Wirbelsturm auf Kategorie vier hochgestuft: Nach „Irma“ nimmt Hurrikan „Maria“ Kurs auf Karibikinseln
Nur kurz nach „Irmas“ Zug der Verwüstung bedroht ein neuer Tropensturm mehrere Inseln in der Karibik.
Der Tropensturm „Maria“ hat auf seinem Weg in die Karibik weiter an Stärke gewonnen. Das US-Hurrikanzentrum stufte den Sturm am Montagabend (Ortszeit) zu einem Hurrikan der Kategorie 4 herauf. Es wurden demnach Windstärken von bis zu 215 Kilometern pro Stunde gemessen. Er steuert auf mehrere Karibikinseln zu, die vor nicht einmal zwei Wochen von „Irma“ verwüstet worden waren.
Für Guadeloupe, Dominica, St. Kitts, Nevis und Montserrat wurden am Sonntag bereits Hurrikan-Warnungen ausgegeben. "Maria" befand sich am Montagnachmittag 135 Kilometer östlich der französischen Karibikinsel Martinique. Das Nationale Hurrikan-Zentrum der USA (NHC) stufte ihn auf die Kategorie 2 der fünfstufigen Skala hoch. Er dürfte demnach noch im Laufe des Tages weiter an Stärke zunehmen.
Laut NHC könne "Maria" eine "gefährliche Sturmflut mit großen und zerstörerischen Wellen" verursachen, warnte das NHC. Der Meeresspiegel an den Leeward-Inseln könne um 1,20 bis 1,80 Meter steigen. Für die Leeward-Inseln, die Jungferninseln und Puerto Rico sagte das Hurrikan-Zentrum Regenfälle von bis zu 51 Zentimetern und schwere Überschwemmungen voraus.
Höchste Alarmstufe auf Antillen-Inseln
Auf den zu Frankreich gehörenden Antillen-Inseln Guadeloupe und Martinique galt am Montag die höchste Alarmstufe. Die Präfektur der französischen Karibikinsel Martinique hat wegen des Durchzugs von Hurrikan „Maria“ eine Ausgangssperre verhängt. In hochwassergefährdeten Bereichen müssten die Gemeinden ihre Bevölkerung in Sicherheit bringen, teilte die Präfektur am Montag (Ortszeit) mit. Es stünden 600 Feuerwehrleute, 200 Polizisten, 200 Gendarmen und 500 Soldaten für Kriseneinsätze bereit.
Hurrikanwarnungen wurden auch für den Commonwealth-Inselstaat St. Kitts und Nevis, das britische Überseegebiet Montserrat und die Dominikanische Republik ausgegeben. Auf den Britischen und Amerikanischen Jungferninseln, den niederländischen Antilleninseln Sint Eustatius und Saba und den Inselstaaten St. Lucia sowie Antigua und Barbuda wurden ebenfalls Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Barbuda war beim Durchzug von "Irma" vor nicht einmal zwei Wochen vollständig zerstört worden.
Der französische Innenminister Gérard Collomb rechnete mit "großen Schwierigkeiten" für die französischen Überseegebiete. Er kündigte in Paris die sofortige Entsendung von 110 zusätzlichen Soldaten des Zivilschutzes und hunderter weiterer Einsatzkräfte an, um für Sicherheit zu sorgen und bei der Versorgung der Menschen zu helfen. Guadeloupe sei bislang die Logistikzentrale für die Hilfslieferungen an die von Hurrikan "Irma" betroffenen Inseln gewesen, sagte Collomb.
Schwere Wirbelstürme werden aufgrund des Klimawandels häufiger
Die Schulen auf Guadeloupe wurden am Montag bis auf weiteres geschlossen. Der französische Wetterdienst rechnete damit, dass sich das Auge des Sturms "in der zweiten Hälfte der Nacht auf Dienstag" in unmittelbarer Nähe von Guadeloupe befinden werde. Für die französisch-niederländische Insel Saint-Martin und das französische Saint-Barthélemy galt die niedrigere Unwetterwarnstufe Gelb. Beide Inseln waren durch Hurrikan "Irma" schwer verwüstet worden.
Die Inseln haben sich noch nicht von den Sturmschäden erholt. "Irma" hatte in der Karibik etwa 40 Menschen getötet, im US-Bundesstaat Florida kamen anschließend mindestens 20 weitere Menschen ums Leben.
Die Regierungen in Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden sehen sich seitdem Vorwürfen ausgesetzt, sie hätten zu spät auf das Unwetter in ihren Überseegebieten reagiert. Für Unmut sorgten neben Stromausfällen sowie Trinkwasser- und Lebensmittelengpässen auch Plünderungen, da es an Polizisten fehlte.
Frankreichs Innenminister Collomb versicherte, auf "Maria" gut vorbereitet zu sein. Notfalls könne die Verstärkung weiter aufgestockt werden. Viele Wissenschaftler vermuten, dass schwere Wirbelstürme wie "Irma" und davor "Harvey" aufgrund des Klimawandels häufiger werden. (AFP, dpa)