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Die Frauen an der Seite Macrons: Gattin Brigitte Trogneux (Mitte) und ihre Töchter Tiphaine Auziere (r.) und Laurence Auziere-Jourdan
© Reuters

Frankreichs Präsident: Macrons Rückhalt ist die Großfamilie

Emmanuel Macron fühlt sich in seiner Familie besonders stark. Der neue französische Präsident hat keine eigenen Nachkommen, doch er steht den drei Kindern seiner Frau sehr nahe.

„Da ist ein Wahnsinniger in meiner Klasse. Einer, der alles über alles weiß.“ So sprach Laurence Auzière einst über Emmanuel Macron. Heute sind beide 39 Jahre alt, er ist der Präsident Frankreichs, sie seine Stieftochter. Im Wahlkampf kokettierte Macron mit seiner ungewöhnlichen Ehe mit seiner 24 Jahre älteren Frau Brigitte. Laurence Auzière ist ihre Tochter. Die Mutter gilt bekanntlich als die wichtigste Ratgeberin des neuen Präsidenten, aber auch ihre drei Kinder sind dem neuen Staatsoberhaupt sehr nah. Ähnlich wie die Trump-Familie in den USA wird auch der Macron-Clan in Frankreich auf der politischen Bühne präsent sein.

Welch zentrale Rolle die Familie im Leben Macrons spielt, machte er schon während seiner Feier nach dem Wahlsieg im Hof des Louvre deutlich. Zwar kam er zunächst allein auf die Bühne, doch zum Abschluss holte er seine ganze Familie hinzu. Nicht nur Ehefrau Brigitte und ihre Kinder standen dort. Trotz der späten Abendstunde waren auch die Enkel dabei. Brigitte ist siebenfache Großmutter. Sie alle feierten den Mann, der künftig an der Spitze Frankreichs steht. Sein Triumph bei den Wahlen war auch der Erfolg Brigittes und der ganzen Familie.

Der Musterschüler von einst, der selbst keine eigenen Kinder hat, fühlt sich im Clan besonders stark. „Unsere Familie ist mein Sockel, mein Fels in der Brandung“, sagt er immer wieder. „Ich habe Kinder und Enkel des Herzens.“ Das mag manch einem pathetisch erscheinen, die Franzosen nehmen ihm aber ab, dass er den drei Kindern von Brigitte – Sébastien (42), Laurence (39) und Tiphaine (32) – sehr nahe steht. Macron räumte auch einmal ein, seine Familie sei sicher ein wenig anders als andere, aber: „Ich stehe vollkommen dazu.“ Oft verbringen sie die Ferien gemeinsam im Haus von Brigitte Macron im nordfranzösischen Le Touquet.

Abgesehen vom Altersunterschied der Ehepartner, ist die Familie gar nicht so anders. Sie entspricht vielmehr einem typischen französischen Modell. Die Macrons sind keine Aufsteigerfamilie wie die Trumps, sie sind alteingesessenes gehobenes Bildungsbürgertum. Brigitte Macron stammt aus einer wohlhabenden Familie von Schokoladenfabrikanten. Emmanuel Macrons Eltern waren Ärzte. Die Kinder sind hervorragend ausgebildet. Auch wenn sich Macron ebenso wie seine Konkurrentin Marine Le Pen gern als Außenseiter bezeichnet – das sind sie in der französischen Gesellschaft wahrlich nicht. Die Macrons sind Teil der Elite.

Stieftochter Tiphaine setzte sich im Wahlkampf ein

Als Marcon im April 2016 seine Bewegung „En Marche“ gründete, traten die Kinder auch politisch in Aktion. Nicht die Klassenkameradin Laurence ist allerdings der größte Fan des Stiefvaters, sondern ihre jüngere Schwester Tiphaine. Die Mutter von zwei Kindern ließ ihren Job als Anwältin ruhen und stieg voll in den Wahlkampf ein. In ihrem nordfranzösischen Wohnort Saint-Josse gründete sie eine Ortsgruppe für Macrons Bewegung. Die hat der Präsident inzwischen in „Le République en marche“ umbenannt, sie soll eine echte Partei werden.

In der Beschreibung der Qualitäten ihres Stiefvater wählt sie ihre Worte nicht so drastisch wie ihre Schwester: „Er ist außergewöhnlich, brillant. Das ist jemand, der eine Vision hat, auch langfristig.“ Werbewirksam setzte sie sich im Wahlkampf für ihn ein. Bei einem Spaziergang am Strand in Nordfrankreich hatte sie im März ihren beiden Kindern T-Shirts mit „En Marche“-Aufschrift angezogen. Auch der Hund musste wohl oder übel mitspielen. Er bekam den Schriftzug aufs Fell.

Als Macron die Präsidentschaftswahl gewonnen hatte, erzählte Tiphaine: „Wir machten alle Luftsprünge, er blieb ganz ruhig – und war glücklich und bewegt.“ Sofort sei ihr aber auch in den Sinn gekommen, was sich nun verändern würde: „Jetzt müssen wir Emmanuel mit Frankreich teilen.“ Tiphaine ist es auch, die den engsten Kontakt zu Macron hat. Er stand ihr in ihrer Jugend als Ratgeber zur Seite. Mitunter ermahnte er sie auch. „Wenn ich zu spät nach Hause kam, hat er mit mir geschimpft und gesagt: Sei nett, deine Mutter ist beunruhigt.“

Macrons ehemalige Mitschülerin Laurence ist heute Kardiologin, spezialisiert auf Gefäßkrankheiten. Auch sie war bei den Wahlkampfauftritten präsent und hat ihm jetzt zugesichert, dass sie ihn weiterhin unterstützen wird. Im Wahlkampf aktiv war auch ihr Mann, der Radiologe Guillaume Jourdan.

Ein wenig im Hintergrund hält sich dagegen Sébastien Auzière, der Sohn von Brigitte. Dennoch ist er nicht weniger wichtig im Gefüge der Bewegung von Emmanuel Macron. Anders als von den Schwestern gibt es von Sébastian nur wenige Bilder. Sébastien ist Ingenieur, war Statistikexperte. Er kümmert sich um die Social-Media-Auftritte seines Stiefvaters.

Macron weiß genau, was er seiner Großfamilie zu verdanken hat. Als er Brigitte vor zehn Jahren heiratete, sagte er in seiner Hochzeitsrede: „Ich möchte insbesondere den Kindern danken. Ich weiß, dass es nicht leicht für sie war, uns zu akzeptieren.“

Bald könnte im Clan wieder eine neue Hochzeit anstehen. Vor einiger Zeit schon soll Tiphaine scherzend zu ihrem Schwiegervater gesagt haben, sie werde ihren Lebenspartner Antoine vielleicht bald heiraten: „Wenn du im Elyséepalast bist.“ Das war möglicherweise ein wenig unvorsichtig, denn jetzt steht sie beim Präsidenten im Wort.

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