Salma Hayek im Porträt: Jede Stimme gegen Sexismus zählt
Harvey Weinstein habe sie erniedrigt, sexuell belästigt und Todesdrohungen ausgesprochen. Die Schilderungen der US-Schauspielerin zeigen, wie wichtig jede einzelne Aussage bleibt.
Sie musste immer und immer wieder nein sagen. Nein, ihm zu jeder nächtlichen Stunde die Tür zu öffnen. Nein, mit ihm zu duschen. Nein, dass er ihr beim Duschen zuschaut. Nein, dass er sie massiert. Nein, dass er ihr Oralsex macht. Nein, dazu dass sie sich zusammen mit einer anderen Frau vor ihm auszieht. Und jedes Nein habe ihn wütender gemacht und seine machiavellistische Wut entfacht.
So beschreibt Schauspielerin Salma Hayek , 51, die Belästigung durch den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein in einem Gastbeitrag in der New York Times. Er habe sie erniedrigt, ihr mit dem Tod gedroht und sei jahrelang ihr Monster gewesen, schreibt Hayek. Ein Monster, dass sie ertrug, um ihr Herzensprojekt zu verwirklichen: den 2002 erschienen und Oscar-prämierten Film „Frida“.
Der Kahlo-Film war ihre Mission
Hayek hielt die Rechte am Drehbuch, war Co-Produzentin und übernahm die Rolle der mexikanischen Malerin und Kultfigur Frida Kahlo. Es sei ihre Mission gewesen, diese Frau zu porträtieren, die ihr die Kraft gegeben habe, ihre Karriere zu verfolgen, schreibt Hayek. Kahlo habe den Mut gehabt, sich unbeachtet aller Skepsis auszudrücken. Und Hayek hatte den Mut ihr Soap-Dasein in Mexiko hinter sich zu lassen, um in einer Zeit, in der Hollywoordkarrieren für mexikanische Frauen „unvorstellbar“ waren, für ebendiesen Traum zu kämpfen.
Während Hayek kleinere und erste größere Rollen in „Desperado“ und „From Dusk Till Dawn“ übernahm, verfolgte sie weiter ihre filmische Mission. Acht Jahre lang, bis sich ihr Traum mit Weinsteins Produktionszusage erfüllen und zugleich in einen Alptraum verwandeln sollte. Als „schmerzhafte Episode“ ihres Lebens beschreibt Hayek die Dreharbeiten, während derer ihr Weinstein zu verstehen gegeben habe, dass sie ein Niemand sei. Während der er ihr gedroht habe, den Film nur zu Ende zu drehen, wenn sie einer expliziten Sexszene mit einer Frau zustimme.
Schweigen aus Selbstschutz
Sie tat es. Sie erlitt einen Nervenzusammenbruch, weinte, übergab sich und nahm Beruhigungsmittel. Nicht, weil sie ein Problem mit Sexszenen hatte. Sie hatte ein Problem damit, sie vor Weinstein zu drehen. Doch das wusste allein sie.
Lange hat Hayek geschwiegen. Aus Selbstschutz. Und weil bereits viele Frauen ihre Stimme gegen Weinstein erhoben hatten. Ihre eigene erschien ihr zunächst nicht mehr entscheidend, nicht wichtig genug. Doch genau das ist sie. Denn so sehr es ihr Weinstein einreden wollte. Salma Hayek ist kein Niemand. Keine dieser Frauen ist das. Im Gegenteil.