Italien und Malta helfen: Mehr als 170 Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet
Vor der libyschen Küste werden 100 Flüchtlinge aus einem überfüllten Schlauchboot geholt. Weitere 75 klammerten sich vor ihrer Rettung an ein Thunfischgehege.
Die italienische Marine hat rund 100 Flüchtlinge von einem Schlauchboot im Mittelmeer gerettet. Unter den Geflüchteten, die von einem Aufklärungsflugzeug der deutschen Hilfsorganisation Sea Watch entdeckt worden waren, seien 17 Frauen und 23 Minderjährige, erklärte die Marine am Donnerstag. Das Patrouillenschiff "Cigala Fulgosi" habe die Menschen 90 Seemeilen vor der libyschen Küste aufgegriffen. Zuvor sei ein fünfjähriges Kind auf dem Boot gestorben, erklärte Sea Watch im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Die italienische Marine erklärte dagegen, es sei kein Mensch ums Leben gekommen. Den Angaben zufolge war der Motor des Boots ausgefallen. Nur wenige der Migranten hätten Schwimmwesten getragen. Da sich die Wetterbedingungen verschlechterten, hätten sich die Menschen in "unmittelbarer Gefahr" befunden.
Das Flugzeug "Moonbird" hatte der Hilfsorganisation zufolge die in Seenot geratenen Geflüchteten am Mittwoch entdeckt. Diese hatten sich zuvor an die von Sea Watch betriebene Notrufstelle für Migranten, Alarm Phone, gewandt. Alarm Phone habe in Kontakt mit Menschen an Bord des überfüllten Schlauchboots gestanden. Das maltesische Militär hatte zuvor eigenen Angaben zufolge 75 Menschen aus Seenot gerettet, die sich an ein Thunfischgehege vor Libyens Küste geklammert hatten. Sie wurden nach Malta gebracht. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR waren die Geretteten "erschöpft, ausgehungert und extrem erleichtert, nach drei Tagen auf See wieder festen Boden unter den Füßen zu haben". UNHCR-Vertreter seien mit den Geflüchteten in persönlichem Kontakt. Nach UNHCR-Angaben kamen zudem zwei Flüchtlingsboote mit insgesamt 103 Menschen in der Nacht auf der italienischen Insel Lampedusa an. Sie seien vor mindestens drei Tagen in Libyen aufgebrochen.
Viele Marineschiffe, die in den vergangenen Jahren vor der libyschen Küste patrouillierten, wurden inzwischen abgezogen. Der Einsatz ziviler Hilfsorganisationen wie Sea Watch wird vor allem von den italienischen Behörden blockiert. Immer wieder ertrinken zahlreiche Flüchtlinge im Mittelmeer beim Untergang ihrer oft nicht seetüchtigen Boote, die meisten beim Versuch der Überfahrt von Libyen in die EU. Das UNHCR spricht deshalb von "der tödlichsten Meeresüberquerung der Welt". (AFP)