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Menschen beten am achten Jahrestag zur Tsunami-Katastrophe im Hibiya-Park
© www.imago-images.de

Acht Jahre nach Tsunami und Fukushima-GAU: Japan gedenkt der Opfer der Katastrophe

Der Staat ist stolz auf die Fortschritte beim Wiederaufbau. Der Rückbau der Atomruine Fukushima wird aber noch Jahrzehnte dauern.

Mit Gebeten und einer Schweigeminute hat Japan der Opfer der verheerenden Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe vor acht Jahren gedacht. Um 14.46 Uhr Ortszeit (6.46 Uhr MEZ) legten die Menschen bei einer staatlichen Gedenkzeremonie in Tokio sowie an vielen anderen Orten eine Schweigeminute ein. Zu dem Zeitpunkt hatte am 11. März 2011 das Beben der Stärke 9,0 die Region Tohoku im Nordosten des Landes erschüttert. Eine gigantische Flutwelle bäumte sich damals an der Pazifikküste auf und walzte alles nieder: Häuser, Häfen, Schulen, Friedhöfe. Dörfer, Städte und riesige Anbauflächen versanken in den Wasser- und Schlammmassen. Etwa 18.500 Menschen starben oder gelten seitdem als vermisst. Die Katastrophe beschädigte das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi so schwer, dass es in einigen Reaktorblöcken zur Kernschmelze kam und die Umgebung der Anlage radioaktiv verstrahlt wurde. Es war der weltweit schwerste Atomunfall seit dem GAU in Tschernobyl 1986.

Baukrane stehen am Atomkraftwerk Fukushima Daiichi.
Baukrane stehen am Atomkraftwerk Fukushima Daiichi.
© kyodo/dpa

Japans rechtskonservativer Ministerpräsident Shinzo Abe erklärte bei der Gedenkfeier im Nationaltheater von Tokio, der Wiederaufbau der Katastrophenregion mache „stetig Fortschritte“. Im kommenden Jahr richtet das Land die Olympischen Spiele aus, die Auftaktspiele im Baseball und Softball sollen in Fukushima stattfinden. Von den 470.000 Menschen, die zwischenzeitlich wegen der Dreifach-Katastrophe fliehen mussten, leben jedoch noch immer 52.000 Menschen entwurzelt. Rund 1300 Betroffene sind weiter in Behelfsunterkünften untergebracht. Grund sind unter anderem Verzögerungen beim Bau von Ersatzwohnungen und finanzielle Probleme.

Rund 2500 der Opfer gelten auch nach acht Jahren offiziell als vermisst. Noch immer werden Suchaktionen organisiert. In Japan können die Menschen den Tod nur akzeptieren, wenn die Gebeine gefunden werden. „Ich habe immer noch das Gefühl, dass er eines Tages plötzlich auftaucht“, erzählt eine 20-jährige Japanerin, deren Bruder vom Tsunami fortgerissen worden war, Reportern. Bei Regen und stürmischen Böen beteten Überlebende und Angehörige für die Opfer. Die Unglücksregion soll heute unter anderem dank einer riesigen Tsunami-Schutzmauer besser gegen solche Katastrophen geschützt sein.

"Wir können nichts anderes fühlen als Schmerz, wenn wir an die Leiden derjenigen denken, die ihre geliebten Familienmitglieder, Verwandten und Freunde verloren haben", sagte Ministerpräsident Abe. Japans greiser Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko nahmen nicht an der Gedenkzeremonie teil. Sie wurden von ihrem zweitältesten Sohn Prinz Akishino und seiner Frau Kiko vertreten. Auch in den betroffenen Küstenorten legten Einwohner Blumen im Gedenken an die Opfer nieder.

Als Konsequenz des Reaktorunglücks wurden in Japan Dutzende Atomkraftwerke abgeschaltet. Die Evakuierungsanordnungen für die Umgebung des Atomkraftwerks Fukushima wurden mittlerweile weitgehend aufgehoben, nur ein paar Gebiete mit hohen Strahlungswerten dürfen weiter nicht betreten werden. Die Bevölkerungszahl in der Präfektur Fukushima ist aber heute weniger als halb so groß wie vor dem Unglück.

Menschen werfen zu Gedenken der Tsunami-Katasreophe Blätter ins Meer in Soma, in der Präfektur von Fukushima.
Menschen werfen zu Gedenken der Tsunami-Katasreophe Blätter ins Meer in Soma, in der Präfektur von Fukushima.
© JIJI PRESS/AFP

Wiederaufbauminister Hiromichi Watanabe versicherte, in 97,3 Prozent der Region sei es "möglich, ein normales Leben zu führen". Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace bezweifeln diese Einschätzung allerdings.

In Fukushima hat die Regierung die Evakuierungsanordnungen für viele der Gemeinden nahe der Atomruine zwar inzwischen aufgehoben, nachdem der Staat weite Gebiete hatte dekontaminieren lassen. Doch nur wenige frühere Anwohner sind bislang in ihre früheren Häuser zurückgekehrt. Derweil berichtet der Atombetreiber Tepco von „deutlichen Fortschritten“ in der Atomruine. Die Strahlenwerte auf dem Gelände seien deutlich gesenkt worden. Tepco hofft, mit der Bergung des geschmolzenen Brennstoffs aus den Reaktoren im Jahr 2021 beginnen zu können. Bis die Atomruine zurückgebaut ist, wird es aber noch Jahrzehnte dauern. (dpa, AFP)

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