Griechenland: Für Frauen bleibt der Heilige Berg Athos verboten
Die Mönchsrepublik auf Griechenlands Heiligem Berg Athos ist ein Männerclub. Das soll auch so bleiben, hat die Athener Regierung entschieden.
Es bleibt dabei: Frauen sollen auch in Zukunft keinen Zutritt zum Heiligen Berg Athos haben. So ist das seit fast tausend Jahren in der autonomen Klosterrepublik auf der nordgriechischen Halbinsel Chalkidiki. Das bekräftigte am Wochenende die Verwaltung des Agion Oros, wie der Athos von den griechisch Orthodoxen genannt wird. Sie reagierte damit auf Medienberichte, wonach der Weltkirchenrat beschlossen habe, das Zutrittsverbot aufzuheben.
Dem Weltkirchenrat gehören rund 350 christliche Kirchen aus aller Welt an. Der Weltkirchenrat sei zwar eine „angesehene Institution“, sagte Aristos Kasmiroglou, der von der griechischen Regierung eingesetzte zivile Verwaltungschef der Klosterrepublik. Über eine autonome Region Griechenlands könne der Weltkirchenrat aber nicht befinden.
Etwa 2500 Mönche widmen sich dem Glauben
Das „Avaton“ („unbetreten“), wie das Verbot für Frauen auf dem Heiligen Berg genannt wird, geht zurück auf das Jahr 1060. Damals schrieb der Kaiser von Byzanz diese Regelung in einer Goldenen Bulle, also einem Rechtsdokument des Mittelalters, fest. Sogar die osmanischen Besatzer, die Griechenland im 15. Jahrhundert eroberten und fast 400 Jahre lang beherrschten, respektierten die Autonomie des Athos und ließen die Klöster unangetastet. Und auch die Europäische Union, der Griechenland 1981 beitrat, erkennt den Sonderstatus der Mönchsrepublik an. Er ist in der Verfassung Griechenlands und im Schengener Abkommen festgeschrieben.
Das erste Kloster auf dem Agion Oros wurde schon im Jahr 963 von einem byzantinischen Mönch gegründet. In den Jahrzehnten und Jahrhunderten hernach gründeten auch russische, bulgarische, georgische und serbische Mönche Klöster auf dem Heiligen Berg. Heute gibt es 20 Großklöster auf dem Athos. Sie gehören zum Weltkulturerbe der UN-Kulturorganisation Unesco. Die etwa 2500 Mönche führen ein weltabgewandtes, ganz dem Glauben gewidmetes Leben.
Das Frauenverbot gilt angeblich der Ehre der Muttergottes
Auf dem Athos gehen die Uhren anders. Der Tag endet nicht um Mitternacht, er beginnt bei Sonnenuntergang. Dann ist es auf dem Heiligen Berg null Uhr. Die Mönche folgen dem julianischen Kalender. Das bedeutet eine Differenz von 13 Tagen zum gregorianischen Kalender, der um 1580 in Westeuropa eingeführt wurde.
Die Mönchsrepublik ist für männliche Pilger zugänglich, die dazu jedoch eine Genehmigung benötigen. Man bekommt sie in einer Vertretung der Mönchsrepublik in der Stadt Thessaloniki. Normalerweise erhalten auch Touristen problemlos die Anerkennung als „Pilger“.
Dass Frauen der Zutritt verboten ist, löste in den vergangenen Jahren immer wieder Kontroversen aus. Offiziell wird das Avaton damit begründet, dass damit Maria, die Mutter Jesu, geehrt werden solle. Ihr ist der Heilige Berg gewidmet. Sogar Ausflugsboote müssen mindestens 500 Meter Abstand von der Küste des Athos halten, wenn Frauen an Bord sind. Bereits 2003 forderte das Europaparlament eine Abschaffung des Avaton – ohne Erfolg. Hartnäckig halten sich allerdings Gerüchte, dass es schon mehrfach Frauen gelungen sein soll, in Männerkleidern den Athos zu betreten.
Gerd Höhler