Afghanistan: Dutzende Tote bei Anschlag in Kabul
Bei einer Explosion in der afghanischen Hauptstadt sind mindestens 50 Menschen getötet und etliche verletzt worden. Es war offenbar ein Selbstmordanschlag.
Bei einem schweren Anschlag auf eine Versammlung religiöser Führer sind in der afghanischen Hauptstadt Kabul mindestens 50 Menschen getötet worden. Weitere 72 Menschen seien bei dem Attentat am Dienstag verletzt worden, teilte ein Sprecher des afghanischen Gesundheitsministeriums mit. Der Anschlag galt dem Ulema-Rat, dem höchsten Gremium der afghanischen Geistlichkeit. Es war einer der schwersten Anschläge in Kabul seit Monaten.
Die Explosion habe sich im Uranus-Hochzeitspalast ereignet, sagte Polizeisprecher Basir Mudschahid. Die Ulemas seien aus dem ganzen Land nach Kabul gekommen, um zusammen den Geburtstag des Propheten Mohammed zu feiern.
Erste Hinweise deuteten darauf hin, dass die Tat von einem Selbstmordattentäter verübt worden sei, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Nadschib Danisch. Ein Manager des Hochzeitssaals, in dem auch politische und religiöse Treffen abgehalten werden, sagte AFP, der Attentäter habe sich inmitten der Versammlung in die Luft gesprengt. "Es gibt viele Opfer, ich selbst habe 30 gezählt", sagte er.
Bisher bekannte sich niemand zu dem Anschlag. In den vergangenen Monaten hatte vor allem die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Anschläge auf Hochzeitshallen, Moscheen und religiöse Treffen für sich reklamiert. Die radikalislamischen Taliban verurteilten den Anschlag in einer Nachricht über WhatsApp. „Das Islamische Emirat verurteilt Angriffe auf Zivilisten und religiöse Versammlungen ausdrücklich“, hieß es in der Mitteilung. Diese „kriminellen Handlungen zeigen, dass einige böse Kreise diese Möglichkeiten nutzen um ihre bösen Pläne auszuführen“.
Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich in den vergangenen Monaten weiter verschlechtert. Sowohl die radikal-islamischen Taliban als auch die Extremisten-Miliz IS verüben immer wieder Anschläge. Erst vergangene Woche hatte sich ein Selbstmordattentäter am Rande einer Demonstration im Zentrum Kabuls in die Luft gesprengt. Dabei waren mindestens sechs Menschen gestorben.
Nach Angaben der Vereinten Nationen fielen dem Konflikt zwischen Regierung und Aufständischen in der ersten Jahreshälfte rund 1700 Zivilisten zum Opfer – so viele wie noch nie zuvor. Seit dem Rückzug des Großteils der ausländischen Streitkräfte im Jahr 2014 haben die Taliban stetig an Boden gewonnen. Die Bundeswehr hat noch rund 1200 Soldaten in Afghanistan stationiert, die meisten von ihnen in Masar-i-Scharif im Norden des Landes. Sie leisten dort noch Ausbildung und Beratung, der Nato-Kampfeinsatz dagegen ist seit 2014 beendet. (AFP, dpa, Reuters)