Frankreichs mögliche neue First Lady: Brigitte Macron: Eine Menge Glamour und viel Humor
Frankreich könnte bald einen ganz neuen Stil der First Lady erleben: Brigitte Macron ist für ihren Mann Emmanuel großer Rückhalt – und eine humorvolle Ergänzung.
Frankreich hat schon lange keine First Lady mehr, seit Valérie Trierweiler und François Hollande sich 2014 trennten. Ihre Vorgängerin Carla Bruni-Sarkozy beherrschte die Rolle mit der Perfektion eines Models. Die Präsidenten-Gattinnen vor ihr blieben dagegen eher diskret im Hintergrund. Doch nun könnte Frankreich einen ganz neuen Stil der First Lady erleben – wenn der ehemalige Investmentbanker und Wirtschaftsminister Emmanuel Macron am 7. Mai die Rechtsextreme Marine Le Pen besiegen und Premier werden würde.
Brigitte Macron, geborene Trogneux, ist mit 64 Jahren fast 25 Jahre älter als ihr 39-jähriger Mann Emmanuel und damit eher im Alter seiner Mutter. Sie verspricht eine Menge Glamour und ebenso viel Humor. Die Französin mit dem blonden Pagenkopf bringt perfekt ihre schlanke Figur zur Geltung, leiht sich gern bei Louis Vuitton Kleidung, trägt Miniröcke und enge Jeans und kümmert sich nicht darum, wer darüber lästert, dass dieser Kleidungsstil möglicherweise doch nicht mehr zu einer Frau in ihrem Alter passt.
Sie gibt sich als etwas älteres It-Girl. Ihr Alter wurde weltweit zum Aufreger: Vor allem die englischsprachige Presse walzte das Thema genüsslich aus. Kaum ein Wort fiel dagegen in den Medien darüber, dass auch Melania Trump fast 24 Jahre jünger ist als ihr Mann, US-Präsident Donald Trump. Auch Hollandes Geliebte Julie Gayet ist fast 20 Jahre jünger ist als er – darüber wunderte sich niemand. Cool und humorvoll reagierte Brigitte Macron selbst auf die – für andere – heikle Altersfrage: „Emmanuel muss es jetzt schaffen. Können Sie sich vorstellen, wie ich 2022 aussehe?“ Und sie posiert offensiv zwischen Glamour und fast provokanter Privatheit mit ihrem Mann auf französischen Zeitschriftentiteln.
„Alles über das Paar für den Élysée-Palast und die tragende Rolle seiner Frau“ versprach das People-Magazin „VSD“ schon vor einem Jahr. Im vergangenen Sommer, als Emmanuel Macron sein Amt des Wirtschaftsministers noch nicht abgelegt hatte, zierten er und Brigitte dann auch das Cover von „Paris Match“: Sie im blauen Badeanzug mit weißen Orchideen, er in Shorts und Polo-Shirt. Ein paar Wochen später zeigte wiederum „VSD“ beide Arm in Arm in den Sonnenuntergang schauend.
Die beiden inszenieren sich als Power Paar auf dem Weg in den Elysée-Palast
Manchmal übertreibt Frau Macron auch ein wenig. So schwärmte sie in „Paris Match“ über ihren Mann: „Er ist ein Ritter, ein Kavalier, ein Mensch von einem anderen Planeten, ein Philosoph, ein Schriftsteller, der noch nichts veröffentlicht hat.“ Das war reichlich dick aufgetragen, trug aber zur Inszenierung des Power-Paares auf seinem Weg in den Elysée-Palast bei.
Brigitte Macron sei für ihren Mann, was Michelle für Barack Obama war, diagnostizierte kürzlich Karl Lagerfeld, und er hat wahrscheinlich recht damit: Mit ihr kann der Präsidentschaftskandidat glänzen, sie wirkt mit herzlichem Lachen glaubwürdig und spontan. Der Chanel-Designer schwärmte weiter: „Ich verehre Brigitte Macron. Sie hat eine bezaubernde Silhouette.“ So ein Lob aus seinem Munde ist Gold wert. Die Anerkennung der Öffentlichkeit ist den Macrons heute fast überall sicher.
Das war nicht immer so. Brigitte und Emmanuel lernten sich kennen, als sie Lehrerin für Französisch und Latein an einer Privatschule im nordfranzösischen Amiens war – und er gerade mal 16 Jahre alt. Sie kamen sich im Theaterunterricht näher. Macrons Eltern waren zunächst entsetzt und schickten ihn nach Paris auf eine andere Schule – er soll damals zu seiner großen Liebe gesagt haben: „Ich komme zurück und werde Sie heiraten.“
Brigitte, gutbürgerlich mit einen Banker verheiratet, hatte schon drei Kinder, die heute erwachsen sind: Sébastien (42), Laurence (39) und Tiphaine (32). Tochter Laurence ging damals mit Emmanuel Macron zur Schule – seine Eltern dachten zuerst, dass er ihr den Hof machte. Als Brigitte später ihren Ehemann für den ehemaligen Schüler verließ und Macron 2007 heiratete, war das in ihrer Familie von alteingesessenen Schokoladenfabrikanten ein Skandal. Doch die mittlerweile siebenfache Großmutter kümmert sich nicht um die Konventionen.
„Bibi“, wie er sie nennt, ist immer an „Manus“ Seite und sitzt bei allen Veranstaltungen in der ersten Reihe. Die französische Presse schwärmt über diese „außergewöhnliche Frau“, die Jane Fonda ein wenig ähnlich sieht. Emmanuel Macron steht zu ihr und betonte immer wieder: „Brigitte wird ihren Platz haben.“ Sie wird nicht versteckt werden.
Nicht alle sind aber wohlwollend. So hält sich hartnäckig das Gerücht, Emmanuel Macron sei homosexuell, aber Beweise gibt es dafür nicht und Macron scherzt selbst darüber: „Brigitte, mit der ich all meine Tage und Nächte verbringe, fragt sich, wie das möglich sein soll.“ Seitdem er so offen darauf reagiert hat, wird weniger hinter der vorgehaltenen Hand darüber geplaudert.
Inzwischen unterstützt Brigittes ganze Familie Macron im Wahlkampf – sie ist seine „Basis“, wie er selbst betont. Nach seinem Sieg im ersten Wahlgang vor einer Woche schwärmte er vor Tausenden von jubelnden Anhängern über seine Frau: „Ich wäre nichts ohne sie.“ Wenn andere ihm schmeicheln, bringt sie ihn wieder zurück auf den Boden der Tatsachen und sagt ihm die Wahrheit. Sie gibt den Ton an – wer etwas von ihrem Mann will, muss sich mit ihr gut stellen.
Seine Frau ist auch politisch ein Bollwerk gegen Marine Le Pen, die durch die Tatsache, dass sie eine Frau in der Männerwelt der Präsidentschaftskandidaten ist, weibliche Wähler gewinnt. Denn Brigitte begeistert auch die Frauen – nicht nur, weil sie viel älter ist als ihr Mann und sich keine Mühe gibt, ihre Falten zu verbergen, sondern weil sie von Anfang an als Partnerin und nicht als Anhängsel ihres Mannes aufgetreten ist; anders als Frankreichs First Ladys bisher. Sie lässt den jungen, fast faltenlosen, manchmal fast bubihaft wirkenden Macron weise und erwachsen wirken. Hand in Hand verschafft sie ihm so Reife fürs Präsidentenamt.