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Update

Täter von Münster: Hatte der Amokfahrer Jens R. Kontakte zu Rechtsextremisten?

Beruflich gescheitert und gewalttätig: Der Amokfahrer Jens R. schrieb in einem Abschiedsbrief von "persönlichem Frust". Ermittler untersuchen jetzt, ob er rechtsextremistische Motive hatte.

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Der Amokfahrer von Münster war offenbar ein beruflich gescheiterter, gewalttätiger Einzelgänger. Die Ermittler sind inzwischen überzeugt, dass der Täter in Suizidabsicht handelte. „Nach der bisherigen Analyse und Auswertung der vorliegenden Dokumente, Spuren und Aussagen sind die Ermittlungsbehörden sicher, dass der 48-Jährige in Suizidabsicht handelte“, erklärte Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt am Montagabend zu den bisherigen Ergebnissen. Bei der Durchsuchung der Wohnung des ledigen und kinderlosen Mannes sei unter anderem ein über einen Balken gelegtes Hanfseil mit Henkersknoten gefunden worden. Dieses Seil sei ein „eindeutiger Hinweis“.

Für die Suizidabsicht spreche auch die Tatsache, dass sich der Mann unmittelbar nach dem Stillstand des Fahrzeugs erschossen hat. Im Magazin der im ehemaligen Jugoslawien hergestellten Pistole hätten sich noch weitere Patronen befunden. „Offensichtlich wollte sich der Täter nach der Todesfahrt direkt selber richten“, erklärte der Leiter der Ermittlungskommission, Kriminalhauptkommissar Joachim Poll, in einer gemeinsamen Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft. „Bei einer Gesamtschau der Indizien sind wir uns sicher, der Täter handelte in Suizidabsicht.“ Jens R. habe Ende März in einer E-Mail an einen Nachbarn „persönlichen Frust“ und vage Gedanken an einen Suizid geäußert, hieß es am Sonntag in Sicherheitskreisen. Er hatte bereits einen Suizidversuch hinter sich. Es bleibe allerdings offen, ob R. auch rechts motiviert war.

Bereits am Sonnabend hatten Sicherheitsexperten angedeutet, der Täter könnte Kontakte zu Rechtsextremisten unterhalten haben. Am Sonntag war dann zu erfahren, Jens R. habe eine Zeitlang in Pirna (Sachsen) in einem Mietshaus gelebt, in dem mutmaßliche Mitglieder einer „Kameradschaft“ wohnen. Das sächsische Landeskriminalamt untersuche, ob der Amokfahrer in Verbindung zu diesen Leuten stand. Der Amokfahrer soll zudem eine Wohnanschrift in Heidenau (bei Dresden) gehabt haben.

Geprüft werde auch, ob Jens R. Kontakte zur rechten Szene in Münster hatte, hieß es. Das bräunliche Milieu in der Stadt gilt als vergleichsweise klein. Bei der Kombination „gewalttätig – Waffennarr – frustriert“ sei eine „Affinität“ zum Rechtsextremismus nicht untypisch, sagten Sicherheitsexperten. Jens R. soll auch seinen Vater bedroht haben. Polizei und Staatsanwaltschaft Münster berichteten Sonntagabend von fünf eingestellten Verfahren zwischen 2014 und 2016 zu „Auseinandersetzungen im familiären Bereich“.

Polizeiabsperrung vor der Wohnung des Amokfahrers in Münster
Polizeiabsperrung vor der Wohnung des Amokfahrers in Münster
© AFP/Michael Gottschalk

In seiner Wohnung in Münster fand die Polizei Gasflaschen, Kanister mit Benzin und Bioethnanol, Polenböller und ein nicht schussfähiges Schnellfeuergewehr des Typs AK 47, landläufig bekannt als „Kalaschnikow“. Es handele sich um eine „Dekowaffe“, sagten Sicherheitskreise. Dies sind täuschend echt aussehende Repliken echter Schussgeräte. Auch solche Attrappen gelten als potenziell gefährlich, da sie von begabten Bastlern zu scharfen Waffen umgebaut werden können.

Auffällige Drähte

Die Ermittler gehen auch dem Verdacht nach, ob der 48-Jährige bei seinem Suizid die Anschläge islamistischer Terroristen nachahmen wollte. Jens R. war ähnlich wie Anis Amri im Dezember 2016 in Berlin mit seinem Fahrzeug in eine Menge gerast. Der Münsteraner hatte sich dann in seinem Fahrzeug, einem Campingbus der Marke VW California, mit einer Pistole erschossen. Gefunden wurden in dem Wagen Polenböller und zusätzlich zur scharfen Pistole eine Schreckschusswaffe.

Da auffällige Drähte zu sehen waren, hatte die Polizei vermutet, Jens R. sei mit einer Bombe unterwegs gewesen. Meldungen, die Drähte seien mit einer Tasche verbunden gewesen, bestätigten sich nicht. In der Hektik am Tattag gab es Angaben aus Sicherheitsbehörden, die später korrigiert wurden. So hatte die Münsteraner Polizei zuerst von drei Toten gesprochen, später von zwei. Außerdem stellten sich Zeugenaussagen als falsch heraus, aus dem Fahrzeug seien zwei Männer herausgesprungen. Die Polizei hält Jens R. für einen Einzeltäter. (mit dpa)

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