Grenoble: Managerin Sabine Kehm: Michael Schumacher handelte nicht leichtsinnig
Vorsichtiges Durchatmen in Grenoble. Nach einer zweiten Operation geht es Michael Schumacher etwas besser. Sein Zustand am 1. Januar ist kritisch, aber stabil. Sehen Sie hier auch ein Video, in dem seine Managerin Sabine Kehm betont, dass Schumacher nicht leichtsinnig gehandelt habe.
Der Zustand von Michael Schumacher hat sich in der Silvesternacht zumindest stabilisiert. „Das ist für den Moment eine gute Nachricht. Ich betone für den Moment“, sagte Schumachers Managerin Sabine Kehm am Neujahrstag in Grenoble. Die Lage des Formel-1-Rekordweltmeisters bleibe unverändert kritisch. Schumacher befindet sich auf der Intensivstation der Uniklinik von Grenoble im künstlichen Koma. Vor seinem 45. Geburtstag an diesem Freitag schwebt der Kerpener weiter in Lebensgefahr.
„Wir sind erst am dritten Tag, nachdem es passiert ist. Wir müssen alle vorsichtig sein mit unseren Einschätzungen“, betonte Kehm.
Dennoch waren es zumindest keine schlechteren Nachrichten, die seine Managerin bei einer chaotischen Presserunde vor zahlreichen Kamerateams überbrachte. „Es gab keine Veränderungen, weder im positiven noch im negativen“, sagte sie.
Sabine Kehm: Michael Schumacher war nicht allzu schnell
Kehm versicherte, dass sich der Skiunfall Schumachers nicht wegen zu schnellen Fahrens ereignete. „Offenbar ist der Helm gebrochen. Das bedeutet nicht, dass Michael mit hoher Geschwindigkeit unterwegs war. Er war nicht allzu schnell“, sagte sie. „Er hat wohl bei der Schwungauslösung einen Felsen getroffen. Es war eine Verkettung von unglücklichen Umständen.“ Das Unglück hätte sich auch bei zehn Stundenkilometern ereignen können. „Es war ein normales Kurvenmanöver.“ Nach ihren Angaben war Schumacher mit seinem Sohn und einer kleinen Gruppe von Freunden zum Unfallzeitpunkt unterwegs.
„Es liegt noch ein langer Weg vor ihm“, hatte Jean-Francois Payen vom behandelnden Ärzteteam bereits am Dienstag in Grenoble betont. Nachdem Schumacher am Montagabend um 22 Uhr operiert worden war, hatten die Mediziner die Situation um den siebenmaligen Weltmeister „etwas besser unter Kontrolle“. Bei dem zweistündigen Eingriff war ein Hämatom auf der linken Hirnseite entfernt worden. Die Operation war ohne Komplikationen verlaufen. Wie schon die Ärzte am Dienstag, wies auch Managerin Kehm am Mittwoch darauf hin, dass man nur von Stunde zu Stunde und Tag zu Tag schauen könne.
Zu schwer sind die Kopfverletzungen, die sich Schumacher bei seinem Skiunfall am Sonntag in Méribel zugezogen hat.
Michael Schumacher hatte vor dem Unfall einem gestürzten Freund geholfen
Schumacher hatte unmittelbar vor seinem Unfall einem auf der Piste gestürzten Freund geholfen. Anschließend sei Schumacher in den Tiefschneebereich zwischen zwei Pisten gefahren, hatte seine Managerin unter Hinweis auf Schilderungen von Begleitern berichtet.
Dort sei der 44-Jährige beim Ansatz zu einer Wende gegen eine Felsen gefahren und in die Luft geschleudert worden. Kopfüber sei er dann auf einen Felsen gestürzt, sagte Kehm vor Journalisten. Schumacher erlitt dabei ein schweres Schädel-Hirn-Traumam, nach seiner Einlieferung in Grenoble war er sofort notoperiert worden.
Mit der zweiten Operation gelang es den Ärzten, den Innendruck in Schumachers Schädel zu verringern. „Wir haben mehr Zeit gewonnen“, sagten die Mediziner. Es gebe Phasen der Stabilität, dann aber auch wieder Veränderungen, hieß es am Dienstag. Schumacher habe immer noch zahlreiche Blutgerinnsel im Gehirn. Die anderen Hämatome seien schwerer zugänglich als das, das zuletzt entfernt worden sei.
Dass die zweite - nicht geplante - Operation am Montagabend möglich geworden war, hatte die Ärzte nach eigener Aussage selbst überrascht. Der Überdruck im Schädel habe zuvor größte Besorgnis ausgelöst, sagte Payen. Nach Absprache der behandelnden Ärzte und der Familie Schumachers operierten die Mediziner umgehend, nachdem ein Aufnahme entsprechende Ergebnisse für einen Eingriff geliefert hatte.
Neben Ehefrau Corinna und den beiden Kindern sind auch Bruder Ralf und Vater Rolf in Grenoble. „Wir müssen realistisch sein. Die ganze Familie ist sich im Klaren darüber, dass die Situation kritisch ist“, betonte Professor Gérard Saillant, der als Freund nach Grenoble gereist ist und den behandelnden Ärzten beratend zur Seite steht. (dpa/AFP)