Afghanistan: Mehr als 20 Tote nach Selbstmordanschlag auf Militärbasis
Ein Selbstmordattentäter hat sich in einer Militärbasis in Ostafghanistan in die Luft gesprengt. 22 Menschen wurden getötet - dabei galten die Basen als sicher.
Bei einem Selbstmordanschlag in einer Militärbasis im Osten Afghanistans sind mindestens 22 Soldaten getötet worden. Der Attentäter, der eine Armee-Uniform getragen haben soll, habe sich während des Freitagsgebets in der Moschee der Militärbasis in der Provinzhauptstadt Chost in die Luft gesprengt, sagte der Provinzrat Dschan Mir Sasai. Zu dem Anschlag bekannte sich bisher niemand. Mindestens 33 Soldaten seien verwundet worden, sagte ein Sprecher des Provinzgouverneurs, Talib Mangal.
Die Basis ist seinen Angaben zufolge die größte Militärbasis in der Provinz Chost. In afghanischen Sicherheitskreisen löste der Anschlag große Bestürzung aus. Militärbasen gehören zu den am stärksten gesicherten Einrichtungen in Afghanistan. Unklar war noch, wie es dem Angreifer gelungen ist, in die Basis vorzudringen - oder ob es sich um einen sogenannten Insider-Angriff handelte, also der Täter ein Soldat war.
Erst in der vergangenen Woche waren bei einem Angriff in der westlichen Provinz Farah mindestens 38 Sicherheitskräfte getötet worden. Ein oder mehrere Polizisten oder Soldaten hätten im Gebiet Farah Rod in einer gemeinsamen Basis von Militär und Polizei das Feuer auf die eigenen Kameraden eröffnet, hieß es. Die Taliban reklamierten den Angriff für sich.
Die afghanischen Sicherheitskräfte haben seit Monaten massive Schwierigkeiten, Angriffen der radikalislamischen Taliban standzuhalten. Im November überfielen diese mehrere Militärbasen im ganzen Land und töteten Dutzende Sicherheitskräfte. Zudem gelingt es ihnen offenbar wieder vermehrt, eigene Leute in die Sicherheitskräfte einzuschleusen. In den vergangenen Wochen stieg die Zahl der Angriffe auf eigene Kameraden, bei denen sich Provinzräten zufolge die Angreifer nach der Tat den Taliban anschlossen.
Präsident Aschraf Ghani sagte kürzlich, bei Gefechten und Kämpfen seien seit dem Abzug der internationalen Kampftruppen 2015 seien mehr als 28.000 afghanische Sicherheitskräfte getötet worden. Seit Mai 2017 hatten Behördenvertreter keine offiziellen Angaben mehr darüber gemacht. Analysten halten die von Ghani genannte Zahl trotz ihrer Höhe für untertrieben.
Die Regierung kontrolliert nach Militärangaben nur noch etwas mehr als die Hälfte aller Bezirke des Landes. Das ist der niedrigste Wert seit 2015. (dpa)