharmonie kam schon, als ich das Ding zum ersten Mal gesehen habe. Als ich die Baustelle und die Pläne gesehen habe. Wissen Sie, Berlin für Chanel ist nicht das Ideale. Und ich bin nun einmal Hamburger“, erklärte er.

Und so huldigte er mit dieser – im Zeichen der Handwerkskunst der Ateliers stehenden – „Métiers d’Art-Kollektion“ der Hansestadt und ihrem spektakulären Gebäude. Zu Beginn der Schau spielte ein Kammerorchester den Shanty-Klassiker „La Paloma“. Hans Albers ließ grüßen, auch bei den Entwürfen, die zunächst den Hafen beschworen. Die Models trugen Kapitäns-Look.

Die männlichen Models wirkten wie Seebären in ihren Zopfstrickvarianten des dunkelblauen Troyers, des Wind- und Wetterpullovers des Nordens. Die Frauen trugen dazu hochhackige Schuhe, Strickleggings und Seemanns-Rucksäcke. Doch es gab auch die diskrete bourgeoise Eleganz der Hanseatinnen mit feinen Tweedkostümen, mit breitem Matrosenkragen und gerne in britischen Karos. Daneben ein Schuss Herbertstraße mit „leichten Mädchen“ in kurzen Röckchen und etwas Glitzer.

Accessoire der Stunde war die „Prinz Heinrich“-Mütze, feminin aufgemotzt durch lange schwarze Seidenbänder oder einen zarten schwarzen Schleier. „Der Schleier erinnert auch an den Nebel hier“, sagte Lagerfeld. „Das Band mit der Schleife ist das, was man in Frankreich eine ,Casquette de Parité‘ nennt, halb Mann, halb Frau.“

Es war das erste Mal, dass der Große Saal des Konzerthauses als Laufsteg genutzt wurde. Die „Métiers d’Art“ sind eine „Zwischenkollektion“. Sie werden jenseits der Fashion-Weeks an besonderen Orten in Szene gesetzt. Vor drei Jahren zog es Lagerfeld ins Salzburger Schloss Leopoldskron. In Hamburg bestand die Schwierigkeit vor allem im zeitlichen Ablauf. „Es ist nicht so schwierig, in einem Konzertsaal zu arbeiten“, sagte Bruno Pavlovsky, Global President des Modebereichs bei Chanel. „Herausfordernd ist hier vor allem die Planung um den Konzertbetrieb herum.“ Der sollte schon am Tag danach wieder normal laufen.

Am Mittwoch jedoch fand noch nicht einmal im Kleinen Saal ein Konzert statt, auch das Parkhaus war für „normale Gäste“ gesperrt worden. Hamburg schien in einem regelrechten „Karl-Fieber“. Schaulustige warteten in Menschentrauben vor der „Elphi“, um einen Blick auf die prominenten Gäste zu erhaschen. Die fuhren allerdings in abgedunkelten Limousinen direkt in das Gebäude. Unter ihnen internationale Stars wie Hollywood-Schauspielerin Kristen Stewart und Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton. Auch das frühere Supermodel Tatjana Patitz kam zur Schau, wie auch Model und Schauspielerin Lily-Rose Depp, die 18-jährige Tochter von Johnny Depp und Sängerin Vanessa Paradis.

Am Ende wurden Karl Lagerfeld, die Mannequins und das Orchester gefeiert. Und Lagerfelds neunjähriger Patensohn Hudson Kroenig, der bei der Schau als Model mitlief, rief: „It was fun“. Es war ein großer Spaß. Doch bei aller Liebe zu seiner Geburtsstadt konnte sich Lagerfeld dann doch eine kleine Spitze über die Hamburger Kaufleute nicht verkneifen: „Ich kann die Pfeffersäcke verstehen. Im Grunde bin ich auch ein Pfeffersack. Nur bin ich nicht geizig.“ (dpa)

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