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Badegäste schwimmen im Rheinbad. In dem Düsseldorfer Freibad ist es zu einem Streit mit mehreren Hundert beteiligten Badegästen gekommen.
© Jan-Philipp Strobel/dpa

Zunehmende Aggressivität in Freibädern: Massen-Streit in Düsseldorfer Rheinbad löst großen Polizeieinsatz aus

Ungewöhnlicher Polizei-Einsatz im Freibad: Hunderte Badegäste beteiligten sich in Düsseldorf an einem Streit mit einer einzelnen Familie.

Eigentlich verspricht ein Freibadbesuch Abkühlung, doch in jüngster Zeit scheint sich die Stimmung dort schnell aufzuheizen. In einem Düsseldorfer Freibad ist es zu einem Streit mit mehreren Hundert beteiligten Badegästen gekommen. Nach mehreren Notrufen rückte die Polizei am Samstag mit Dutzenden Beamten an und versuchte zu schlichten.

„Die eintreffenden Einsatzkräfte stellten vor Ort eine Gruppe von mehreren hundert Personen, überwiegend junge Männer, fest, die eine Familie umringt hatten und anschrien“, teilte die Polizei am Sonntag mit. „Der Vater stand schützend vor seiner Familie und war in Wortgefechte und eine kurze Rangelei mit Einzelnen aus der Gruppe verwickelt.“ Wie verlautete, soll sich der Vater zuvor einigen jungen Männern entgegengestellt haben, die sich im Bad daneben benahmen und über ausgebreitete Decken und Badegäste hinwegsprangen. Daraufhin hätten sich dann weitere junge Männer mit den Unruhestiftern solidarisiert und die Familie umringt.

Da die Situation nach Einschätzung der Polizei zu eskalieren drohte, wurden weitere Einsatzteams gerufen. Die Polizei versuchte, die Kontrahenten voneinander zu trennen. Daraufhin seien auch die Beamten aus der größeren Gruppe heraus angepöbelt worden. Einzelne hätten Getränkekartons in Richtung der Einsatzkräfte geworfen oder versucht, die Polizisten durch herausforderndes Herantreten zu provozieren. In dieser Situation hätten die Polizisten auch Pfefferspray eingesetzt, es sei aber niemand verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher.

Nach dem Eintreffen der Polizei-Verstärkung habe die Lage dann beruhigt werden können. „Die umringte Familie wurde durch Polizeikräfte aus dem Freibad geleitet.“ Die Verantwortlichen des Freibads hätten zur Vermeidung weiterer Konflikte entschieden, das Bad für den Rest des Tages zu schließen. „Die Räumung des Bades verlief weitestgehend störungsfrei.“ Lediglich ein renitenter Badegast sei kurzzeitig in Gewahrsam genommen worden. Ein Teil der aggressiven Personengruppe sei kurze Zeit später erneut durch Geschrei am Messebahnhof aufgefallen.

In Essen attackierten Männer zwei Bademeister

Die Ereignisse in Düsseldorf sind nur der spektakulärste von mehreren Freibad-Vorfällen der vergangenen Tage. In einem Bad in Essen attackierte eine Gruppe junger Männer am vergangenen Montag zwei Bademeister und ein junges Mädchen. Die Stadt verdoppelte daraufhin die Zahl der Sicherheitsleute in dem Bad. Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) zeigte sich empört.

In Hessen kam es am Mittwoch vor einem überfüllten Badesee zu Ausschreitungen. Wegen starken Andrangs war der Einlass vorläufig geschlossen worden. Daraufhin versuchten nach Polizei-Angaben etwa 200 Leute gewaltsam, auf das Gelände vorzudringen. Wartende warfen Steine und beschimpften die Sicherheitskräfte.

In einem Freibad in Mannheim versprühte ein Mann am Samstag bei einem Familienstreit Pfefferspray. Fünf Menschen, darunter zwei Kinder, erlitten leichte Verletzungen.

Bundesverband beklagt zunehmende Aggressivität

Der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister beklagt schon seit längerem eine zunehmende Aggressivität in Freibädern. „Ich bin jetzt 45 Jahre im Job“, sagt Verbandspräsident Peter Harzheim. „Man hat sicherlich einiges erlebt, aber was sich in den letzten 40 Jahren getan hat, ist doch erschreckend. Das Wort „Respekt“ hatte früher eine ganz andere Bedeutung als heute.“ In den vergangenen 10 bis 20 Jahren habe sich das gründlich geändert.

Jetzt bekomme man eher Sprüche zu hören wie „Alter, was willste?“ Eltern lebten ihren Kindern häufig vor, dass sie sich nichts gefallen lassen müssten. Dazu kämen kulturelle Unterschiede, etwa im Umgang mit Frauen.

Christian Ochsenbauer von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen bestätigt die Darstellung: Das Thema Aggressivität schlage derzeit hohe Wellen, sagt der Verbandsgeschäftsführer. „Ich kann den Verband Deutscher Schwimmmeister nur darin unterstützen, dass härter durchgegriffen werden muss.“

Zwar seien Bäder immerhin noch geschützte Räume mit Aufsicht, doch fühle sich das Badepersonal ein Stück weit im Stich gelassen. Im Falle eines Hausverbots gingen die Störer einfach ins nächste Schwimmbad. Ochsenbauer: „Die Gesellschaft ist hier auf breiter Front gefordert - wir sind nur ein Teilbereich des Ganzen.“

Schwimmmeister-Präsident Harzheim findet die ganze Entwicklung traurig: „Ein Bad ist doch ein Ort der Erholung, der Wellness, des Kennenlernens, der Kommunikation.“ Da sollte man sich eigentlich locker machen können.(dpa)

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