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Ist doch klar was hier passiert! - Oberplayboy Hugh Hefner (88) und seine Frau Crystal Harris (28).
© DPA

Schon 20 Jahre sind 20 zu viel: Immer noch Tabu: Große Altersunterschiede bei Paaren

Lea ist 32 Jahre alt, ihre bisherigen Partner waren im Schnitt 20 bis 40 Jahre älter als sie. Die Gesellschaft mache ihr meistens Vorwürfe, ihr ginge es nur ums Geld. Doch sie findet ältere Männer einfach besser. Dennoch scheitern ihre Beziehungen immer wieder am gesellschaftlichen Tabu.

Ihr erster Freund hatte „ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel“, sagt Lea*. Da sei sie gerade mal volljährig gewesen. Heute erzählt die 32-Jährige mit Leichtigkeit von ihren heimlich gehaltenen Beziehungen zu viel älteren Männern. Sie gehe zwar nicht vollkommen offen damit um, aber Menschen, die das akzeptieren, gebe es ja auch. „Doch ich bekomme mehr abfällige Blicke als Zustimmung zu spüren“, sagt sie und schaut runter auf die Friedrichstraße in Berlin-Mitte.

Wir haben uns dort verabredet, wo sich Lea am wohlsten fühlt. Hier zwischen den vielen Touristen und Anzugträgern falle sie nicht auf. Hier könne sie frei sprechen. Dabei ist Lea gar nicht so auffällig, sie hat sich mit der Zeit nur einen Hang zum Verstecken angeeignet.

Eigentlich könnte Lea „jeden haben“, betont sie immer wieder. Die Managerin ist beruflich erfolgreich und selbstbewusst, schlank und groß gewachsen: „Alte Männer sind aber einfach besser“, lautet ihre Antwort auf die nahe liegende W-Frage. 

„Eine junge Frau schläft mit einem viel zu älteren Mann, der ihr Vater sein könnte.“ Damit sei die Geschichte für die Gesellschaft meistens fertig erzählt, beklagt Lea. Nur wenige ihrer Studienfreunde hätten sich daran gewöhnt, dass ihr Partner meist doppelt so alt wie die anderen am Tisch sei. Die Freunde ihrer Partner müssten sich auch erstmal darauf einstellen, dass dort „ihre Tochter sitze“, wie sie oft im Leben gesagt bekommen habe.

Das größere Tabu: Alte Frau, junger Mann

Beziehungen zwischen älteren Frauen und jungen Männern kommen nicht so oft vor wie andersherum. Madonna, Heidi Klum oder Demi Moor sind allerdings berühmte Beispiele, dass es diese Konstellationen auch gibt. Und es scheint mindestens so problematisch zu sein, wie in Leas Fall. In der Klatschpresse kann man dann die entsprechenden Kritiken nachlesen.  

Wenn die Liebe und die sexuelle Vorliebe an einen – für einige zu – großen Altersunterschied geknüpft sei, rümpfe die Gesellschaft meist ihre Nase, weiß auch Paarberater Ferdinand Krieg zu berichten. Der Berliner Coach hat immer wieder mit diesem Problem in seiner Praxis zu tun. "Wenn die fehlende Akzeptanz für große Altersunterschiede in die Beziehung eindringen, kann das für ein Paar sehr belastend sein", sagt Krieg.

Seiner Erfahrung nach habe sich die Gesellschaft irgendwie auf Konstellationen zwischen älteren Männern und jüngeren Frauen eingestellt. Umgekehrt würden Paare aus älteren Frauen und jüngeren Männern kritischer betrachtet. "Die Frau wird dann als lüstern dargestellt", sagt Krieg. Während ältere Männer sich dann über ihre finanzielle Macht und ihre sexuelle Natur eher eine jüngere Partnerin halten dürfen.

Dennoch leidet Lea unter den Vorurteilen. Dabei sei die Tendenz zu einem hohen Altersunterschied nicht außerordentlich neu oder komplett abwegig. „Sonst wären ja die vielen Sexanzeigen ‚Reife Frauen ab 60’ alles andere als wirtschaftlich“, sagt Lea. 

In der Familie herrscht Schweigen über die "Opa-Beziehungen"

Demi Moore und Ashton Kutcher - der Altersunterschied ging für viele gar nicht.
Demi Moore und Ashton Kutcher - der Altersunterschied ging für viele gar nicht.
© DPA

Ihren aktuellen Lebenspartner, immerhin 28 Jahre älter als sie, nehme Lea nur ungern auf Betriebsfeiern mit. Seitdem sich im Büro herumgesprochen hat, dass sie auf „Alte steht“ schauen sie die Kollegen anders an.

Die männlichen Kollegen, meistens auch ältere Jahrgänge, würden sie frivoler als je zuvor betrachten. „Ich fühle mich wie ein Stück Fleisch“, sagt sie. Ein älterer Kollege machte neulich eine Andeutung, ob sie mit ihm nicht kurz in den Kopierraum gehen könne. Einige weibliche Kolleginnen habe sie ertappt wie sie in der Büroküche über sie gelästert hätten. Der Satz „die steht wohl auf faltige Ärsche“ soll vor lautem Gelächter an der Kaffeemaschine gefallen sein.   

Auch in ihrer Familie spricht niemand mehr über das Thema „Opa-Beziehungen“. Tot schweigen sei die beste Lösung. Ihre Partner würde sie nur noch selten ihren Eltern vorstellen. „Meine Mutter macht sich immer Sorgen, dass mein Freund am nächsten Tag ‚an Demenz verreckt’, ein Pflegefall wird oder stirbt“, zitiert Lea aus einer Familienrunde. Es müsse mindestens ein Jahr vergehen, ab dem Zeitpunkt, an dem es ernst werde. Sonst lohne sich der ganze Aufwand nicht. 

Ein schwules Paar als Vorbild

In der Schule schon war Lea immer wieder in ihre Lehrer verknallt. Die gleichaltrigen Schüler haben sie kaum interessiert. „Ich mag keine kindischen Jungs“, das sei eben so und das habe sich nie geändert. Schon damals wurde sie oft gefragt, was sie denn machen wolle wenn sie eines Tages auch alt sei. Lea schüttelt den Kopf. Der Witz sie ginge dann mit einer Mumie ins Bett, traf sie als junge Frau sehr hart.

Auch für ihre Partner sei die Beziehung zu ihr nie leicht gewesen. Sie müssen sich anhören, dass sie sich eine gut aussehende Partnerin für Sexspielchen halten. Zwei von vier ernsthaften Beziehungen seien so an der vorgeschriebenen Moral und der gesellschaftlichen Norm gescheitert, bilanziert Lea.

Paarcoach Ferdinand Krieg sieht auch die Neidgesellschaft als Grund für die mangelnden Akzeptanz. "Es ist halt für einige schlimm, wenn andere glücklich sind mit einem jüngeren Partner", sagt Krieg. Darüber hinaus könne sich ein 40-jähriger Mann oder eine 45-jährige Frau von den vom Gesetzgeber festgelegten und sinnvollen Altergrenzen verschreckt fühlen: "Die Beziehung zu einem Menschen der gerade 19 ist, wird dann schwierig."

Der Experte empfiehlt einen offenen Umgang innerhalb solcher Beziehungen mit dem Thema. Er hofft auf mehr prominente Beispiele. Vielleicht nicht nach dem Vorbild von Playboy Hugh Hefner: "Die Beziehung vom ehemaligen Hamburger Bürgermeister Ole von Beust zu seinem jüngeren Partner ist aber ein gutes Beispiel, dass es sogar unter verstärkt öffentlicher Beobachtung funktionieren kann", sagt Krieger.

 *Name geändert

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