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Ein Konfliktlotse im Sommerbad Pankow
© picture alliance / dpa

Kriminalität in Berlin: In diesen Bädern werden die meisten Anzeigen erstattet

Nicht immer geht es in Sommerbädern harmonisch zu. In und um manche werden jährlich Dutzende Anzeigen erstattet. Nur in einem Bad gab es seit Jahren keine.

Berlin schwitzt und sucht Abkühlung in den Schwimmbädern der Stadt. Aber nicht für alle ist der Besuch erholsam. Am Mittwoch wurden im Planschbecken des Columbiabads in Neukölln Scherben gefunden. In solchen Fällen müssen alle aus dem Wasser und der Boden wird gesaugt. Die Betreiber ließen das Bad deswegen schließen. Bei der Räumung halfen vorsichtshalber 60 Polizisten.

Auch wenn es mit über 76.000 Badegästen in den Bädern der stärkste Tag seit 2015 war und sicher viele murrten: Besondere Vorkommnisse bei der Räumung meldeten die Beamten nicht. Die Scherben stammten vermutlich von Taucherbrillen, sagte ein Sprecher der Bäderbetriebe dem Tagesspiegel.

Letzte Woche kam zudem auf Facebook der Vorwurf auf, junge Männer hätten im Freibad in der Wolfshagener Straße in Pankow Mädchen im Grundschulalter „an die Brust und zwischen die Beine gefasst“. Die Aufregung im sozialen Netzwerk war groß. Allerdings hatte offenbar niemand wegen dieses Vorfalls Anzeige erstattet.

Das geschah schließlich „von Amts wegen“, also durch die Polizei selbst, und zwar erst nachdem der Tagesspiegel auf die Facebook-Diskussion aufmerksam machte. Bisher liegen dazu keine Ermittlungsergebnisse vor, hieß es bei der Polizei. In dem Pankower Freibad helfen auch Konfliktlotsen des Projekts „Cool am Pool“, dass es nicht zu Streit kommt.

Columbiabad in Anzeigen-Statistik vorne

Wie hart es am Beckenrand und auf der Liegewiese zugeht, unterscheidet sich stark, wie der Antwort auf eine Abgeordnetenhaus-Anfrage des Abgeordneten Marcel Luthe (FDP) zu entnehmen ist. Im Bereich des Columbiabads gab es 2018 die meisten Anzeigen: 130 insgesamt. 14-mal ging es um Körperverletzung, viermal um Beleidigung, zweimal um Bedrohung, Freiheitsberaubung oder Nötigung. Sexualdelikte wurden hingegen gar nicht angezeigt, wobei eine hohe Dunkelziffer zu befürchten ist.

Am Weißensee wurden in den letzten Jahren gar keine Anzeigen registriert.
Am Weißensee wurden in den letzten Jahren gar keine Anzeigen registriert.
© Doris Spiekermann-Klaas

67-mal gab es sonstige Delikte. Dazu zählen in der Statistik zum Beispiel Hausfriedensbruch und Diebstahl aus Autos. Außerdem Unterschlagung, das kann zum Beispiel bedeuten, dass jemand einen Fundgegenstand behält. Wichtig zu beachten ist hier, wie die Statistik erhoben wird: Sie beruht auf den Adressen der Bäder.

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Die Daten müssen also nicht immer einen Bezug zu den Schwimmbädern haben, sie können sich auch in der Nähe der Adresse ereignet haben. Das Columbiabad hat im Winter geschlossen, in der Nähe werden aber weiter Autos aufgebrochen. Die sonstigen Delikte blähen die Statistik auf: Beim Columbiabad machen diese sonstigen Taten über die Hälfte aus. Beim Sommerbad Kreuzberg gab es 2018 90 sonstige Straftaten und bloß 32 genauer erfasste.

Körperverletzung vor allem in Sommerbädern

Körperverletzungen sind in Freibädern häufiger als in Hallenbädern. Im Sommerbad Olympiastadion wurden dieses Jahr schon sechs Fälle von Körperverletzung erfasst, 2017 waren es insgesamt 23 und 2018 zwölf. Im Columbiabad gab es 14 Anzeigen, im Sommerbad Pankow zwölf und zehn im Sommerbad Kreuzberg. In den meisten Bädern müssen sich Badegäste aber keine zu großen Sorgen um Leib und Leben machen, wenn es nach den Anzeigen der letzten Jahre geht.

Auch Diebstahl wird in den Sommerbädern häufig angezeigt. 2018 gab es im Sommerbad Olympiastadion 54 einfache Diebstähle und im Columbiabad 40. 24 waren es im Kombibad Gropiusstadt und 20 im Europasportpark. Auch hier gibt es, abgesehen von den Brennpunkten, wenige Anzeigen.

Wenig überraschend, dass es etwa in einem Hallenbad in Dahlem, der Schwimmhalle Hüttenweg, relativ ruhig zugeht. Aber als sicherstes Schwimmbad darf diesen Zahlen zufolge eines unter freiem Himmel gelten: Im Strandbad Weißensee wurde in den letzten drei Jahren keine einzige Strafanzeige erstattet. Auch um das Strandbad Tegeler See gab es nur sehr wenige Strafanzeigen. Kein Wunder, denn das Schwimmbad ist seit Jahren geschlossen und wird wohl auch nicht wieder öffnen.

Insgesamt kaum angezeigt wurden übrigens Drogendelikte. Die meisten noch beim Wellenbad am Spreewaldplatz, nämlich acht im ganzen vergangenen Jahr. Ob der Wellengang da für ein paar Abenteuerlustige nicht wild genug war und sie sich mit illegalen Substanzen behalfen, war der Statistik nicht zu entnehmen. Aber auch hier könnte es sich um ein Ergebnis der Erhebung nach Adresse handeln, sodass die Taten möglicherweise nicht im Wellenbad stattfanden, sondern davor.

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