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George Michael
© dpa

Konzertpremiere im Fußballheiligtum: George Michael in New Wembley

George Michael ist tot. Hier noch einmal unser Bericht zu seinem großen Auftritt zur Eröffnung des neuen Wembleystadions als Konzertbühne 2007 in London.

George Michael schlendert auf die Bühne, als ginge er nur mal kurz zum Kiosk um die Ecke und nicht mitten hinein in den Jubel von 80.000 Fans. Das neue Wembleystadion ist wie im Vorbeigehen als Konzertarena eröffnet. Ein schwindelerregender Raum, gestaltet von Stararchitekt Norman Foster, füllt sich mit Leben. 52 Meter ist das Stadion hoch. Darüber spannt sich ein 315 Meter langer Bogen, der das 7000 Tonnen schwere Dach trägt. „Ich bin tatsächlich hier“, sagt George Michael beim Eröffnungskonzert. „Ich kann es kaum glauben.“ Am Tag zuvor stand der britische Popstar noch in einem Gerichtssaal. Wegen Fahrens unter Drogeneinfluss wurde er zu 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt. „Ich will es hinter mich bringen und mich auf das wichtigste Konzert meines Lebens vorbereiten“, hatte er am Tag der Gerichtsverhandlung gesagt.

„Wenn ihr singen und tanzen wollt, dann seid ihr im richtigen Gebäude“, ruft George Michael den Fans jetzt zu. Wembley ist nicht nur ein mythischer Fußball-Ort, sondern auch die Heimstatt großer Popereignisse. Madonna kommt gleich nach Maradona auf den Fotos, mit denen die Geschichte Wembleys im Stadionrundgang dokumentiert wird. 1985 fand im alten Wembleystadion das erste Live-Aid-Konzert statt – mit George Michaels Band Wham! –, 1988 das Nelson-Mandela-Tribute. Als letzte Künstler vor dem Abriss traten im August 2000 Bon Jovi in Wembley auf.

Eigentlich sollte die amerikanische Band auch die neue Arena eröffnen, und zwar schon im Sommer letzten Jahres. Doch New Wembley wurde nicht rechtzeitig fertig. Immer wieder gab es Bauverzögerungen bei dem 1,2-Milliarden- Euro-Projekt. Jetzt weihen Bon Jovi am 24. Juni den zur Konzerthalle umgebauten Millennium Dome am südlichen Themse-Ufer ein.

Ein Londoner weiht New Wembley ein

Statt amerikanischem Rock schallt nun britischer Pop zur Eröffnung durch das neue Wembleystadion. Es passt, dass ein Londoner die Arena einweiht. Ein Londoner aus einer der vielen Einwandererfamilien, die Großbritanniens Hauptstadt so kosmopolitisch und spannend machen. Georgios Kyriacos Panayiotou lautet George Michaels bürgerlicher Name. Seine griechische Herkunft wird im Laufe des Abends noch eine Rolle spielen.

„25 live“ ist der Slogan des Konzerts. George Michael feiert silbernes Bühnenjubiläum. Wham!-Hits wechseln sich mit Solo-Songs ab. Seine Bühnenshow ist schlicht und bombastisch zugleich. Er selbst gibt eher klassisch den Entertainer, mit Barhocker und weinrotem Jackett. Seine Band ist drei Stockwerke hoch. Dazu grell-bunte, rhythmisch zuckende Computeranimationen als Variationen auf die Regenbogenfahne. Sie ist das stolze Symbol der Schwulen und Lesben, aber auch – etwas unterschiedlich – die Flagge der Friedensbewegung.

George Michael sind beide Botschaften wichtig. Mit dem Lied „Shoot the Dog“ hat er schon 2002 die bedingungslose militärische und politische Unterstützung Amerikas durch die britische Regierung kritisiert. Das Bühnenbild zu „Shoot the Dog“: am Samstagabend: eine britische Bulldogge, die George W. Bush einen bläst.

"Das ist mein kleiner Moment"

Mit seiner Homosexualität geht George Michael offen um seit seinem eher unfreiwilligen Coming-Out 1998, als ihn die kalifornische Polizei wegen „unzüchtigen Benehmens“ auf einem Männerklo festnahm. Die einmal verschobene zivile Trauungszeremonie mit seinem Lebensgefährten Kenny Goss will der 43-jährige Popstar bald nachholen, hat er der britischen Presse unlängst anvertraut.

Was sonst so über ihn zuletzt in den britischen Medien geschrieben wurde, gefällt George Michael weniger. Die Berichterstattung über seinen Prozess hat er bereits tags zuvor als einseitig gegen ihn gerichtet und sensationslüstern kritisiert. „Das ist mein kleiner Moment“, sagt er nun und kündigt eine persönliche Botschaft an „für all die kleinen Lügner, die in den letzten Monaten über mich geschrieben haben“. Wort für Wort lässt er seine Fans im Stadion nachsprechen: „Leckt mich an meinem behaarten griechischen Arsch.“

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