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Helfer verteilen in Florida Wasser, Kleidung und Nahrungsmittel.
© Joe Raeoe Raedldle/Getty Images/AFP

Hurrikan in der Karibik: Keine Ruhe vor dem nächsten Sturm

Nach "Irma" kehren die Menschen in die betroffenen Gebiete zurück und räumen auf. Doch mit "Maria" wartet im Atlantik schon ein weiterer Hurrikan.

Die Politiker haben ihre Besuche absolviert und sind wieder weg, die ersten Touristen kommen zurück: Im US-Bundesstaat Florida laufen eine Woche nach den Verwüstungen durch den Wirbelsturm „Irma“ die Aufräumarbeiten, während die Menschen versuchen, zur Normalität zurückzufinden. Auch die Bewohner der besonders betroffenen Inselkette der Florida Keys an der Südspitze des Staates durften am Wochenende wieder in ihre Häuser zurückkehren. Doch westlich der Karibik kündigt sich auf dem Atlantik bereits der nächste Sturm an. „Maria“ könnte in den kommenden Tagen mit Windgeschwindigkeiten von 200 Stundenkilometern über mehrere Inseln hinwegfegen, die wie Florida bereits von „Irma“ schwer getroffen worden waren.

Der Hurrikan hatte insgesamt 84 Menschen getötet, die meisten davon auf kleinen Karibikinseln, die immer noch mit Versorgungsmängeln zu kämpfen haben. Auf manchen gibt es nach wie vor weder Strom noch Wasser. „Wir fühlen uns verlassen“, sagte die Fotografin Anne Bequette, die auf den zu den USA gehörenden Jungferninseln lebt, dem Sender CNN. Die Bewohner der idyllischen Inseln, die für ihre Postkarten-Strände berühmt sind, seien „vom Paradies in die Hölle“ gekommen, kommentierte CNN.

Die USA und Europa liefern Hilfsgüter in die betroffenen Gebiete, doch vielerorts reicht das nicht aus. Der britische Außenminister Boris Johnson verglich die Lage in der Karibik mit der Situation nach einem Atomkrieg. Auf Twitter beschrieb er Szenen einer „völligen Zerstörung“.

Leid größer als ursprünglich angenommen

Auch in Florida ist das Leid größer als ursprünglich angenommen. Noch immer stoßen Suchtrupps auf die Leichen von Opfern in Häusern, die erst jetzt wieder zugänglich werden. Einem Bericht der Zeitung „Miami Herald“ zufolge gehen die Behörden derzeit von 26 Todesopfern in dem Bundesstaat aus; hinzu kommen acht Menschen, die nach einem Stromausfall in einem Pflegeheim starben und weitere acht Bewohner der Florida Keys, deren Leichen nach dem Sturm entdeckt worden waren und deren Schicksal noch nicht eindeutig geklärt ist. Im Norden hatte „Irma“ zudem drei Menschen in Georgia und vier in South Carolina getötet.

Auffällig ist, dass die meisten der jetzt aufgefundenen Opfer in Florida nicht in den Tagen des Sturms starben, sondern danach. Dazu gehört auch ein siebenjähriges Kind, das offenbar durch eine Kohlenmonoxidvergiftung ums Leben kam – wahrscheinlich sind Abgase eines Stromgenerators die Ursache. „Es ist nicht der Sturm – es ist das, was hinterherkommt“, sagte „Irma“-Überlebende Lynn Hernandez auf den Keys der „Washington Post“.

Die Rückkehr von Hausbesitzern, die vor dem Sturm nach Norden geflohen waren und nach der Heimkehr vor zerstörten Eigenheimen stehen, stellt die Behörden vor zusätzliche Probleme. Als am Montag die meisten Schulen und viele Firmen in Florida wieder öffneten, waren noch immer mehrere hunderttausend Haushalte ohne Strom. Besonders auf den Florida Keys gibt es nach wie vor Probleme mit der Stromversorgung. Für die Heimkehrer müssten eigentlich Notunterkünfte bereitgestellt werden, sagte Roman Gastesi von der Regionalverwaltung der Keys dem CNN. Aber: „Die haben wir im Moment nicht.“ Die Bewohner der Keys sind noch immer aufgerufen, das Leitungswasser abzukochen. Auch gibt es weiterhin nächtliche Ausgangssperren.

Florida muss sich auf Klimawandel einstellen

Experten machen sich unterdessen Gedanken über die Zukunft von Florida, einem überaus beliebten Bundesstaat, dessen Einwohnerzahl vor „Irma“ täglich um rund tausend Menschen durchschnittlich anstieg. Schon seit Jahren verlegen viele Pensionäre in den USA ihren Alterssitz ins warme Florida; die Tourismusindustrie boomt. Doch nun müsse sich Florida auf die Auswirkungen des Klimawandels einstellen, sagte der Klimaforscher Jesse Keegan von der Harvard-Universität dem Sender ABC. Der steigende Meeresspiegel und die zunehmenden Überflutungen von Küstengebieten erfordern ihm zufolge eine Anpassung, die zum Beispiel einen Verzicht auf Küstenbebauung beinhalten könnte. „Irma“ sei erst der Anfang.

Ähnliches gilt für die Karibik. Meteorologen zufolge könnte „Maria“ dort schon in den kommenden Tagen auftauchen. Die Leeward- und die Jungferninseln sowie Puerto Rico wären zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen einem schweren Wirbelsturm ausgesetzt. Und die diesjährige Hurrikan-Saison im Atlantik ist noch jung.

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