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Schwer verwüstet wurde das Urlaubsparadies Saint-Martin.
© AFP

Schwere Zerstörungen: Hurrikan "Irma" trifft Karibik mit voller Wucht

"Irma" ist der stärkste jemals über dem Atlantik gemessene Wirbelsturm. Besonders schlimm ist die Lage auf Saint-Martin.

Die, die überhaupt noch Strom haben, schauen gebannt auf die Bildschirme. Immer wieder baut sich das bedrohliche Bild der Wettersatelliten auf, das in die Wohnzimmer übertragen wird. Fernsehen und Internet, sofern sie funktionieren, sind die letzte Verbindung mit der Außenwelt.

Die Menschen fragen sich, welchen Weg Hurrikan "Irma" genau nehmen wird und beten, dass es nicht ganz so schlimm wird. Dann bricht draußen mit tosendem Lärm der Sturm über die Karibik herein. Der stärkste jemals über dem Atlantik gemessene Wirbelsturm hat die Karibik mit voller Wucht getroffen.

Karibikinsel Saint-Martin schwer getroffen

So wie auf der Karibikinsel Saint-Martin, die bislang als Urlaubsparadies galt. Mehr als 95 Prozent der Inselstruktur seien zerstört, hieß es aus Regierungskreisen. Bilder aus der Vogelperspektive zeigen, was das bedeutet: Tausende Häuser sind entweder zerstört oder zumindest abgedeckt. Boote sind wie Spielzeuge durch die Straßen gedrückt, Autos liegen kopfüber am Straßenrand. Als hätte eine riesige Hand der ganzen Stadt einfach die Decke abgerissen.

Es wird Jahre dauern, bis Saint-Martin wieder in alter Blüte erstrahlen wird. Doch die Gefahr ist noch nicht vorbei. Wetterexperten sagen bereits in Kürze einen neuen Hurrikan voraus, der gerade über dem Atlantik Wassermassen aufsaugt und seine zerstörerische Energie tankt.

Weil die Menschen keine Unterkünfte mehr haben oder stark eingeschränkt sind, drohen die ersten Klimaflüchtlinge. Zum Glück ist die Bevölkerung Tropenstürme gewohnt, deswegen bleiben zumindest die menschlichen Schäden überschaubar: Vier Menschen kamen nach bisher vorliegenden Erkenntnissen auf der Insel ums Leben.

Dramatische Lage auch in der Dominikanischen Republik

Dramatisch ist die Situation nach "Irma" auch in der Dominikanischen Republik. Umgestürzte Strommasten und Bäume ließen die Stromversorgung und die Infrastruktur des Landes zusammenbrechen. Touristen strandeten, weil Flüge in die Heimat eingestellt wurden. Sie posten ihren Ärger in den sozialen Netzwerken.

Doch wie immer traf es auch hier die Ärmsten der Armen besonders heftig. Ihre Hütten wurden von den kräftigen Winden eingedrückt oder einfach weggeweht. Nachbar Haiti blieb offenbar das Schlimmste erspart. Das bettelarme Land, bereits von einem Erdbeben (2010) sowie Cholera-Epidemien und Tropenstürmen heimgesucht, wurde vom Hurrikan nur gestreift. Das reichte, um einige Häuser zu zerstören, die ganz große Katastrophe blieb zum Glück aus.

Kein anderes Land in der Region ist den Wetterauswüchsen so schutzlos ausgeliefert wie der Teilstaat der Insel Hispanola. Das liegt vor allem daran, dass die Menschen über keinerlei Mittel verfügen, ihre Unterkünfte gegen Sturm und Flut zu schützen. Doch auch hier gilt, die Erleichterung über die ausgebliebene ganz große Katastrophe wird von der Angst vor dem nächsten Hurrikan abgelöst, der Haiti doch wieder zentral treffen könnte.

Puerto Rico hat der Sturm dagegen mit voller Wucht getroffen. Die Karibikinsel, die jüngst wegen ihrer Überschuldung in die Schlagzeilen geriet, muss nun auch noch mit den Folgen von "Irma" fertigwerden. Die Straßen sind übersät mit Trümmerteilen, ganze Häuser wurden einfach hinweggeweht. Wovon die Schäden bezahlt werden sollen, ist unklar.

Kuba aktivierte ein eingespieltes Notfallprogramm

Kuba gilt in der Region als das Land, das am besten auf die Wirbelstürme vorbereitet ist. Vorsorglich brachte die kommunistische Regierung der Insel Touristen in Sicherheit. Havanna aktivierte ein in diesen Fällen eingespieltes Notfallprogramm. Die Menschen suchen Schutzräume auf, der Notfallplan ist längst aktiviert.

Doch noch so klug ausgeklügelte Pläne können nur helfen, wenn die Wucht des Sturmes nicht zu groß ist. "Irma" hat den Menschen in der Karibik gezeigt, wie ausgeliefert sie den Naturgewalten sind und wie zufällig der Hurrikan über Leben und Tod, Zerstörung und Schonung entscheidet. Das Zittern beginnt mit dem nächsten Tropensturm von Neuem.

Tobias Käufer

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