Paris: Keine Beerdigungszeremonie für Karl Lagerfeld
Er hasste Bestattungen und sagte "Wenn es vorbei ist, ist es vorbei." Doch Frankreich kennt am Tag nach dem Tod des Modeschöpfers kein anderes Thema
Eine Horrorvision hatte Karl Lagerfeld: Der deutsche Modeschöpfer wollte auf keinen Fall eine nationale Trauerfeier nach seinem Tod, so wie sie für die französische Rocklegende Johnny Hallyday vor einem Jahr oranisiert wurde. Lagerfeld wiederholte immer wieder, wie er sich seinen Tod vorstellt: „Verbrannt, weggeschmissen, vorbei. Ich bin gegen die Erinnerung, ich hasse Beerdigungen. Wenn es vorbei ist, ist es vorbei.“ Ein Sprecher von Karl Lagerfeld erklärte am Mittwoch, es gebe keine Zeremonie. Karl Lagerfeld werde eingeäschert, so habe er es sich gewünscht. Ein Teil seiner Asche soll zu der seiner Mutter kommen, ein Teil zu der seines Lebenspartners Jacques de Bascher, der 1989 gestorben ist.
"Paris Match" kündigt 26 Sonderseiten an
Paris steht unter Schock, Karl Lagerfeld, der bis zu seinem Tod gearbeitet hat, wirkte unsterblich. Nun ehren in alle Medien. Als Multitalent wird er bezeichnet, als Ikone, Popstar und der letzte Herrscher der Modewelt. Die Ära der großen Modeschöpfer, die einer Marke treu bleiben, sei mit seinem Tod zu Ende. Er sei wie der Fels in der Brandung der Glamourwelt gewesen. Als „Influencer“ habe er gewirkt, lange bevor der Begriff Mode wurde. „Paris Match“ kündigte an, 26 Sonderseiten zu seinem Tod zu bringen. „Liberation“ legte ein Spezialheft bei.
Viele Spekulationen kreisen um sein Erbe
Kaum ein anderes Thema ist am Mittwoch in Frankreich noch präsent. Jeder Aspekt um Karl Lagerfeld wird beleuchtet. Die Todesursache – laut Medien Bauchspeicheldrüsenkrebs – aber auch sein Erbe. Angeblich wollte er Katze Choupette als Alleinerbin einsetzen. Doch auch Freunde und Kollegen kommen in Frage. Zum Beispiel Hudson Kroenig, Sohn von Model Brad Kroenig, und Patenkind von Lagerfeld. Hudson (9) stand oft bei Lagerfeld auf dem Laufsteg. Spekuliert wird auch über Sébastien Jondeau, der jahrzehntelang sein Leibwächter und Mann für alles war. Auch Virginie Viard, die mehr als 30 Jahre an der Seite Lagerfelds wirkte und nun an seine Stelle bei Chanel tritt, bestimmt die Schlagzeilen.
Seine Musen und Models von Claudia Schiffer über Inès de la Fressange bis zu Vanessa Paradis werden thematisiert. Und „Monaco Matin“ feiert auf der Titelseite die jahrzehntelange Freundschaft Lagerfelds mit Caroline von Monaco und der Familie Grimaldi. Für sie hatte er immer wieder glamouröse Bälle dekoriert.
Das Wort "Genie" fällt immer wieder
Beeindruckend ist die Zahl an Kommentaren zu seinem Tod, die zeigen, wie Lagerfeld verehrt wurde, egal ob in der Politik, in der Modewelt oder im Kino. Sein Ruhm war längst nicht nur auf Paris beschränkt, sondern weltweit. So bezeichnet ihn Melanie Trump als „Genie“ und schreibt: „Wir werden dich vermissen, Karl.“ Präsident Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte ließen mitteilen: „Die Haute Couture, die Mode, der französische und europäische Stil verlieren heute eines ihrer größten Talente und ihren berühmtesten Botschafter.“ Lagerfeld war ein großer Verehrer des eleganten Stils von Brigitte Macron gewesen, die allerdings meist Louis Vuitton trägt.
Bernard Arnault, Chef der Luxusgruppe LVMH, zu der auch die Marke Fendi gehört, für die Lagerfeld arbeitete, bedauert den Tod des „sehr treuen Freundes“ und bezeichnet ihn als „kreatives Genie“: Er habe dazu beigetragen, Paris zur weltweiten Modehauptstadt zu machen. Designerin Donatella Versace erklärt: „Karl, dein Genie hat viele von uns berührt. Besonders Gianni und mich, wir werden nie dein unglaubliches Talent und die ständige Inspiration vergessen.“
Rührende Botschaft Claudia Schiffers
Rührend reagiert Claudia Schiffer: „Karl war mein Zauberpulver. Er verwandelte mich von einem schüchternen deutschen Mädchen in ein Supermodel.“ Ex- Model Carla Bruni Sarkozy dankt dem „lieben Karl“ für „Schönheit und Leichtigkeit, Farbe und Geist“, die er in unsere Welt gebracht habe. Model Inès de la Fressange schwärmt über ihn: „Er hat mich auf ein Podest gestellt.“ Sie war jahrelang sein Muse und Lieblingsmodel. Seine andere Muse Vanessa Paradis betont: „Es ist ein Privileg zu sagen, dass man mit ihm gearbeitet hat, dass man ihm beim Sprechen zuhörte, dass man mit ihm gesprochen hat, dass man von ihm eingekleidet wurde.“
Kritik an der Reaktion von Peta
Schauspielerin Diane Krüger, die er als Model lancierte, war in Paris und wollte ihm ihre Tochter präsentieren. Sie bedauert: „Ich kam zu spät.“ Schauspielerin Marion Cotillard schreibt: „Lieber Karl, lieber Meister. Ihre Gegenwart war so lebendig, so voller Liebenswürdigkeit, das Interesse und die Neugier für die Menschen und die Welt haben mich stark berührt.“
Die Tierrechtsorganisation Peta, die direkt nach Lagerfelds Tod den Modeschöpfer kritisierte und das Ende einer „Epoche des Pelzes“ einläutete, wurde für diese Reaktion im Internet von vielen Usern scharf kritisiert.