Sizilien: Kinder von Schlammvulkan verschüttet
Viele Urlauber besuchen die spektakuläre Mondlandschaft in der Nähe von Agrigent. Die Schlammvulkane dort sind aber gefährlich. Jetzt wurden zwei Kinder verschüttet.
Beim Ausbruch eines Schlammvulkans sind in Sizilien zwei Kinder verschüttet worden und ums Leben gekommen. Der neunjährige Carmelo und seine siebenjährige Schwester Laura befanden sich auf einem Geburtstagausflug zum Naturschauspiel der „Maccalube“ – einer schmutziggrauen Art Mondlandschaft in der Nähe von Agrigent, die übersät ist mit kleinen, blubbernden und fauchenden Kratern, und die jährlich von zehntausend Touristen besucht wird, darunter auch vielen deutschen.
Plötzlich, am Samstag gegen Mittag, hob sich die Erde auf einem Areal von der Größe eines Fußballfelds; Schlammfontänen schossen nach Augenzeugenberichten mehr als zwanzig Meter in die Höhe und begruben die beiden Kinder und ihren Vater. Während dieser, ein stämmiger Carabiniere, sich selbst befreien konnte, kam die Hilfe des Zivilschutzes für Carmelo und Laura zu spät. Es dauerte sogar sieben Stunden, bis die Leiche des Jungen unter tausenden Tonnen von Schlamm gefunden wurde.
Die Diskussion, wer für das Tragödie verantwortlich sei, begann unverzüglich. Dabei stellte sich heraus, dass das Vulkangebiet, das seit mehreren tausend Jahren in zwar unterhaltsamer, aber als ungefährlich betrachteter Weise aktiv ist, wissenschaftlich nicht überwacht wird. Damit bleibt einstweilen auch die Frage offen, ob die Explosion von Maccalube vorhersehbar gewesen wäre. Der italienische Umweltverband Legambiente, dem das Naturschutzgebiet übertragen ist, hatte das 300 Hektar große Areal nach einer Hangrutschung und der Öffnung von Rissen im Boden zwar während des Sommers kurzzeitig geschlossen; das Absperrband wurde aber von einigen Tausend Touristen einfach missachtet. „Das ist überall so”, sagen Vertreter des Zivilschutzes: „Auch wenn wir große Vulkane wie Stromboli oder Ätna aus Sicherheitsgründen mal schließen, dann gehen Gastwirte, Bergführer und Besucher auf die Barrikaden.“
In Italien blubbern viele Schlammvulkane
Schlammvulkane und verwandte Erscheinungen sind keine Seltenheit im geologisch ohnehin unruhigen Italien, auch wenn die von Maccalube die spektakulärsten sein dürften. Seit einem Jahr blubbert sogar einer in unmittelbarer Nähe des Flughafens Rom-Fiumicino.
Hervorgerufen werden alle diese Phänomene im Prinzip vom Druck der afrikanischen Kontinentalplatte gegen die europäische; in der Tiefe wird Gas frei, staut sich zu Blasen an und dringt dann, mit Wasser vermischt, durch Lehmschichten an die Oberfläche. Die Explosion in Maccalube erklären sich Experten vorerst damit, dass da “wohl einer der üblichen Aufstiegskanäle verstopft“ gewesen sein muss und die unter Druck befindlichen Schlammmassen sich nur mit Gewalt ihren Weg bahnen konnten.
Paul Kreiner