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Online-Dating: In den USA lernen sich inzwischen zwei Drittel der neuen Ehepaare durch Online-Dating kennen.
© picture alliance / dpa

Online-Dating: Internet-Ehen sind etwas glücklicher

US-Ehepaare, die sich beim Online-Dating kennengelernt haben, sind im Durchschnitt etwas zufriedener. Das fand der bekannte Psychologe John Cacioppo von der Universität Chicago heraus.

Singles gehen heutzutage häufig im Internet auf Partnersuche. So kann aus einem kleinen Online-Flirt eine ernsthafte Beziehung entstehen, die sogar in einer Ehe münden kann. Eine repräsentative Befragung von fast 20 000 Amerikanern, die im Jahr 2013 in der Zeitschrift der Nationalen Akademie der Wissenschaften der USA erschienen ist, offenbart Erstaunliches: Mehr als zwei Drittel derjenigen, die zwischen 2005 und 2012 heirateten, haben sich im Internet kennengelernt, meist im Rahmen der Partnervermittlung, aber auch in sozialen Netzwerken. Diejenigen Paare, die zuerst auf elektronischem Weg Kontakt miteinander knüpften, ließen sich – zumindest im Verlauf der Jahre, die die Studie dauerte – auch etwas seltener scheiden. Die Ehen, die durch Online-Dating entstanden waren, wurden von den Partnern im Durchschnitt zudem als etwas glücklicher eingestuft.

Online-Dating: Online-Paare gebildeter als Offline-Paare

Dieser kleine Unterschied blieb auch erhalten, nachdem die Forscher um den bekannten Psychologen John Cacioppo von der Universität Chicago die Charakteristika beider Gruppen „herausgerechnet“ hatten: „Online-Ehepaare“ waren im Durchschnitt etwas gebildeter und standen häufiger im Arbeitsleben als Verheiratete, die sich zuerst in der realen Welt über den Weg gelaufen waren. Unter diesen Paaren, die sich nicht im Netz kennengelernt hatten, waren diejenigen am glücklichsten, deren Bekanntschaft schon aus der Zeit der Ausbildung datierte. Am wenigsten zufrieden mit ihrer Ehe zeigten sich Befragte, die sich in Clubs oder Bars kennengelernt hatten.

Dating online: Große Auswahl an Singles in Partnerbörsen, Flirt-Apps und sozialen Netzwerken

Wer einen Partner sucht, findet im Internet zahlreiche Möglichkeiten dafür. In seriösen Partnerbörsen wie Parship, Elitepartner, eDarling und Co. werden potentielle Partner anhand von Persönlichkeitstests herausgesucht und erscheinen in den Partnervorschlägen des jeweiligen Profils. In kostenlosen Flirt-Apps wie zum Beispiel Loovo können Singles auf dem Smartphone auch von unterwegs nach einem Partner suchen. Soziale Netzwerke sind ebenfalls als Single-Plattform beliebt. Bei Facebook können Singles durch den Eintritt in bestimmte Single-Gruppen einen Partner finden und per privater Nachricht Kontakt mit ihnen aufnehmen.

Beim Online-Dating können sich Singles früher öffnen

Internet-Ehen sind glücklicher als „Offline-Ehen“. Woran kann es liegen, dass die Bekanntschaften, die durch Online-Dating begannen, zu etwas glücklicheren und stabileren Ehen wurden? Hier können die amerikanischen Psychologen nur Vermutungen anbieten. Zunächst ist dort die Auswahl größer als im Alltag der meisten Singles. Zudem könnte es sein, dass professionelle Partnervermittlungen tatsächlich die versprochene gute Vorauswahl treffen. Tatsächlich erwiesen sich unter den Ehen mit Internet-Background diejenigen als stabiler, die nicht auf eine Bekanntschaft in sozialen Netzwerken wie Facebook, sondern auf Vermittlung in eigenen Portalen zurückgingen.

Menschen, die sich dort kennenlernen, sind gezielt auf der Suche – auch das könnte die Chancen für das Gelingen erhöhen. Befragungen haben ergeben, dass nach der ersten Bekanntschaft Schritte wie Heiraten und Kinderkriegen schneller folgen, wenn Menschen sich nach einer Suche im Netz gefunden haben. Dort haben sie „die Erwartungssicherheit, dass auch der andere auf der Suche ist“, wie die Soziologin Doreen Zillmann sagt, die in einer Arbeitsgruppe der Uni Bamberg zum Internet als potentiellen Markt für Singles forscht.

Erwiesen ist zudem, dass Menschen, die sich online auf Partnersuche begeben, eher bereit sind, Einblick in ihre Lebenseinstellung, ihre Ansichten und Gefühle zu geben – was schnell zu großer Nähe führen kann. Das könnte daran liegen, dass man zu Hause, ungesehen und ohne Zeitdruck offener über sich selbst schreiben kann.

Psychologieprofessor John Cacioppo, der international durch seine Forschung zur menschlichen Einsamkeit berühmt wurde, hält es allerdings für möglich, dass Menschen, die sich im Netz finden, von vorneherein andere Persönlichkeitsmerkmale haben oder eine größere Motivation zum Aufbau einer stabilen Beziehung mitbringen. Ob das stimmt, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

Sicher ist, dass Verheiratete unabhängig davon, ob sie sich durch Online-Dating in einer Singlebörse, bei Facebook oder per Flirt-App kennengelernt haben, langfristig Lust behalten müssen, miteinander zu kommunizieren, auch wenn das Chatten nun als Gespräch in den gemeinsamen vier Wänden stattfindet. „Eine glückliche Ehe ist wie eine lange Unterhaltung, die einem trotzdem zu kurz vorkommt“, merkte dazu der französische Schriftsteller André Maurois an.

Adelheid Müller-Lissner

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