Hurrikan "Florence": Klimaforscher warnt: Klimawandel erhöht Sturmintensität
Seit Tagen bereiten sich die Bewohner der US-Ostküste auf Hurrikan "Florence" vor. Dass er schwächer als befürchtet kommt, ist keine Beruhigung.
Angesichts des weiter mit großer Zerstörungskraft auf die Südostküste der USA vorrückenden Hurrikan „Florence“ hat der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf vor der weiteren globalen Erwärmung gewarnt. Wärmere Meerestemperaturen könnten die Sturmintensität in Zukunft weiter erhöhen, sagte Rahmstorf, Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Viele der stärksten Stürme, die es je gegeben habe, seien in den vergangenen Jahren aufgetreten, sagte er.
An der Südostküste der USA haben die Menschen am Donnerstag die letzten Vorbereitungen getroffen, um sich für eine möglicherweise tagelang anhaltende Unwetterkatastrophe zu wappnen. Der Hurrikan „Florence“ soll nach Angaben der US-Behörden zwischen Freitag- und Samstagmorgen Ortszeit vermutlich in den Bundesstaaten North Carolina oder South Carolina auf Land treffen.
Am Donnerstag sah es so aus, als könnte der Küstenabschnitt zwischen der Stadt Wilmington in North Carolina und dem Urlauberzentrum Myrtle Beach in South Carolina im Zentrum des Sturms liegen. Schon am Donnerstag liefen in ersten Orten die Straßen voll Wasser, nachdem der Meeresspiegel angestiegen war. In der Nähe der Stadt Wilmington (North Carolina) nahm der Stromversorger Duke Enery ein Kernkraftwerk vorsorglich vom Netz.
Die US-Behörden haben den herannahenden Hurrikan "Florence" herabgestuft. Mit Windgeschwindigkeiten von rund 175 Kilometern pro Stunde tobt der Sturm nun über dem Atlantik, wie das Nationale Hurrikan-Zentrum in der Nacht zum Donnerstag mitteilte. Die Stärke des auf Kategorie 2 von 5 herabgestuften Wirbelsturms werde sich nur noch geringfügig ändern, bis er auf Land treffe, hieß es weiter.
„Wir sprechen über ein ausgedehntes Windfeld“, sagte der Leiter der US-Katastrophenschutzbehörde Fema, Brock Long, am Donnerstag. Es werde extreme Sturmfluten geben. „Sturmfluten werden ein großes Problem flussaufwärts sein“, beschrieb er. Regenbänder würden tagelang ihre über dem Atlantik aufgesogene Wasserlast über den Küstenabschnitten bis weit ins Landesinnere abladen.
Der deutsche Astronaut Alexander Gerst twitterte von der Raumstation ISS beeindruckende Fotos von "Florence" und eine Warnung dazu. "Aufgepasst, Amerika", schrieb Gerst.
Die Menschen an der Südostküste der USA bereiten sich seit Tagen auf die Ankunft des wohl heftigsten Wirbelsturms seit Jahrzehnten vor. "Florence" soll in der Nacht zum Freitag oder am Freitagmorgen auf Land treffen.
In den Bundesstaaten North und South Carolina, Maryland, Virginia, Georgia und der Hauptstadt Washington wurde der Notstand ausgerufen. Der Vorhersage zufolge dürfte in einigen Regionen von North und South Carolina bis zu ein Meter Regen fallen. Dadurch könne es katastrophale Springfluten geben, Flüsse könnten über die Ufer treten, warnte das NHC. Zudem drohten Sturmfluten und Tornados.
Einwohner der Küstengebiete der betroffenen Regionen waren bereits zuvor zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert worden. Für insgesamt rund 1,7 Millionen Bewohner gelten Evakuierungsanordnungen oder -empfehlungen.
US-Präsident Donald Trump erklärte am Mittwoch mit Blick auf den Sturm: "Geht ihm aus dem Weg, spielt keine Spiele mit ihm", der Sturm sei äußerst groß. "Wir werden damit umgehen, wir sind bereit, wir sind fähig."
Die US-Katastrophenschutzbehörde Fema hatte zuvor gewarnt, "Florence" werde die Küste mit der Wucht eines "Mike-Tyson-Schlages" treffen - eine Anspielung auf den Ex-Boxweltmeister.
Tausende Menschen hatten sich am Mittwoch bereits vorsorglich in Sicherheit gebracht. Auf den Straßen bildeten sich lange Staus. Manche Einwohner wollten aber trotz Evakuierungsanordnungen weiterhin nicht ihre Häuser verlassen.
Der Energieversorger Duke Energy in North und South Carolina erklärte, in einer bis drei Millionen Haushalten drohe der Strom auszufallen. Eine Reparatur könne Wochen dauern.
Mehrere US-Bundesstaaten, die nationale Katastrophenschutzbehörde FEMA, die US-Streitkräfte und Versorgungsunternehmen arbeiten rund um die Uhr, um sich für das Schlimmste zu wappnen.
Meteorologen hatten zuvor nicht ausgeschlossen, dass sich der Sturm zu einem Hurrikan der höchsten Stärke 5 entwickeln könnte. Diese Kategorie gilt ab Windgeschwindigkeiten von mehr als 250 Kilometern pro Stunde. Der Wirbelsturm selbst bewegt sich dagegen nur langsam vorwärts - zuletzt mit etwa 28 Kilometern pro Stunde. (mit Agenturen)